04.05.2012 / Andacht

Die wahre Heimat

Es ist nicht immer leicht, sich zuhause zu fühlen. Gedanken zu Hebräer 11,13.

Ich habe früher nicht gewusst, was eine Heimat ist. Das mag zunächst an meinem ausländischen Äußeren liegen. Wie oft wurde ich schon gefragt: „Aus welchem Land kommen Sie eigentlich?“ Es war immer seltsam für mich, in meinem Geburtsland als fremd zu gelten. Dies trug zusammen mit anderen Gründen dazu bei, dass ich lange Zeit kein Heimatgefühl entwickelte. Keine Wurzeln zu haben ist mir sehr vertraut.

Es gibt aber noch ein anderes Gefühl der Heimatlosigkeit, hervorgerufen durch den Eindruck, dass mit dieser Welt etwas schwerwiegend nicht in Ordnung ist. Es gibt zu viel Schlechtes auf der Erde. Als ich keine Christin war, konnte ich das Böse noch nicht einordnen, das führte zu einer großen Unzufriedenheit mit der Welt. Außerdem schien mir das Leben sinnlos zu sein. 

Eine neue Perspektive
Diese Sichtweise begann sich erst langsam zu ändern, nachdem ich zum christlichen Glauben gefunden hatte. Die Bibel öffnete mir die Perspektive für eine bessere Welt, weckte die Hoffnung auf eine himmlische Heimat, die den Gläubigen von Gott bereitet wird. Folgender Satz aus dem Hebräerbrief sprach mich besonders an:

„Diese alle sind im Glauben gestorben, ohne das Verheißene empfangen zu haben, sondern sie haben es nur von ferne gesehen und waren davon überzeugt, und haben es willkommen geheißen und bekannt, daß sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden.“ Hebräer 11,13

Als ich erkannte, dass meine wahre Heimat nicht hier auf Erden ist, gab ich die Suche danach auf. Dadurch fand ich Frieden. Meine wahre Heimat betrete ich nach meinem Tod – sofern Jesus nicht vorher wiederkommt. Wenn ich bei Gott sein werde, dann bin ich heimgekehrt. In seiner Gegenwart bin ich zuhause.

Auf der Durchreise
Bis dahin bin ich ein Gast und Fremdling auf Erden, wie es im Hebräerbrief heißt. Während ich hier zu Lebzeiten nur auf „der Durchreise“ bin, öffnet mir Gott jetzt schon die Augen für die schönen Dinge, die er uns schenkt. Erst seitdem ich zum Glauben fand, erblicke ich in der Schöpfung seine liebende Hand.

So durfte ich erfahren: Von ihm geliebt zu werden und ihn zu lieben, aus Liebe zu ihm seinen Willen zu tun – dafür wurden wir erschaffen, dafür wurde ich erschaffen. Das ist der Sinn des Lebens, das ist für mich viel mehr wert als eine Heimat hier auf Erden.

Das überraschende Geschenk
Danach ist etwas Unerwartetes geschehen, womit ich gar nicht mehr gerechnet hatte: Indem ich sehe, wie sehr Gott seine Schöpfung liebt, spüre auch ich eine bislang ungekannte Liebe zu unserem Land, ja sogar zur ganzen Welt. Gott hat mir mit seiner Liebe und mit der Hoffnung auf die ewige Heimat schon hier auf Erden Freude geschenkt, auch wenn das Leben unvollkommen ist. Seitdem habe ich angefangen, mich in Deutschland zuhause zu fühlen. Dafür kann ich nur dankbar sein und staunen.