02.07.2019 / Andacht
Wenn die Seele hungert
Wie wir dem Frustessen mit Hilfe des besten Sattmachers entgegenwirken können.
Der Tag bis hier hin war wirklich nicht erste Sahne. Viel zu viel Unzufriedenheit hat sich angestaut. Warum bekomme ich nie dieselbe Aufmerksamkeit wie der Rest der Familie? Warum wird meine Leistung auf der Arbeit nicht gewürdigt? Zu Hause falle ich direkt auf die Couch. Erstmal nichts tun. In die Abendgestaltung baue ich heute nur noch den Gang zum Kühlschrank ein. Nach der gewohnten Portion Abendbrot ist der Magen zwar gefüllt, trotzdem versorge ich mich in regelmäßigen Abständen mit Nachschlag.
Ob Schokolade, Chips oder gleich ein ganzer Eisbecher: Jeder hat sein eigenes Geheimrezept, um den Frust des Tages zu verdauen. Wir haben die Veranlagung, Gefühle wie Ablehnung oder Unsicherheit mit Essen zu verdrängen. Dabei hungert nicht der Magen, sondern die Seele. Anerkennung, Liebe und Geborgenheit sind Bedürfnisse, nach denen sich jeder Mensch sehnt. Manchmal schaffe ich es, solche Sehnsüchte während meines Abends auf der Couch mit einer XXL Packung Zartbitterschokolade kurzzeitig zu vergessen. Aber ich schaffe es nie, sie für immer runter zu schlucken. Spätestens am nächsten Morgen weckt mich wieder die Unsicherheit: Bekomme ich heute die Anerkennung, die ich mir wünsche? Die Angst vor Ablehnung und die Sehnsucht nach Liebe ist noch dieselbe wie am Vorabend. Die Seele hungert weiter.
Wir haben die Veranlagung, Gefühle wie Ablehnung oder Unsicherheit mit Essen zu verdrängen. Dabei hungert nicht der Magen, sondern die Seele.
Das Brot, das für immer satt macht
Was also tun? Wichtig ist, sich zu fragen, welche Sehnsucht verdrängt wird. Sich mit dem eigentlich Grund des Frustessens zu beschäftigen, öffnet auch die Augen dafür, was diese Art von Hunger überhaupt stillen kann. Meine Erfahrung zeigt, dass Essen den Hunger nach Anerkennung nicht stillen kann. Im Johannesevangelium habe ich eine effektivere Lösung gefunden. Jesus Christus bezeichnet sich darin als das Brot des Lebens. Er versichert, dass alle, die zu ihm kommen nicht mehr hungern werden. Ich habe deshalb gelernt, meine tiefsten Bedürfnisse Jesus anzuvertrauen. Wann immer ich auf dem Heimweg bin und vor allem dann, wenn der Abend Couch- und Kühlschrankpotential hat, spreche ich mit Jesus darüber. Auf dem Fahrrad, im Auto, in der Bahn – ich erzähle es ihm.
Oft erkenne ich erst beim Erzählen den eigentlichen Kern meines Frusts. Und ich erlebe, wie Jesus dabei meinen Blick auf seine Gedanken über mich richtet: Noch bevor ich überhaupt meine Arbeit fertig stelle oder etwas anderes tun kann, hat er mich geliebt. Er schenkt mir nicht nur Anerkennung für das, was ich tue, sondern vor allem, dafür, dass ich bin. Jesus versorgt mich auf diesem Weg mit dem, wonach meine Seele hungert. Die Zeit zwischen der Arbeit oder dem Familientreffen und der Couch in meinem Wohnzimmer ist für mich deshalb Gold wert. Diese Zeit ist geprägt von Jesus, der mich versorgt und verhindert, dass ich im Kühlschrank nach Anerkennung und Liebe suche. Wär ja auch irgendwie albern, oder?
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