01.01.2019 / Wort zum Tag

Mit Hilfe überraschen

Es war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Ein Armer aber mit Namen Lazarus lag vor seiner Tür.

Lukas 16,19–20

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Von den vielen Gleichnis-Erzählungen, die Jesus weitergegeben hat, beginnt eine mit den Worten: „Es war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Ein Armer aber mit Namen Lazarus lag vor seiner Tür.“ So steht es im Lukasevangelium Kapitel 16.

Lazarus lag vor seiner Tür. Durch Fernsehen und Internet ist praktisch alles direkt vor unserer Tür bzw. vor unseren Augen. Es ist doch immer das gleiche Lied - die gleiche Melodie, gestern, heute und morgen. Es geht wieder mal ums Thema "Arm und Reich"!

Zurück zum Text. Also ein Reicher. Das provoziert schon Ausreden en masse. „Ich bin kein Reicher. „Ich bin kein Mann", sagt die Frau.... Aber alle Deutschen sind reich im Vergleich zu der weltweiten Gesamtansicht. In Purpur gekleidet und in kostbares Leinen: Da werden die meisten Leute sagen: „Also ich kann mir das nicht leisten.....“ Und auf die Aussage: „Der reiche Mann lebte alle Tage herrlich und in Freuden", kommt garantiert der Einwand: „Nun, das kann schon gar niemand von mir behaupten, oder?"

Woran liegt das? Eigentlich habe ich doch alles. Ich lebe in einem wunderbaren Land mit viel Wald und Seen. Aber ich freue mich recht selten. Das normale Leben in Freiheit und Wohlstand ist mir nicht genug.

Ein armer Mann mit Namen Lazarus lag vor seiner Tür: Wer und was ist hier und heute damit gemeint? Die Not hat immer einen Namen, immer auch ein Gesicht. Es sind konkrete Orte - ich muss nur hinsehen, z.B. der Nachbar gegenüber..... Der Reiche lebt, als ob es kein morgen gäbe, als hätte er keine Verantwortung.

ABER: Wenn ich einer bin (ein Reicher?), den Gott ansieht, der angesehen ist, wie man so schön sagt, dann bin ich auf jeden Fall mehr als verpflichtet, den vor meiner Tür, in meiner Nähe (postalisch oder anders), auf der Arbeit oder im Verein, oder auch in der Kirchenbank zu sehen, zu beachten und zu helfen.

Nun hat nicht jeder und jede Arme in unserem Umfeld einen Namen, der uns bekannt ist.

Die große Herausforderung besteht darin, tatsächlich loszulegen. Kümmern wir uns zuerst um die, deren Namen wir kennen und deren Mangel, deren Armut und Bedürftigkeit uns bekannt sind. Danach aber auch um namenlose Arme, deren Namen nur im Himmel bekannt sind, z.B. Flüchtlinge, Verfolgte Christen u.a.

Bitte verzetteln Sie sich nicht! Nicht kleckern, sondern klotzen, kräftig helfen, das könnte Gott gefallen.

Die Adventszeit liegt zwar gerade erst hinter uns, aber wie wäre es, wenn wir nach diesem Text einen alternativen Adventskalender 2019 gestalten, bei dem hinter jedem Türchen ein Hilfsbedürftiger, ein Suchender oder Armer mit Namen steht? Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Diakonische Seelsorgebesuche mit und ohne Essenspaket - aber immer überraschend, denn Gott ist Überraschung!!

Ich wünsche Ihnen einen überraschenden Tag und ein gesegnetes Neues Jahr.

Autor/-in: Michael Pietras