04.07.2015 / Wort zum Tag

Matthäus 5,11

"Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen."

Matthäus 5,11

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Aus China ist voriges Jahr eine erschreckende Nachricht gekommen: Eine moderne, große Kirche ist kurz vor ihrer Einweihung von Bulldozern und Abrissbirnen dem Erdboden gleichgemacht worden. Obwohl die Kirche offiziell genehmigt war, kam es zum Beschluss der Bezirksregierung, dass dieses Gebäude nicht bestehen bleiben darf. Drei Millionen Spendengelder der Christen in Schutt und Trümmer. Weder Proteste noch Sitzblockaden konnten den Abriss verhindern. Was war passiert? Die Kirche ist mit 1881 qm und einem Turm von 30 m Höhe genehmigt worden. Gebaut haben die forschen Christen aber 11.000 qm groß mit einem Turm von 58 m. Diese „Zulage“ ist in China bei Bauvorhaben der Industrie und Repräsentationsgebäuden die übliche Praxis, doch die Regierung wollte im Kampf gegen Korruption und Betrug ein Exempel statuieren. Als bei den Verhandlungen um den Abriss heraus kam, dass die örtlichen Baubehörden von der Kirchengemeinde bestochen worden sind, hatten die Christen plötzlich sehr schlechte Karten. Freilich, man fragt sich, warum die Behörden nicht eher eingegriffen haben, aber beim Bibeltext aus dem Losungsbuch heute kam mir dieser Bericht in den Sinn: Matthäus 5, Vers 11: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen.“ So kann man die Geschichte um die Kirche in Wengzhou nicht unter Christenverfolgung, Schmähungen und üble Nachrede einordnen. Hier haben die Christen versagt und sich mit Korruption schuldig gemacht, sie haben gelogen! Ein negatives Beispiel neben tausenden von schlimmen Übergriffen gegen Christen und von massiver Verfolgung der Gemeinde Jesu in vielen Ländern dieser Erde, auch vereinzelt noch in China. 
Der kleine Nebensatz: „wenn sie damit lügen“ macht deutlich, dass nicht alles, was wir unter Verfolgung und Diskriminierung einordnen, wirklich so ist. Wenn persönliche Vorteile mit frommen Argumenten geschönt werden oder die halbe Wahrheit zu einer handfesten Lüge wird, dann ist das keine Verfolgung. Wenn ein Christ in Diskussionen rechthaberisch und stur ist oder sich mit frommen Vokabular tarnt, dann wird er zu Recht als weltfremder Außenseiter abgestempelt. Wenn jemand bei berechtigter Kritik gleich die Märtyrerkarte zeiht, dann hat das nichts mit Verfolgung zu tun. Es lohnt sich mal nachzuforschen, warum ich von anderen gemieden werde, warum sie so negativ über mich oder über die Christen sprechen. Wie viel Anteil haben wir an dem negativen Bild über Kirche von heute?
Jesus sagt ja ganz bewusst: „… wenn euch Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen“. Also nicht wegen der Meinung eines Bischofs, nicht wegen der Verfehlung einer Pfarrfrau, nicht wegen Verbrechen der Kirche im Mittelalter oder einem Skandal im Hauskreis, sondern wegen Jesus, seinem Wort und seiner Wahrheit. Und hier gehen unsere Gedanken zu den Christen, die ihren Glauben nur unter Einsatz ihres Lebens praktizieren können, zu denen, die ihr nacktes Leben nur durch die Flucht retten können. Und genau zu denen sagt Jesus diesen Satz, der heute über diesem Tag steht. „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen.“
Diese Worte  aus der Bergpredigt Jesu wollen Christen in erster Linie  trösten, die unter gemeiner Verdächtigung stehen. Er will denen Mut machen, deren Engagement für Benachteiligte missverstanden wird. Er spricht das Glück Gottes denen zu, die in der Öffentlichkeit für das Lebensrecht aller eintreten und dafür die Häme und den Spott der Medien erfahren. Der nächste Satz in Vers 12 spricht von Lohn in Gottes zukünftiger Welt für alle, die um Jesu willen große Schwierigkeiten haben, die aus Glaubensgründen ihre Heimat verlassen müssen oder die in Schulen und Öffentlichkeit wegen ihres Glaubens an Jesu Christus gemobbt werden. Denen gilt Gottes Zusage des Glückes und ihnen sollten unsere Solidarität und unsere Gebete gehören.
 

Autor/-in: Albrecht Kaul