28.01.2013 / Andacht

Das Beste, nicht das Perfekte

Gott verlangt viel, aber nicht das Unmögliche

Ein wenig überreden mussten wir unsere Tochter schon. Aber ein Bild war das Mindeste, was sie beisteuern sollte. Von einer Verwandten hatten wir als Familie ein wirklich umwerfendes Geschenk bekommen, zusammen mit einer Zeichnung unserer Ältesten wollten wir uns dafür bedanken.

Schließlich malte meine Tochter drauf los, wie es eine Dreijährige nun einmal tut. Hoch konzentriert, mit der Zunge zwischen den Lippen, entstand eine krakelige Sonne auf dem Papier. Dann ein unförmiger Regenbogen, dazu Mama und Papa im Kopfstand. Einer natürlich als Kopffüßler, also als Männchen ohne Bauch. Dafür ohne Arme und Füße am Kopf. Fertig. Unsere Verwandte freute sich riesig, gerade das Bild hatte es ihr angetan. So unförmig Sonne, Regenbogen und Eltern auch waren – meine Tochter hatte ihr Bestes gegeben und jemand eine Freude gemacht.

Der Gedanke, das Beste zu geben, durchzieht auch die gesamte Bibel. „Das Beste von den Erstlingen deines Feldes sollst du in das Haus des HERRN, deines Gottes, bringen“, heißt es in 2. Mose 23,19. Auch bei sonstigen Opfergaben scheint Gott recht wählerisch gewesen zu sein. Es sollte stets das Beste her. Auch die Erstgeborenen, mit ihrer damals besonderen Bedeutung, gehörten Gott allein (2. Mose 13, 2).

Diese Aussagen fordern mich heraus. Denn mir scheint, das Gott auch das Beste von mir will. Er will den ersten Platz in meinem Leben und das Beste, was ich bringen kann. Die beste Zeit des Tages. Mein kreativster Gedanke. Mein schönstes Lied.

Muss ich deshalb perfekt sein? Die perfekte Zeit, den perfekten Gedanken und das perfekte Lied abliefern? Wohl kaum, schließlich ist nichts auf dieser Welt wirklich perfekt. Aber Gott will mein Herz und meinen ganzen Einsatz. Dann wird die beste Zeit des Tages auch mal am späten Abend sein, weil sonst beim besten Willen kein Raum war. Und wenn das die beste Zeit des Tages war, ist sie perfekt.

Gott will nicht mehr von mir, als ich geben kann. Aber er möchte, dass ich das Beste gebe. Und so wie sich unsere Verwandte über das Bild meiner Tochter gefreut hat, freut er sich über mein Bestes. So wie ich es im Moment geben kann. Auch wenn es alles andere als perfekt ist. Denn für ihn ist es dann genug.

Autor/-in: Joachim Bär