Navigation überspringen
© Bernd Manthey

23.09.2018 / Interview / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Sophie Steinfeld

Holywood: Die Kraft der Musik

Arrangeur und Komponist Christian Schnarr schafft Räume zwischen Himmel und Erde.

Kirche und Kino passen nicht zusammen? Christian Schnarr ist da anderer Meinung. Der freiberufliche Arrangeur und Komponist bekommt durch einen Auftrag eine Idee, die so bisher keiner vor ihm umgesetzt hat: Die Kombination von Kirchenliedern mit dem orchestralen, epischen Klang von Filmmusik. Herausgekommen ist „Holywood“ – Großes Kino, bekannte Melodien, berührender Orchestersound.
Der Slogan drückt auch Christian Schnarrs persönliches Herzensanliegen aus.  Was sich genau dahinter verbirgt und wie ihm die Musik sogar dabei geholfen hat mit einer lebensbedrohlichen Diagnose seiner Frau umzugehen, berichtet er im Interview.
 

ERF: Erzählen Sie doch kurz, was beinhaltet Ihr Projekt „Holywood“?

Christian Schnarr: Ich habe mir einige der schönsten Melodien aus unserer christlichen Kulturgeschichte herausgesucht und sie im großen filmmusikalischen Stil für Orchester neu arrangiert. Alte Melodien wie z.B. „Großer Gott, wir loben dich; „Schönster Herr Jesu“ und auch neuere wie „Für den König“ von Albert Frey und „Wunderbarer Hirt“ von Lothar Kosse, um nur einige zu nennen.

Diesen Sommer wurden alle „Kino-Soundtracks“ mit dem German Pops Orchestra aufgenommen und im November 2018 erscheint das Album und dann beginnt auch meine „Holywood CD-Releasetour“ durch zahlreiche Kinos in meiner Heimatregion, dem Ruhrgebiet. Die Kinokonzerte laufen so ab, dass das Orchester auf der Leinwand zu sehen ist und ich dazu live auf der Bühne am Klavier die Musik von „Holywood“ begleite. Die Zuschauer können sich zurücklehnen, Popcorn genießen und in stimmungsvollem Ambiente bekannte christliche Melodien im klangvollen Kinosound neu erleben.
 

ERF: Wie kamen Sie auf den Namen „Holywood“ und was bedeutet er?

Christian Schnarr: Das ist eine lustige Geschichte. Begonnen hat alles damit, dass ich den Auftrag erhielt eine Erkennungsmelodie für die christliche Künstlervereinigung „Das Rad“ (Gründer: Manfred Siebald) zu  schreiben. In diesem Zuge kam ich auf die Idee das bekannte Lied „Geh unter der Gnade“ von Manfred Siebald im filmmusikalischen Stil zu verarbeiten. In meinem Kopf hörte ich die Melodie plötzlich mit Anklängen von „Star Wars“ und „Superman“ und kurze Zeit später war mein Titel dafür: „Supermanfred“.

Alle, die es hörten waren begeistert und ein guter Freund von mir meinte daraufhin, dass ich unbedingt weitere christliche Lieder in großem Filmmusiksound verarbeiten solle, Ihm kam auch spontan die Idee das Projekt „Holywood“ zu nennen. Das war die Initialzündung.
 

ERF: Was motiviert Sie, diese Art von Musik zu machen?

Christian Schnarr: Zum einen die schönen Melodien selbst, von denen einige mir schon seit Kindertagen vertraut sind, der orchestrale Sound an sich und zum anderen die inhaltliche Ausrichtung der Lieder, die von Gott sprechen oder an ihn adressiert sind. Und diese Qualitäten verbinde ich nun in meinem Projekt „Holywood“ und möchte damit ein neues musikalisches Erlebnis schaffen.

Ich bin mit Kirchenmusik aufgewachsen und habe mich auch schon früh für Filmmusik begeistert.  Für mich ist der Klangkörper Orchester das „Leitmotiv“ in meinem Leben als Musiker. Mich berührt der einzigartige Sound und die tiefe Emotionalität, die darin liegt immer wieder. Für mich als Komponist und Arrangeur sind die klanglichen Möglichkeiten des Orchesters unvergleichlich und einmalig. In meinem jetzigen Projekt „Holywood“ will ich den ausgesuchten Kirchenmelodien durch die Klangtiefe, Würde und Größe des sinfonischen Orchesters neues Leben einhauchen und sie so neu erlebbar machen.

Durch Musik öffnen sich Räume zwischen Himmel und Erde.

Christian Schnarr, Arrangeur und Komponist
 

ERF: Letztes Jahr haben Sie als Familie eine schwierige Zeit durchgemacht. Ihre Frau erhielt eine Krebsdiagnose und gleichzeitig ging die Arbeit an „Holywood“ weiter. Wie erging es Ihnen damit?

Christian Schnarr: Ja, das war in der Tat ein großer Einschnitt für uns als Familie. Die Diagnose kam sehr plötzlich und über fast ein Jahr hinweg war eine intensive Behandlung erforderlich. Letztendlich konnte sie positiv abgeschlossen werden und dafür sind wir Gott sehr dankbar. Trotzdem war diese Zeit schwierig und auch ich als Ehemann und Familienvater sehr gefordert – da benötigt man auch Kraftquellen.

Eine Kraftquelle in dieser Zeit war für mich die Arbeit an „Holywood“. Natürlich kostete es viel Kreativität, Mühe und Zeit, aber es hat mich auch besonders gestärkt und mir Halt gegeben. Ich kann sagen: Die Musik war mein Anker in dieser herausfordernden Zeit. Durch die Musik konnte ich auch immer wieder Gott spüren und erfahren, dass Er bei mir ist.

Die Musik war mein Anker in dieser herausfordernden Zeit. Durch die Musik konnte ich auch immer wieder Gott spüren und erfahren, dass Er bei mir ist.

Christian Schnarr, Arrangeur und Komponist
 

„Holy“ bedeute ja heilig oder auch heil und ich kann zurückblickend sagen, dass „Holywood“ auch eine heilende bzw. stabilisierende Wirkung auf mich ausgeübt hat. Die dadurch gewonnene Kraft konnte ich dann auch immer wieder in die familiäre Situation mit einbringen. In diesem Sinne hat das Projekt auch dazu beigetragen, diese existentielle Krise zu meistern.
 

ERF: Haben Sie das Gefühl, dass Gott durch die Musik zu Ihnen spricht?

Christian Schnarr: Für mich ist Musik ein Gottesgeschenk. Durch Musik öffnen sich Räume -auch Räume zwischen Himmel und Erde. Das passiert nicht immer, aber immer wieder und das ist dann, finde ich, etwas sehr Kostbares. Es kann durch Musik spürbar werden, dass es eine weitere Dimension, über den diesseitigen Horizont hinaus, gibt. Ja: Gott spricht durch Musik – auch individuell persönlich und konkret. Dies kann man aber natürlich nicht „erzeugen“ oder „herbeiführen“, auch nicht als Musiker  und Komponist. Wenn es geschieht, ist es ein Geschenk. Meine Hoffnung ist aber, dass auch diese Dimension in die Musik, die ich schreibe, mit einfließt.

Es ist die Kraft der Musik, die die Grenzen des Wortes überstrahlt.

Christian Schnarr, Arrangeur und Komponist
 

ERF: Wie kann orchestrale Musik etwas über Gott vermitteln?

Christian Schnarr mit dem German Pops Orchester (Foto: Johannes Schmidt)
Christian Schnarr mit dem German Pops Orchester (Foto: Johannes Schmidt)

Christian Schnarr: Ich finde, das geht sehr gut. Klar, zunächst sagen vordergründig ja die Texte, die mit den Melodien aus „Holywood“ verknüpft sind, etwas von oder über Gott aus. Ich als Arrangeur liebe es einfachen, bekannten Melodien - auch im Blick auf ihre inhaltlichen Aussagen - eine größere klangliche Tiefe und einen besonderen musikalischen Ausdruck zu verleihen.

Bei „Holywood“ arbeite ich bewusst ohne Worte, nur mithilfe von Klangfarben aus dem Bereich der orchestralen Musik. Dies finde ich hierbei sehr stimmig. Ich finde, Musik kann auch Dinge anklingen lassen, die Worte nicht beschreiben können. Für mich ist häufig schon die Musik allein ein wirksamer Ausdruck dessen, was Texte oder der „Geist“ von zugrundeliegenden Liedern meinen. Es ist die Kraft der Musik, die die Grenzen des Wortes überstrahlt.
 

ERF: Welche Reaktionen erhalten Sie in Bezug auf „Holywood“?

Christian Schnarr: Das Projekt wird ja gerade erst „sichtbar“. Ich bekomme aber bereits jetzt begeisterte und zum Teil auch berührte Rückmeldungen. Das freut mich sehr.

Am meisten bedeutet es mir immer, wenn Menschen mir mitteilen, dass ihnen meine Kunst nicht nur gefällt, sondern sie davon persönlich angesprochen und innerlich bewegt werden. Auch das kann man nicht „machen“. Wenn es geschieht und für einzelne Menschen erlebbar wird, dass durch die Musik auch eine himmlische Dimension mitwirkt, dass Gott sie also auch individuell gebraucht – z.B. ermutigend, tröstend, heilsam, erfrischend - macht mich das dankbar. Dann wird die Musik relevant– und das ist eigentlich das größte Kompliment für einen Künstler.
 

ERF: Vielen Dank für das Gespräch.

 Sophie Steinfeld

Sophie Steinfeld

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren