30.11.2015 / Andacht

Die Lösung beginnt vorn!

Viele Fragen lassen sich klären, wenn man den Anfang im Blick hat.

Letztens habe ich meinem Nachbarn beim Spalten seines Holzes geholfen. Es war ein eigenartiges Gefühl, wenn die Spaltmaschine eine Sache in zwei Teile zerlegt hat. Ein Detail ist mir dabei ins Auge gesprungen: Der Kern der Baumscheibe, die Mitte des Ganzen. Sie markiert den zeitlichen Beginn des ganzen Baumes. Manche der Scheiben sind heute so dick, dass ich sie nicht umfassen kann. Angefangen hat die Geschichte dieses Baumes aber mit einem kleinen Kern. Um ihn herum ist der Baum gewachsen, Jahresring für Jahresring.

In diesem Bild entdecke ich etwas Grundsätzliches: Wenn man etwas verstehen, nachvollziehen, erklären will, muss man auf den Anfang schauen. Das hilft, die gesamte Geschichte zu verstehen – sei es die große Weltgeschichte oder unsere persönliche Biographie.

Der Langzeitblick bietet Orientierung

In aktuellen Fragen sind wir leider oft kurzsichtig. Wir schauen auf den aktuellen Ist-Zustand und nehmen ihn so hin. Wir nehmen die Probleme wahr, wissen aber mit den Fragen rund um die Situation nicht umzugehen. Steuern wir mit dem Klima in die Katastrophe? Wie begegnen wir der aktuellen Flüchtlingsbewegung? Oder auch: Warum tue ich mich schwer, als Christ zu leben? Wir sind orientierungslos und ohne Perspektive. Wir haben den Anfang nämlich nicht im Blick. Je genauer wir uns ihn anschauen und die Details erkennen, umso besser verstehen wir die Gegenwart. Dieser Grundsatz ist eine tiefe biblische Weisheit.

Den Anfang im Blick behalten

Ist der Kern einer Baumscheibe Kiefernholz, dann handelt es sich um eine Kiefer. Wenn der Kern weich ist, dann handelt es sich um ein Weichholz. Die Gene des Baums sitzen im Kern. Er ist der zeitliche Anfang und die entscheidende Mitte, die dem Baum seine Merkmale gibt. Dieses Bild des Anfangs gilt übertragen genauso für andere Zusammenhänge – auch die großen Fragen der Welt. Am Anfang – schuf Gott Himmel und Erde. So lautet der erste Satz der Bibel (1. Mose 1,1). Am Anfang stand Gottes Tun, kein Zufall. Das hat Auswirkungen auf meine Sicht auf die Welt.

Das Bild des Anfangs gilt gleichzeitig auch für die Fragen meines Glaubens: Am Anfang steht Gott und seine Zuwendung, nicht mein Tun. Das nimmt mir Druck und setzt Dankbarkeit frei. Das Bild des Anfangs gilt zusätzlich für die Fragen unserer Zeit: Am Anfang steht der Mensch mit seinem Bedürfnis nach Frieden, Sicherheit und Geborgenheit. Weil das für den Flüchtling wie für jeden anderen Menschen gilt, müssen wir die Bedürfnisse beider im Blick haben. Das Bild des Anfangs passt also immer. Deswegen: Nie den Anfang aus den Augen verlieren!