24.12.2020 / Anstoß - Gedanken zum Tag

Schräge Typen an der Krippe

Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.

Matthäus 2,1-2

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„Es wächst die Erdbeer unter Nesseln auf. / Gesunde Beeren reifen und gedeihn / am besten neben Früchten schlechtrer Art.“

Interessant, dieses Zitat von William Shakespeare.1 Dahinter steckt die Erkenntnis des Dichters: Schlechter Umgang muss mich nicht zu einem schlechten Menschen machen. Ganz im Gegenteil!

Auch Jesus Christus, dessen Geburt wir heute feiern, hat nicht zuerst die feine Gesellschaft gesucht. Zum Stall von Bethlehem kam zunächst einmal die soziale Unterschicht: Schafhirten – und schließlich eigenartige Typen, von denen es im biblischen Matthäusevangelium heißt:

Da kamen einige Sterndeuter aus einem Land im Osten nach Jerusalem und erkundigten sich: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind aus dem Osten hierhergekommen, um ihm die Ehre zu erweisen.«

Sterndeuter, das waren nach damaligem frommen Verständnis Menschen, die man besser mied. Sie setzten ihr Vertrauen auf finstere Zukunftsdeuterei und nicht zuerst auf den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.

Und doch finden auch diese Menschen an der Krippe Platz.

Meine Folgerung daraus: Jesus, der Sohn Gottes, ist nicht ohne diese komischen Typen zu haben.

Ja, noch besser – egal was ich für ein komischer Typ bin, welche schrägen Ansichten und Vorstellungen ich habe:  Auch ich bin eingeladen, zur Krippe – zu Jesus zu kommen. Die einzige Bedingung dafür: Wie die Sterndeuter aus dem Morgenland sollte es mir darum gehen, Jesus – dem Sohn Gottes – die Ehre zu erweisen.  


[1] Shakespeare, „König Heinrich V.,“ I.1.

Autor/-in: Oliver Jeske