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28.07.2017 / Interview / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Tanja Rinsland

Unzufrieden mit dem eigenen Körper?

Viele lehnen ihren Körper ab. Heike Malisic über Wege, um sich selbst anzunehmen.

Die Hüften zu breit, die Haare zu dünn, die Haut nicht glatt genug – Immer wieder hört Coach und „Lebe leichter“-Miterfinderin Heike Malisic Frauen, die an ihrem Aussehen was zu kritisieren haben. Als Referentin für Gesundheits- und Ernährungsthemen möchte sie Menschen zu einem ganzheitlicheren Lebensstil verhelfen. Dabei merkt sie: Wer seinen Körper vor allem als Feind betrachtet, steht sich und seiner Gesundheit im Weg.
  

ERF: Viele Menschen – vor allem Frauen – haben ein sehr negatives Bild ihrer selbst. Schätzungen nach sind 91% aller Frauen unzufrieden mit ihrem Körper oder hassen ihn sogar. Wie erklären Sie sich das?

Heike Malisic: Es ist wirklich krass. Viele Frauen lassen kein gutes Haar an sich selbst: die Nase zu knubbelig, die Beine zu schwabbelig. Das ist vor allem deswegen so schlimm, weil Frauen ihre Identität stark mit ihrem Aussehen verbinden. Vielleicht liegt es ein Stückweit an der Schönheitsindustrie, die uns ständig unerreichbare Ideale vorhält. Aber es gibt möglicherweise auch jemand, der es nicht mag, wenn man die Schöpfung Gottes schön findet und uns dieses negative Gefühl einflüstern möchte.

Viele Frauen lassen kein gutes Haar an sich selbst: die Nase zu knubbelig, die Beine zu schwabbelig. Das ist vor allem deswegen so schlimm, weil Frauen ihre Identität stark mit ihrem Aussehen verbinden.

ERF: Sie sehen bei dem Thema also auch eine geistliche Dimension?

Heike Malisic: Ja, man sieht es ja auch in der Natur, wo überall Narben eingeschlagen werden: Angriffe gegen die Schönheit Gottes. Ich kann es nicht belegen. Aber das ist eine Erklärung, die ich dafür finden würde. Auch, weil diese ewige Negativkonzentration auf uns selbst von Gott ablenkt.

Unzufrieden mit eigenem Aussehen – was tun?

ERF: Was kann man dagegen tun, wenn man seinen Körper einfach nicht leiden kann und immer was findet, was nicht gefällt?

Heike Malisic: Ich habe gelernt, das an meinem Körper anzunehmen, was ich nicht ändern kann. Im Moment der Zeugung stand meine DNA schon fest. Damals war schon klar, wie ich aussehen würde, dass ich eine Frau sein würde. Die Haar- und Augenfarbe, die Form der Beine, der Hüfte, die Größe: das alles stand damals schon fest, als ich noch nicht einmal stecknadelgroß war.

Der erste Schritt, meinen Körper anzunehmen ist zu erkennen, dass ich so, wie ich geschaffen bin, von Gott erdacht wurde. Zum Beispiel meine Körpergröße: Wenn ich 1,74 m bin, dann muss ich das akzeptieren. Dann kann ich mir nicht  wünschen, 1,65 m zu sein. Oder breite Hüften: ich kann mich total darüber ärgern, aber ich habe sie nun mal! Außerdem finde ich es wichtig, sich mehr auf die positiven Dinge zu konzentrieren.

Der erste Schritt, meinen Körper anzunehmen ist zu erkennen, dass ich so, wie ich geschaffen bin, von Gott erdacht wurde.

Dann gibt es Bereiche, bei denen ich etwas tun kann. Zum Beispiel, wenn ich aufgrund einer falschen Ernährung zu viel wiege. Dies habe ich auch schon erlebt und habe gelernt, auf gute Ernährung zu achten, um mein Wohlfühlgewicht zu halten.

Wenn ich meine Energie damit verschwende, auf das zu schauen, was ich nicht ändern kann, bleibt weniger Kraft um das anzupacken, was ich beeinflussen kann.
 

ERF: Es geht also letztendlich darum, das richtige Maß zu finden zwischen Selbstannahme und Investition in mein Aussehen?

Heike Malisic: Ja, diese Balance zu finden und zu erkennen: Ich muss mit 51 nicht mehr definierte Oberarme haben, die im Tank Top super aussehen. Jetzt habe ich die ersten Falten an meinem Hals festgestellt und sage mir: Hey, das gehört einfach dazu. Jede Falte, die ich habe, erzählt ein Stück weit Geschichte. Ich darf akzeptieren, dass ich mit 60 nicht mehr aussehen muss wie meine Tochter.

Dabei kann ich trotzdem auf meinen Kleiderstil achten, mich pflegen, eine Rundbürste in die Hand nehmen und mich toll stylen. Ich darf einfach ich selbst sein und das Beste aus dem machen, was ich habe.

Ich muss mit 51 nicht mehr definierte Oberarme haben, die im Tank Top super aussehen. Jetzt habe ich die ersten Falten an meinem Hals festgestellt und sage mir: Hey, das gehört einfach dazu.

Älter werden – keine Bedrohung, sondern ein Gewinn

ERF: In Ihrem Buch „Body, Spirit, Soul“ zitieren sie Albert Schweizer mit dem folgenden provokanten Satz: „Mit zwanzig Jahren hat jeder das Gesicht, das Gott ihm gegeben hat, mit vierzig das Gesicht, das ihm das Leben gegeben hat, und mit sechzig das Gesicht, das er verdient.“ Wie gehen Sie selbst mit der Erfahrung um, älter zu werden?

Heike Malisic: Diesen Satz hat meine Freundin und Mitautorin Beate Nordstrand zitiert, aber er gilt für mich natürlich genauso. Ich finde älter werden  eigentlich ganz wunderbar! Ich bin jetzt 51 und mein Sohn sagt seit meinem Geburtstag: „Jetzt gehst du ja schwer auf die 60 zu!“

Ich wünsche mir, darin ein Vorbild für meine Söhne und meine Tochter zu sein: dass man keine Angst vor dem Älter werden haben muss, weil das Leben so aufregend ist, selbst nach den 50! Ich finde es deswegen auch eine schöne Zeit, weil man nicht mehr in der Phase ist, etwas beweisen zu müssen. Man wird cooler, lockerer. Es gibt diesen Spruch: „das beste kommt noch“, und so erlebe ich das auch.


ERF: man wird also gelassener?

Heike Malisic: Ja, genau! Als junger Mensch denkt man, dass die Attraktivität mit den Jahren kein Thema mehr ist. Aber ich glaube das wird mich bis zu meinem Lebensende beschäftigen, von innen und von außen attraktiv zu sein!


ERF: was sind praktische Tipps, um mit dem Älter werden gut umgehen zu können?

Heike Malisic: Mir ist diese Balance zwischen Körper, Seele und Geist sehr wichtig geworden. Ich möchte bis ins Alter gut auf meinen Körper achten: ich mache Sport, ernähre mich gut, tue etwas für die Gesundheitsvorsorge – diese ganz klassischen Sachen. Aber ich schaue nicht nur auf den Körper.

Zum Beispiel arbeite ich als Selbständige recht viel, also achte ich sehr auf Pausen und Auszeiten, auch zusammen mit meinem Mann. Ich nehme mir auch Zeit für meine Kirchengemeinde. Wir haben alle nur bestimmte Ressourcen – wenn ich gut mit ihnen umgehe, schafft das Zufriedenheit.

Wir haben alle nur bestimmte Ressourcen – wenn ich gut mit ihnen umgehe, schafft das Zufriedenheit.

Gott kann heilen!

ERF: Schönheit und Aussehen ist ein Aspekt beim Thema Körper. Doch auch eine Krankheit kann dazu führen, dass man sich ablehnt. Wie kann ich mich mit einem Körper versöhnen, der nicht so funktioniert, wie er soll, z.B., weil ich eine angeborene chronische Erkrankung habe oder ein Handicap?

Heike Malisic:  Das ist ein sehr komplexes Thema, auf das es keine einfachen Antworten gibt. Zum Beispiel wenn jemand durch eine chronische Erkrankung dauerhaft unter Schmerzen leidet, ist das überhaupt nicht leicht. Ich habe selbst vor einigen Jahren erfahren, wie es ist, von Krankheit betroffen zu sein: Ich bin an Gebärmutterkrebs erkrankt. Ich habe später erlebt, dass Gott mich spontan geheilt hat und bin sehr dankbar für die Erfahrung!

Aber in der Situation war es richtig hart, ein totaler Tiefschlag. Ich hatte gerade mein zweites Kind bekommen und habe mit der Frage gekämpft, warum mir das passieren muss. Heute sehe ich, dass aus dieser Krankheit gutes entstanden ist, denn ich kann anderen von meiner Geschichte erzählen und Mut machen, dass Gott Gebete erhören kann. Einer der Namen Gottes heißt ja „Jahwe Rapha“ und das heißt: Der Gott, dein Arzt. Ihm ist zuzutrauen, die Krankheit zu nehmen.

Einer der Namen Gottes heißt ja ‚Jahwe Rapha‘ und das heißt: Der Gott, dein Arzt. Ihm ist zuzutrauen, die Krankheit zu nehmen.

Doch dann habe ich auch erlebt, dass Gebete nicht erhört wurden und Menschen weiterhin mit einer Einschränkung leben müssen. Also bete ich auch dafür, dass es für diesen Menschen erträglich wird. Das hört sich jetzt abgelutscht und negativ an. Aber auch das ist ein Wunder: wenn man trotz einer so großen Herausforderung nicht den Lebensmut verliert.

In unserem Buch „Body, Spirit, Soul“ erzählen meine Mitautorin Beate Nordstand und ich Beispiele von Menschen mit Handicap, die gelernt haben, ihren Focus nicht nur auf ihre Einschränkung zu legen, sondern darauf, wie ihre Geschichte mit dem Handicap weitergehen kann. Und dafür bete ich.

Aber auch das ist ein Wunder: wenn man trotz einer so großen Herausforderung nicht den Lebensmut verliert.

ERF: Vielen Dank für das Gespräch.
 

Heike Malisic ist Fachfrau für Ernährungs- und Gewichtsmanagement. Seit vielen Jahren begleitet sie Menschen bei ihrem Wunsch, abzunehmen.Mit ihrer Freundin und Kollegin Beate Nordstand, hat sie das Programm „Lebe leichter“ entwickelt. 2018 haben die beiden Autorinnen das Konzept Body Spirit Soul auf den Markt gebracht.

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