Damals gab es die DDR noch. Meine Frau und ich besuchten eine Familie im Vogtland. Der Kontakt war zustande gekommen, weil der Mann mit einem unserer Verwandten zusammen in Kriegsgefangenschaft gewesen war. Wir hatten uns öfter an Paket-Aktionen beteiligt, und waren daraufhin herzlich eingeladen worden, sie doch mal zu besuchen. Am ersten Morgen bat mich unsre Gastgeberin, zur Dorfmitte zu gehen und Brötchen zu holen. Ich ging also in die Bäckerei und äußerte meinen Wunsch: „Guten Morgen! Acht Brötchen, bitte!“ Die Frau hinter der Ladentheke starrte mich an als sei ich ein Gespenst und rührte sich nicht von der Stelle.
Hatte ich etwas falsch gemacht? Immerhin war ich ja hier im „Ausland“, auch wenn die Sprache die gleiche war. Oder sagten die hier statt Brötchen vielleicht Semmel oder Schrippen oder sonst etwas? Also zeigte ich auf die Brötchen, die gut sichtbar für die Kunden da lagen, und wiederholte höflich meine Bitte: „Ich hätte gern acht Brötchen.“ Immer noch verharrte die Frau schweigsam und unbeweglich wie Lots zur Salzsäule erstarrtes Weib. Endlich brachte sie hervor: „Sind Sie Eckart zur Nieden?“
Nun war es an mir, verwundert still zu stehen. Ich konnte nur bestätigen: „Ja.“ „Wir haben Sie heute Morgen noch in der Backstube gehört! Wir hören jeden Morgen den ERF! Das tut uns so gut! Ich habe Sie gleich an der Stimme erkannt.“ Als wir beim Frühstück saßen, klingelte es. Der Pfarrer des Ortes stellte sich vor. Er habe gehört, dass jemand vom ERF da sei. Ob ich nicht heute Abend im Gemeindehaus von meiner Arbeit erzählen könne. Ich konnte. Es waren – nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda – viele Leute da. Sie hörten gespannt zu. Als gegen halb zehn einige aufstanden, flüsterte der Pfarrer: „Lassen Sie sich nicht beunruhigen, erzählen Sie weiter! Die gehen nur, weil sie zur Spätschicht müssen.“
Bei einer anderen Gelegenheit hatte ich, diesmal im Westen, ein ähnliches Erlebnis. Auf dem bevölkerten Marktplatz von Marburg machte ich meine Frau auf irgendein Detail an dem Renaissance-Rathaus aufmerksam. Ein Fremder, der im Vorbeigehen meine Stimme gehört hatte, sprach mich an: „Verzeihen Sie, sind Sie der Herr zur Nieden?“ Als ich erstaunt bejahte, sagte er, er komme aus Rumänien und sei nur zu Besuch hier. Er sei ein treuer ERF Hörer.
Nun ist es ja nebensächlich, ob die Leute meine Stimme erkennen. Wichtig ist, dass sie Gottes Reden hören. Zwei Dinge haben mich bei diesen Begegnungen erfreut: Erstens, dass der Empfang über Kurz- oder Mittelwelle nicht so schlecht gewesen sein kann, wie immer befürchtet – wie hätten die Hörer sonst eine bestimmte Stimme erkennen können? Und zweitens: Was für ein Geschenk, dass wir mit diesem technischen Hilfsmittel Radio die Heilsbotschaft Gottes an Orte tragen können, wo wir persönlich kaum oder gar nicht hinkommen!
Dieser Beitrag ist entnommen aus dem Magazin ERF ANTENNE, Ausgabe 07/08_2019.
Der Autor Eckart zur Nieden ist Theologe, Journalist und Autor. Er arbeitete 35 Jahre lang bis 2004 als Redakteur bei ERF Medien.
Ihr Kommentar
Kommentare (3)
Mein herzlicher Glückwunsch zum 60. Geburtstag!
Danke für die Sendungen sie haben mir sehr geholfen vieles ins Reine zu bringen. Nochmals danke.
Lieber Herr R.
herzlichen Dank für Ihren Leserbrief und Ihre Anregung, auf die ich gerne kurz eingehen möchte:
Wir sind dankbar für die Anteilnahme und die persönlichen Beziehungen, die gerade … mehrunsere langjährigen Wegbegleiter mit einzelnen Mitarbeitern und ihren Familien verbinden. Aber bei 180 Mitarbeitern und mehr als einer Million Hörer, Zuschauer und Internetnutzer, die wir regelmäßig erreichen, ist der ERF inzwischen längst zu groß geworden, um "Familiennachrichten" in dieser großen Öffentlichkeit zu verbreiten. Deshalb bringen wir in der Regel keinen öffentlichen Nachruf bei verstorbenen Angehörigen von Mitarbeitern.
Wir kennen Traudel und Ecki persönlich. Zumindest stehen wir 2mal im Jahr telefonisch in Kontakt. Jetzt bei einem Seminar in Lemförde ist seine Ehefrau wieder 2mal operiert worden hier in Diepolz. … mehrNachdem Sie schon einmal in Giessen lange Zeit im Krankenhaus gewesen ist. Wir haben die beiden ein paar mal im Krankehaus besucht. Jetzt nach einiger Zeit haben wir die Todesanzeige erhalten, daß sie heimgegangen ist.
Bisher habe ich nirgeds einen Hinweis lesen können, daß Ecki nun sehr traurig ist.
Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen gehandt wird, ob auch bei Angehörigen der MIttarbeiter, ein Nachruf geschieht. Mich würde es freuen, wenn es weigstens eine Nachricht über den Tod erscheint.