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© Gabriel Benois / unsplash.com

16.10.2018 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Natalie Mantai

Spenden – für mich oder für andere?

4 praktische Tipps zum Thema Geben.

Geben bedeutet schlicht, dass ich das, was mir zur Verfügung steht, teile. Dabei kann ich ganz unterschiedliche Motive haben, zum Beispiel gebe ich, weil mich eine Geschichte oder eine Not besonders bewegt. Es kann aber auch Pflichtgefühl der Grund sein. Oder eine Person, die mich inspiriert, Jesus zum Beispiel.

In Deutschland wurden 2017 rund 5,2 Milliarden Euro gespendet, das Meiste davon für humanitäre Hilfe. Ohne Menschen, die bereit sind, ihre finanziellen Mittel oder ihre ehrenamtliche Arbeit zu investieren, wäre vieles, was unsere Gesellschaft positiv prägt, nicht möglich. Viele Kulturangebote, Sozialeinrichtungen und christliche Projekte sind auf Hilfe angewiesen.

Doch es ist gar nicht so leicht, zu entscheiden, welche Rolle das Thema in meinem persönlichen Leben spielen soll. Wie finde ich heraus, wie und was ich geben will? Und an wen überhaupt? Bei der gewaltigen Auswahl an Möglichkeiten schleicht sich schnell ein Gefühl der Überforderung oder auch ein schlechtes Gewissen ein.

Um Klarheit in die ganze Sache zu bringen, hier einige praktische Tipps.

1. Spenden – Was und wie viel?

Um zu wissen, was ich geben kann, muss ich ein Bewusstsein dafür schaffen, was ich überhaupt habe. Dabei geht es nicht nur um meine finanziellen Mittel, sondern auch um meine Fähigkeiten, meine Zeit, Gebet, um einfach alles was mir zur Verfügung steht. Es hilft nämlich nicht, Versprechungen zu machen, die ich nicht halten kann oder wodurch jemand oder etwas anderes leidet. Beispielsweise beim Thema Zeit: Wenn ich mich an zu vielen Stellen einsetze, habe ich zu wenig Zeit für meine Familie, Freunde oder auch Gott. Da eine gute Balance zu finden, ist sehr wichtig und sieht bei jedem Menschen anders aus. Es bringt also nichts zu vergleichen, ob andere mehr oder weniger tun als ich. Jeder hat unterschiedliche Ressourcen und Bedürfnisse – da brauche ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich auch mal Nein sage!

Um zu wissen, was ich geben kann, muss ich ein Bewusstsein dafür schaffen, was ich überhaupt habe.

        

Schon in der Bibel spielt diese Balance eine Rolle: Beispielsweise sagt der Apostel Paulus: „Wenn ihr wirklich dazu bereit seid, kommt es nicht darauf an, wie viel ihr erübrigen könnt. Gott möchte, dass ihr gebt, was ihr habt, und nicht, was ihr nicht habt. Denn ihr sollt natürlich nicht so viel geben, dass ihr nachher selbst nicht mehr genug habt. Es geht mir nur um einen Ausgleich.“ (2.Korinther 8, 12 und 13, Neues Leben Übersetzung)

Die Frage: „Was und wie viel geben?“ lebt also von einem ehrlichen Dialog mit mir selbst. Was brauche ich wirklich? Wofür trage ich jetzt schon Verantwortung? Was will ich sparen oder ausgeben? Was kann ich abgeben? Die Antworten darauf werden sich mit der Zeit verändern, denn meine Möglichkeiten und Umstände verändern sich. Eigentlich findet sich aber immer etwas, das ich mit anderen teilen kann.

2. Was ist meine Motivation, zu geben?

Aber warum will oder sollte ich eigentlich geben? Wie finde ich meine Motivation und ist es überhaupt wichtig sie zu kennen?

Zugegeben, der Artikel könnte auch hier enden. Im Grunde kann es ja jedem egal sein, wieso ich gebe, Hauptsache ich gebe! Ja, vielen Menschen ist es auch egal. Bei mir persönlich habe ich aber gemerkt, wenn ich weiß, warum ich geben will, gehe ich anders mit meinen Ressourcen um. Es geht plötzlich nicht mehr nur darum, was ich übrig habe, sondern darum, was ich alles erübrigen kann.

Ein praktischer Tipp dafür, die eigene Motivation herauszufinden, ist, eine Mindmap zu erstellen und dabei aufzuschreiben, wieso ich schon einmal gegeben habe und was mich momentan motiviert. Hier geht es wieder um Ehrlichkeit mit mir selbst.

Ein praktischer Tipp dafür, die eigene Motivation herauszufinden, ist, eine Mindmap zu erstellen und dabei aufzuschreiben, wieso ich schon einmal gegeben habe und was mich momentan motiviert.

Paul Slovic, ein Psychologieprofessor an der Universität Oregon (USA) sagte bezüglich unserer Spendenmotivation: „Wir helfen anderen, nicht nur, weil sie unsere Hilfe benötigen, sondern weil es uns ein gutes Gefühl gibt, wenn wir helfen.“ (Quelle). Doch geht es beim Spenden, beim Zeit und Aufmerksamkeit schenken, wirklich letzten Endens um mich?

Ja, teilen macht Freude. Und es ist wertvoll, wenn ich sehen darf, dass mein Beitrag andere ermutigt oder ihnen sogar hilft, zu überleben. Außerdem ermöglicht es mir, gemeinsam mit anderen etwas zu schaffen, was alleine nie möglich wäre. Aber das faszinierendste am Geben ist für mich, dass ich von mir wegschaue, eine Begegnung mit der Not stattfindet und ich das zulasse. Geben hat dann gar nicht mehr so viel mit mir zu tun, sondern mehr mit der Not, auf die ich reagiere.

3. Wem geben?

Aber es gibt so viel Not! Und so viele Organisationen und Vereine mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Woher weiß ich, wo ich mich investieren soll? Schließlich ist alles davon irgendwie für irgendwen wichtig.

Fakt ist: Ich kann nicht jedem helfen! Also muss ich mich bewusst entscheiden, wem ich helfen kann und möchte. Gibt es ein Thema, das mich besonders berührt? Wofür ich einstehen möchte, womit ich mich identifizieren kann? Weltweit gesehen oder bei mir vor Ort? Dabei gibt es kein richtig oder falsch. Bei meiner Wahl sollten aber Kriterien wie: ‚Kommt meine Unterstützung an?‘, oder ‚Kann ich damit wirklich helfen?‘, nicht außer Acht gelassen werden.

Also muss ich mich bewusst entscheiden, wem ich helfen kann und möchte. Gibt es ein Thema das mich besonders berührt? Wofür ich einstehen möchte, womit ich mich identifizieren kann? Weltweit gesehen oder bei mir vor Ort?

Bezüglich des Themas Spenden, legen viele Organisationen deshalb ihren Jahresbericht offen dar, damit jeder sehen kann, wofür das Geld verwendet wurde. Bei Unsicherheit, wie seriös die Sache wirklich ist, sollte ich recherchieren, nach Informationen fragen und diese prüfen. Lieber gleich die Finger davon lassen, falls manipulative Werbemaßnahmen benutzt werden oder Druck auf potenzielle Spender ausgeübt wird.

Eine bewusste Entscheidung hilft, den Druck aus dem Thema rauszunehmen: Wenn ich mich gut informiert habe, kann ich das aufkommende schlechte Gewissen bei der nächsten Spendenanfrage bei Seite legen.

4. Mit Gott im Gespräch bleiben

Doch woher weiß ich, ob meine Entscheidung gut ist, bzw. immer noch gut ist? Ich finde es wichtig, immer wieder zu reflektieren, ob ich so weitermachen oder lieber etwas verändern sollte. Wenn Gottes Liebe zu mir und zu jedem anderen Menschen, meine Motivation ist, erweitert das Gespräch mit ihm meine Gedanken und Sichtweisen. Er kann mir Möglichkeiten aufs Herz legen. Und Zeitpunkte. Außerdem kann er mich für Menschen und Nöte sensibilisieren und auch leiten, wie ich ihnen am besten begegne. Warum also nicht bewusst dafür beten, allein oder mit anderen, wen und wie man gerne unterstützen möchte? Dabei geht es nicht nur um große Organisationen, sondern auch um die Wahrnehmung von kleineren Begegnungen im Alltag.

Wenn Gottes Liebe zu mir und zu jedem anderen Menschen, meine Motivation ist, erweitert das Gespräch mit ihm meine Gedanken und Sichtweisen. Er kann mir Möglichkeiten aufs Herz legen.

Mit Gott darüber reden zu können, entspannt die ganze Situation, weil ich mich nicht nur auf mich verlassen muss, auf meine Mittel und Fähigkeiten. Dann kämpfe ich nicht alleine gegen die Not dieser Welt, sondern darf die Gewissheit und Gelassenheit haben, dass Gott etwas Wunderbares aus meiner Bereitschaft und dem was ich gebe, machen wird.

 

 Natalie Mantai

Natalie Mantai

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Kommentare (1)

Adriane /

Super Artikel! Danke :)

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