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© Stephan Münch privat

26.02.2014 / Interview / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Nelli Bangert

„Unsere Träume zerbrechen fast immer.“

Warum Gottes Traum für unser Leben tragfähiger ist. Ein Interview mit Stephan Münch

Stephan Münch ist Initiator des Projektes „Lebenstraum“. Er und sein Team wollen jungen Erwachsenen mit christlichem Hintergrund bei Lebensorientierung und Berufsfindung unterstützen. Dafür laden sie junge Leute ein, für zehn Monate in das Wohnprojekt nach Uffenheim in Bayern zu ziehen. Durch Praktika, Workshops und soziale Projekte wollen sie den jungen Erwachsenen helfen, Gottes Traum für ihr Leben auf die Spur zu kommen. ERF Medien hat ihn interviewt.
 

ERF: Soaps, wie GNTM, DSDS und Supertalent zeigen, dass in vielen Jugendlichen der Wunsch schlummert, irgendwann mal gemäß ihrer persönlicher Stärken groß rauszukommen. Ist die Entfaltung persönlicher Träume nötig, um mit seinem persönlichen Leben zufrieden zu sein?

Stephan Münch: Träume spielen eine wichtige und wesentliche Rolle im Leben. Wenn man diesen nachspürt, hat das große Auswirkungen. Bei unserem Projekt Lebenstraum geht es aber weniger um persönliche Träume, vielmehr um Gottes Traum für unser Leben. Deswegen heißt unser Projekt auch „Lebenstraum. Starte Gottes Abenteuer mit dir!“ Wir wollen mit den Jugendlichen gemeinsam entdecken, was Gott mit ihnen vorhat.

Gottes Lebenstraum vs. persönlicher Lebenstraum

ERF: Wo berührt Gottes Wunsch für das Leben die persönlichen Lebensträume?

Stephan Münch: Gott hat Talente in uns reingelegt, von daher sind Sendungen wie Supertalent oder DSDS kein schlechter Ansatz. Die Ausführung ist allerdings schlecht. Denn es ist gefährlich wenn man von selbstsüchtigen und egoistischen Motiven geleitet etwas macht, um groß rauszukommen. Viele gehen dann frustriert aus solchen Sendungen. Das Ziel sollte also gar nicht sein, etwas Großes zu bewegen oder viel Geld zu verdienen, sondern rauszufinden, welchen Lebenstraum Gott in mein Leben hineingelegt hat.
 

ERF: Die jugendlichen Teilnehmer der Talentshows wissen doch ganz genau, welchen Traum sie haben. Warum braucht es dann Lebenstraum

Stephan Münch: Ich bin Jugendreferent und treffe daher viele Jugendliche. Einige Jugendliche wissen tatsächlich genau, was die wollen. Doch ich behaupte, viele Jugendliche haben keine Ahnung, was Gott aus ihrem Leben machen könnte. Sie haben so viele Möglichkeiten und Optionen, dass sie überfordert ist. Ich selbst habe auch zunächst die Ausbildung zum Elektroinstallateur abgeschlossen, weil mein Vater das auch gemacht hat. Als ich gemerkt habe, dass diese Richtung nichts für mich ist, bin ich auf die Suche nach meiner Berufung gegangen. Ich habe mit Leuten geredet und gebetet und habe mich dann letztendlich entschieden, Theologie zu studieren. So ein Angebot wie Lebenstraum wäre damals genau das richtige für mich gewesen. Wir wollen Jugendlichen, die keine Ahnung haben, was sie machen sollen oder was Gott mit ihnen vor hat, einen Schritt weiterhelfen. 
 

ERF Online: Gerade im stressigen Alltag kann der Wunsch entstehen, mal etwas ganz anderes zu machen. Woran kann ich erkennen, ob ein Traum von Gott ist oder mein eigener Traum?

Stephan Münch: Wenn ich an unser Projekt denke, bin ich mir ehrlich gesagt nicht immer absolut sicher, ob es das ist, was Gott von uns will. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass Gott es will. Wenn jemand mir sagt, dass er hundertprozentig weiß, was Gott von ihm will, dann empfinde ich das eher als fragwürdig. Es ist wichtig, Gott ganz zu vertrauen und gleichzeitig auch selbst überzeugt zu sein, dass es richtig ist, was man tut. Manchmal ist diese Spannung schwer auszuhalten. Manchmal liege ich wach und kann nicht schlafen. Dabei erkenne ich oft, was Gott in mich hineingelegt hat und was daraus werden könnte. Und dann begebe ich mich auf die Reise und schaue was passiert.
 

Hier sollen ab September 2014 Wohn-WGs für die Teilnehmer von Lebenstraum entstehen.

ERF: Sie wollen „Freiraum schaffen, damit sich junge Erwachsene geistlich und persönlich entfalten können“. Doch inwiefern ist das überhaupt möglich, wo doch gerade junge Erwachsene durch Facebook, Whatsapp permanent in Kontakt mit der Außenwelt sind?  

Stephan Münch: Die jungen Erwachsenen kommen aus deren alten Umgebung raus und wohnen hier in WGs. Wir legen dabei großen Wert darauf, dass wir hier eine gute Gemeinschaft bilden, die auch gerne an freien Wochenenden zusammen Zeit verbringt. Außerdem zahlt jeder von ihnen Geld, daher wollen sie ja auch etwas mit diesem Jahr erreichen.

Berufung: Kreativer Prozess oder klare Ansage?

ERF: Als Projekt Lebenstraum sprechen Sie davon, persönliche Berufung kreativ auf die Spur kommen. Abraham dagegen erlebte Berufung als ganz persönlichen Auftrag - ohne danach zu suchen. Inwiefern kann man diese scheinbar unterschiedlichen Arten von Berufung vergleichen?  

Stephan Münch: Bei Berufung geht es immer um Gottes Lebenstraum, den er mit uns hat. Unsere Träume zerbrechen oft, ich würde sogar sagen fast immer. Es geht aber darum, dass Gottes Lebenstraum für mich erlebbar wird. Ich weiß nicht wie von vornherein wie dieser aussieht, aber ich kann ihn Stück für Stück entdecken. Ich hätte nicht erwartet, dass die Vorstellung, die meine Frau und ich für unser Leben hatten, tatsächlich real wird. Dieses Bild nahm erst Jahre später Form an. Abraham ging es nicht anders – auch er musste lange Zeit auf die Erfüllung seiner Berufung warten.
 

ERF: Im Alten Testament geschieht Berufung häufig punktuell. Das kreative Entwickeln des persönlichen Lebenstraumes ist eher prozessorientiert. Läuft Berufung heute anders ab als zu Zeiten von Mose und Abraham?

Stephan Münch: Wenn Gott etwas Bestimmtes von jemanden will, dann macht er das auch deutlich. Doch das geschieht nur selten. Wenn er das jede Woche machen würde, dann wäre man total überfordert. Letztendlich treffen wir 90 % oder 95 % aller Entscheidungen allein - doch im Vertrauen darauf, dass Gott dahinter steht. Ich entscheide mit meinem Verstand selbst und bitte Gott, dass er das verhindern soll, was nicht in seinem Sinn ist.

Die großen Männer und Frauen in der Bibel hatten einen klaren Auftrag, weil sie auch eine herausgehobene Schlüsselstellung hatten. Viele Menschen in ihrem Umfeld hatten nicht diesen besonderen Auftrag. Und trotzdem können wir die Erfahrung Abrahams für uns persönlich runterbrechen und in das eigene Leben übersetzen. Ohne dabei zu erwarten, dass Gott zu uns spricht, wenn die Sterne nachts hell leuchten oder mit deutlicher Stimme, wie Mose es vor dem brennenden Dornbusch erfahren hat. Klar ist: Abraham und Mose sind herausgehobene Personen.

„Jeder hat sein Feld, dass er bestellen muss.“

ERF: Gott schrieb mit Abraham Geschichte. Und er macht das auch heute mit uns. Haben die Berufungen heute aber nicht doch eine kleinere Dimension?

Stephan Münch: Das glaube ich nicht. Jeder hat sein Feld, dass er bestellen muss. Seine persönliche Aufgabe, die er zu erfüllen hat. Abraham hatte ein großes Feld, also eine große Aufgabe oder Berufung. Interessant ist dabei auch, dass er die Aufgabe gar nicht als herausgehoben wahrgenommen hat. Auch ich habe meinen Auftrag, den ich erfüllen darf.

Die Herausforderungen sind dabei nicht wenige: Im Projekt Lebenstraum beschäftigt uns immer noch die Frage, wie wir die monatlich benötigte Spendensumme erhalten sollen, ob sich wirklich 18 Teilnehmer bewerben und einige andere offene Fragen. Doch ich habe den Eindruck, dass Gott der Urheber dieses Projekts ist und deshalb wird er es denke ich zu einem guten Ende führen.  
 

ERF: Was lässt sie darüber so sicher sein? 

Stephan Münch: Meine Frau und ich haben vor 12 Jahren das Buch „Kreative Lebensplanung“ von Paul Ch. Donders durchgearbeitet. Am Ende haben wir unsere Zukunftsvorstellung in 7 oder 8 Jahren als Bild gemalt: Ein Haus für uns als Familie und gleichzeitig auch für Studenten oder junge Erwachsene, die wir coachen wollten. Ich würde dann noch in der Gemeinde arbeiten und meine Frau wollte unbedingt ein Café im Projekt haben.

Das Bild lag einfach einige Jahre im Schrank. Bis ich eine Vision erlebte und damit der Wunsch in mir wieder größer wurde, junge Erwachsene im Glauben herauszufordern und weiterzubringen. Diese Vision bestärkte uns darin, dieses Projekt zu starten. Auf diesem Weg erlebten wir an den verschiedenen Stellen, dass Gott sich zu uns stellte.

Stephan Münch, Jugendreferent und Theologe, ist der Leiter von Lebenstraum. "Für mich ist es das Schönste, wenn ich Menschen ermutigen kann, ihren „Lebenstraum“ zu finden, den Gott in sie hineingelegt hat.



 

 

 

 

 

 

ERF: Berufung hat häufig mit Überraschungen zu tun. Mose hat sicher nie damit gerechnet, dass eine Stimme aus einem brennenden Dornbusch ertönt. Wo sehen Sie in Ihrer Berufung überraschende Momente?

Stephan Münch: Wenn mir vor einigen Jahren jemand sagen würde: „Stephan, du wirst irgendwann der Leiter von einem Verein. Jemand wird ein Haus kaufen, weil du ein Projekt in Bewegung setzt. Du wirst monatlich eine höhere Summe aufbringen müssen.“ Dann würde ich sagen: „Du bist verrückt.“ Ich bin eher der Jugendreferent, der gerne mit Leuten redet und für gute Stimmung sorgt, und weniger der Verwalter, der alle Details durchdenkt. Aber nach meinem Eindruck kommt der Auftrag von Gott und deswegen geht das. Bis jetzt läuft es und wenn es dann am 1. September 2014 losgeht und das Haus fertig ist und die Finanzen vorhanden sind, dann bin ich sehr glücklich.
 

ERF: Im September 2014 startet das Projekt Lebenstraum. Was wünschen Sie sich dafür?

Stephan Münch: Ich wünsche mir, dass die jungen Erwachsenen persönlich und geistlich weiterkommen. Mein großer Traum ist, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über sich selbst hinauswachsen und Dinge ausprobieren, die sie noch nie gewagt haben und wirklich beginnen, den Traum zu träumen, den Gott für ihr Leben hat.
 

ERF: Herzlichen Dank für das Interview. 

 

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Kommentare (2)

Susanne /

Beim Lesen von o.g. Interview hüpfte der Geist in mir vor Freude..... Gott segne Euch, dafür bete ich gern mit....
emanuelmäßige blessingsgrüße von
Susanne :-*

Gisela /

Hallo Lebenstraum Team,
das ist eine super tolle Vision, ich bete, dass Gott sich bei allem zu Euch stellt, bin selbst Mutter von 2 erwachsenen Kindern und arbeite mit Kindern und weiß, wie wichtig es ist gerade Teenagern und jungen Erwachsenen zu helfen ihren Weg zu finden.
Gott segne Euch!
Gisela

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