19.05.2025 / Andacht

Ein sicherer Raum fürs Herz

Verletzlichkeit wagen: Wie der Glaube an Jesus echte Gemeinschaft und Vertrauen ermöglicht. Eine Andacht.

Das Leben kann manchmal ziemlich herausfordernd sein. Die Nachrichtenkanäle melden wieder ein schreckliches Ereignis, auf der Arbeit steht ein schwieriges Gespräch an oder die Diagnose vom Arzt verheißt nichts Gutes. Solche oder ähnliche Momente treffen mein Herz empfindlich. 

Also wappne ich mich und lege mir einen Schutzpanzer an. Dieser Panzer hilft mir, mich den Herausforderungen und Widrigkeiten des Lebens zu stellen. Er wehrt das ab, was schmerzt, und schützt mein verwundbares Herz. 

Wie bei einer echten Rüstung hat dieser emotionale Panzer eine wichtige Schutzfunktion, liegt aber auch schwer auf den Schultern. Er drückt an manchen Stellen und engt die Brust ein. Denn bei jeder schlechten Nachricht, jeder persönlichen Enttäuschung, Zurückweisung oder Kränkung trage ich eine weitere Schutzschicht auf meinen Panzer auf.

Wie gut tut es, wenn ich Menschen in meinem Umfeld habe, bei denen ich meinen Panzer für eine Weile ablegen kann. Bei denen ich mich aufgehoben weiß und die verspannten Schultern lockern, tief durchatmen und die Seele weit machen kann. Ich kann mich so verletzlich und zerbrechlich zeigen, wie ich mich gerade fühle, ohne weitere Blessuren fürchten zu müssen.

Eine vertrauensvolle Gemeinschaft 

Aber wo und bei wem kann ich es wagen, meinen Panzer abzustreifen? Wer ist vertrauenswürdig? Wem möchte ich mich anvertrauen? Ein Vorbild dafür ist die Gemeinschaft der ersten Christen, wie sie in der Apostelgeschichte beschrieben wird. 

Dort heißt es: „Alle, die zum Glauben gekommen waren, bildeten eine enge Gemeinschaft und taten ihren ganzen Besitz zusammen“ (Apostelgeschichte 2,44). Außerdem heißt es, dass sie „einmütig beieinander“ waren, „alles gemeinsam hatten“ und „einander dienten“.

Diese Menschen teilten alles miteinander, was sie hatten. Ich denke, das beinhaltete nicht nur ihren Besitz, sondern auch ihr Herz. Der gemeinsame Glaube an Jesus war dafür die Grundlage. Die Liebe, die Jesus ihnen vorgelebt hatte und der sie nacheiferten, ermöglichte diese vertrauensvolle Verbindung zueinander. So teilten die ersten Christen auch ihre Verletzlichkeit miteinander und die Dinge, an denen ein einzelner Mensch schwer zu tragen hat. 

In dieser Gemeinschaft war ein sicherer Raum für offene Herzen und ehrliche Anteilnahme. Ein Schutzpanzer war hier nicht nötig. 

Dieser Zusammenhalt muss sehr besonders gewesen sein. Wie gerne wäre ich dabei gewesen! 

Sichere Räume schaffen

Ich habe schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Beispielsweise lernte ich auf einem christlichen Seminar eine Frau in meinem Alter kennen. Wir verstanden uns auf Anhieb und verabredeten uns danach einige Male. An einem freien Nachmittag kam sie zum Kaffeetrinken vorbei, blieb spontan zum Abendessen und danach setzen wir uns noch gemütlich mit einem Getränk auf den Balkon.

Obwohl wir uns noch nicht häufig gesehen hatten, war zwischen uns bereits eine vertrauensvolle Verbindung. Wir konnten einander ehrlich von den Schwierigkeiten und Turbulenzen unseres Lebens erzählen. Wir wussten beide: Hier auf diesem Balkon brauchen wir unseren Schutzpanzer nicht. Ich glaube, das war möglich, weil unsere Liebe zu Jesus uns miteinander verband. 

Ein Gespräch oder ein gemeinsames Gebet mit einer vertrauten Person ist wie eine wohltuende Umarmung. Ohne Schutzpanzer fühlt sie sich ganz weich und warm an. 

Das ermutigt und gibt Kraft inmitten der Herausforderungen. Bei wem findest du einen sicheren Raum, und wie kannst du dazu beitragen, solch einen Raum für andere zu schaffen?

Autor/-in: Sarah-Melissa Loewen

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