18.06.2022 / Anstoß - Gedanken zum Tag

Gemeinsam zu Gott

Er sättigt die durstige Seele, und die Hungrigen füllt er mit Gutem.

Psalm 107,9

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Als wir noch Kinder waren - ich habe es sicher schon mal erwähnt - gingen meine Geschwister und ich jeden Sonntag mit unseren Eltern in den Gottesdienst. Den der Erwachsenen, andere Angebote gab es in unserem kleinen Dorf nicht. Zur Prägung aus dieser Zeit gehörte dann für viele Jahre die Kenntnis einer Liturgie, die Sonntag für Sonntag im Mittelpunkt stand. Der Pfarrer sprach, und alle antworteten, auch ich. Ich bin mir sicher: Nicht nur wir Kinder wussten gar nicht die Bedeutung der vielen Worte, die wir mitgesprochen haben. Das hat man halt so gemacht.

Später, ich war inzwischen fast dreißig und bekennender Christ, war ich froh, in einer Gemeinde zu sein, in der Liturgie keine Rolle spielte. Der Sinn einer solchen guten Ordnung mit der gemeinsamen Blickrichtung auf Gott wurde mir erst nach vielen Jahren bewusst. Ich habe sie erlebt und neu schätzen gelernt.

Liturgie gab es auch schon im Alten Testament, zum Beispiel in Psalm 107. Wer den Text einmal laut liest, kann sehr schnell die sich wiederholenden Elemente und die gemeinsame Blickrichtung auf Gott wahrnehmen. Zum Beispiel wenn mit Vers 9 alle sagen: Er sättigt die durstige Seele, und die Hungrigen füllt er mit Gutem. Ob aus Erfahrung, Vertrauem oder Hoffnung - unabhängig von der Frage, warum ich diesen Satz mitspreche: Gerade dieses gemeinsame Bekenntnis stärkt den Blick auf Gott und bringt eine gute Grundlage für jeden neuen Tag.

Autor/-in: Hans Wagner