17.02.2009 / Wort zum Tag

2. Mose 23,2

Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen.

2. Mose 23,2

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

In der Masse kann ich untergehen. Ich war z. B. bei einer Veranstaltung, aber die Leute, die das sehen sollten, haben mich gar nicht registriert. So ein Bad in der Menge kann auch gut tun. Wenn ich ganz unerwartet im Interesse der Aufmerksamkeit stehe und der Zuschauerkreis immer größer wird. Viele Menschen auf einmal – das kann auch beängstigend sein. Wenn ich z. B. plötzlich in eine Demonstration hineingerate, bei der Menschen lautstark auftreten und Getränkeflaschen zum Wurfgeschoss werden. Ein Stau auf der Autobahn kann sehr auf mein Nervenkostüm gehen, wenn ich eigentlich pünktlich an einem verabredeten Treffpunkt sein wollte. Wenn sich die Massen durch die Straßen einer Altstadt schieben, werde ich vielleicht davor bewahrt, mehr Geld als nötig auszugeben.

Die Menge hat viele Gesichter und löst bei jedem von uns vielleicht auch ganz unterschiedliche Reaktionen hervor. Es scheint eine Gefahr mit der Menge verbunden zu sein, der sich in der Regel kaum einer entziehen kann. Diese Erfahrung hat Gott mit uns Menschen gemacht. Er hält das für so bedeutend, dass er dies seinem Volk Israel ausdrücklich einschärft: "Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen." So steht es im zweiten Mosebuch. Diese Gefahr betraf nicht nur das Volk Israel, sie hat sich trotz eines großen zeitlichen Abstandes bis heute nicht geändert.

Wenn plötzlich alle dasselbe zu machen scheinen, dann wirkt das ansteckend. Schmeißt einer erstmal mit Steinen ein Schaufenster ein, gibt es gleich welche, die mitziehen. Die Ängstlichen springen vielleicht zur Seite und suchen das Weite. Andere sind auf einmal dabei, obwohl sie überhaupt nicht die Absicht hatten, als sie sich in die Schlange eingereiht hatten.

Wenn in Filmen gezeigt wird, dass ich jederzeit mit einem Menschen ins Bett steigen kann, findet das so manchen Nachahmer, der das gar nicht vorhatte. Aber es ergibt sich eine Gelegenheit und die wird ergriffen. Und nachher heißt es dann: "Wieso?, das machen doch alle so." Das mag sein, dass das so üblich ist.
Dennoch sieht Gott das anders. Er behält der Ehe von Mann und Frau die Sexualität vor. Sie ist eine Ausdrucksform von Liebe, die seiner Ansicht nach einen Rahmen braucht, um sich entfalten zu können. Und dieser Rahmen ist für ein gesamtes Leben vorgesehen. Gott findet das nicht langweilig, sondern schön, sich auf einander verlassen zu können. Gemeinsam miteinander alt zu werden. Zu erleben, wie jeder sich verändert. Gottes Sicht an dieser Stelle zu übernehmen, erfordert Mut. Denn das bedeutet, in der Menge aufzufallen oder gar aus der Menge herauszutreten und sich auf Gottes Seite zu stellen und damit auf die Seite des Guten. Was gut oder böse ist zu bestimmen, ist nämlich sein Hoheitsgebiet und nicht das der Menge.
Autor/-in: Pastorin Elke Drossmann