22.08.2022 / Andacht

Ein Lob auf die Pause

Warum die Frage „Was bringt’s?“ auch mal Urlaub braucht.

August 2022: Ich habe Urlaub. Mit großer Vorfreude male ich mir die freie Zeit aus, die jetzt kommt. So viele schöne Dinge, die ich endlich machen kann: Endlich die Bücher lesen, für die ich sonst keine Zeit habe. Ich werde Sport machen. Und nebenbei ein paar Dinge im Garten aufholen, die in der arbeitsamen Zeit liegen geblieben sind.

Doch Moment mal: Ohne es zu merken, ist schon im Vorfeld aus meiner freien Zeit eine äußerst gefüllte Zeit geworden. Ich bin als „Macher“ in die Falle getappt und will im Urlaub möglichst viel erledigen. Aus guten Gründen: So viel freie Zeit will ich ja sinnvoll füllen und nicht einfach verstreichen lassen. Sie ohne sichtbaren Nutzen „verplempern“, das würde mir schwerfallen. Es staut sich doch so viel auf im Alltag!

Vom Gedanken der Nützlichkeit und „möglichst viel machen“ sind einige Christen besonders betroffen. Wieder aus guten Gründen. In der Aussage des Apostels Paulus „nutzt die Zeit, so gut ihr könnt“ (Epheser 5,16) liegt eben eine gewisse Dringlichkeit. Wie könnte ich mir da eine Pause erlauben?

Ist das jetzt notwendig?

Die Antwort ist: Weil Gott sich die Pause erlaubt. Ich lese davon im ersten Mosebuch, Kapitel 2: „Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte“ (1. Mose 2,2). Gott verankert den regelmäßigen Ruhetag sogar in dem grundlegenden Regelwerk für sein Volk, in den Zehn Geboten. (2. Mose 20, 9-11)

War dieser siebte Tag notwendig? Ist dieser Tag nützlich? Je nachdem, für was. An diesem Tag erschafft Gott nichts Neues. Und doch passiert an diesem Tag etwas, das nur hier passieren kann: Die Schöpfung holt Atem, kommt wieder zu Kräften. Die Dinge sortieren sich. Und der Schöpfer selbst lehnt sich zurück und sagt: „Sehr gut ist es geworden!“ (s. 1. Mose 1,31)

Vielleicht ist es das, was ich in diesem Urlaub „tun“ muss: Atem holen. Zu Kräften kommen. Und darauf vertrauen, dass sich die Dinge manchmal selbst sortieren und ich sie für eine Zeit ruhen lassen kann. Und nicht zuletzt: Ich darf mich freuen an dem, was ist und an dem, was mir geschenkt ist. Ich will sehen, was gut geworden ist.

So gesehen freue ich mich noch mehr auf den Urlaub.

Autor/-in: Joachim Bär

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