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11.05.2015 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Christine Keller

Knecht aus Überzeugung

Mit seinem Leben auf jemand Größeren hinweisen? Paulus macht’s vor.

Wie stellen Sie sich vor, wenn Sie eine neue Person kennenlernen? Mit Vor- und Familiennamen, Ihrem Alter – solange man die Zahl noch gerne nennt – und Beruf? So läuft in Deutschland zumindest eine gängige Vorstellung ab. Wenn es passt, kann man noch den Familienstand oder die Anzahl der Kinder anfügen. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie Paulus – der Briefeschreiber des Neuen Testaments schlechthin – sich den Gemeinden vorstellt? Nach seinem Namen folgt weder Alter noch Beruf, sondern ein anderer Zusatz: Knecht Christi (Philipper 1, 1).

„Knecht“ ist neben „Opfer“ und „Sklave“ eine neumodische Beleidigung auf Deutschlands Schulhöfen. Der Schüler, der keine Ahnung hat und von anderen nur belächelt wird, ist der Knecht. Damit steht er eine Stufe unter allen anderen. Auch früher hatten Knechte kein hohes Ansehen in der Gesellschaft. Sie arbeiteten auf Feldern anderer und hatten weniger Rechte als ihre Herren. Als Knecht hat man nichts, mit dem man vor anderen prahlen könnte.

„Jesus zu kennen, ist nicht zu überbieten“

Wieso wählt Paulus genau diesen Begriff, um sich anderen vorzustellen? Sein Leben hätte noch anderes zu bieten: Paulus hat einen bemerkenswerten Stammbaum – er ist ein Hebräer mit rein hebräischen Vorfahren. Seine Linie geht zurück auf den Stamm Benjamin. Das ist ein „Familienname“, der vermutlich ein anerkennendes Nicken bei anderen hervorrufen würde. Außerdem ist Paulus sehr gebildet: Er kennt sich im Gesetz gut aus, ist sozusagen Spitzentheologe des Alten Testaments. Die Bezeichnung wäre der perfekte Einstieg, um sich Gehör und Respekt zu verschaffen! Doch auch diese Angabe nennt er nicht, um sich vorzustellen.

Stattdessen bezeichnet er sich als Knecht. Der Zusatz ist jedoch wichtig: Er ist Knecht Christi. Er arbeitet nicht für einen x-beliebigen Gutsherren, sondern für Christus. Paulus stellt Jesus sein Leben zur Verfügung und dient ihm – und das freiwillig. Paulus ist sich durchaus bewusst darüber, dass sein Lebenslauf Angaben bietet, die beeindrucken könnten. Doch er sagt: „Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen ist etwas so unüberbietbar Großes, dass ich, wenn ich mich auf irgendetwas anderes verlassen würde, nur verlieren könnte.“ (Philipper 3, 8)

Auf einen Größeren verweisen

Paulus ist in dieser Hinsicht ein großes Vorbild für mich. Er könnte seine Leser zwar mit seiner Person beeindrucken, tut es aber nicht. Sich auf diese Nebensächlichkeiten zu verlassen, wäre nämlich nur ein Verlust. Worum geht es dann? Es geht um Jesus und seine Botschaft. Paulus macht sich zum Sprachrohr dessen, dem er in Dankbarkeit sein Leben zur Verfügung stellt. Wenn es um Paulus‘ Person geht, verweist er direkt auf den Größeren, dessen Mitarbeiter er ist. Das ist eine ungeheure Demut! Und es stellt mich vor die Frage: Worum geht es mir? Worauf soll mein Leben verweisen?

 Christine Keller

Christine Keller

  |  Redakteurin

Hat in der Redaktion von ERF Jess gearbeitet. Ist ansonsten als freie Journalistin auch online und hinter der Kamera unterwegs. Sie hat Hummeln im Hintern, was aber nicht weh tut. Sie liebt es, To-Do-Listen zu schreiben und abzuhaken. Wenn‘s doch mal entspannt sein soll, nimmt sie gern ein gutes Buch zur Hand.

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