
11.12.2017 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min
Autor/-in: Michael vom EndeVolle Hände, leere Herzen?
Von der Kunst, sich auf das wirklich Wichtige auszurichten.
Im vergangenen Monat ist der neue Roman von Juli Zeh „Leere Herzen“ erschienen. Die Hauptakteure sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schiefläuft. Sie sammeln Reichtum an, indem sie ein lukratives Geschäft mit dem Tod betreiben. „Leere Herzen" ist unter anderem ein verstörender Psychothriller über eine Generation, die im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen ist. Ein Motiv taucht immer wieder auf: Full hands, empty hearts - Volle Hände, leere Herzen.
Volle Hände, leere Herzen – wem läuft das Herz hinterher?
Mitten in der Adventszeit werden wir erschlagen vom Überfluss. Die Gänge im Supermarkt sind verstopft durch zusätzliche Verkaufsflächen. Und die Regale sind ja nicht leer. Das Geld zum Kaufen ist da, die Ware auch. Die Verkaufsplattformen im Internet verkaufen uns unsere Träume. Die Anbieter überbieten sich mit Rabatten. Volle Hände. Das Gesetz des Handelns können wir nachlesen: „Hinter ihrem Gewinn läuft ihr Herz her.“ (Hes. 33, 31). Gewinn an Materiellem, an Lust, an Zeit, an Ansehen. Und gleichzeitig sind die Herzen leer. Eindrücklich beschreibt es „Leere Herzen“. Wir sind desillusioniert und pragmatisch, im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen. Darüber können auch die vollen Hände, die verstopften Gänge, die zusätzlichen Verkaufsflächen, die rabattierten Angebote nicht hinwegtäuschen.
Zu dieser Erkenntnis zu gelangen, ist schon ein ungeheuer langer Weg. Und dann?
Leere Hände, volle Herzen – wem läuft das Herz hinterher?
Leere Hände, volle Herzen? Besser so herum? Hauptsache ein volles Herz, wenn schon arm? Vorsicht, die Wirklichkeit sieht oft anders aus! Wenn wir die Armut propagieren, ist noch lange nicht geklärt, wovon das Herz voll ist! Armut an sich ist nicht das erstrebenswerte Ziel. Was ist, wenn die Hände leer sind, das Herz aber auch? Den Slogan einfach umzudrehen, geht nicht so leicht.
Die entscheidende Frage lautet: Wem „läuft das Herz hinterher“? Womit wird es gefüllt? Und hier ist die Empfehlung Gottes eindeutig. „Wenn aber du dein Herz auf ihn richtest und deine Hände zu ihm ausbreitest“ (Hiob 11,13), dann ist die Beschaffenheit der Hände angezeigt: Sie sind leer. Und das Ziel und die Richtung unseres Herzens sind klar: Es ist Gott, der Herr, der uns entgegenkommt; wir feiern Advent. Er zieht uns zu sich und wünscht sich gleichzeitig, dass wir uns auf ihn ausrichten. Das ist der Impuls: Richte dein Herz auf ihn. Wunderbar fasst es das Adventslied von Paul Gerhardt zusammen:
Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir,
o aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.
Michael vom Ende
Generalsekretär bei „Christen in der Wirtschaft“
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Sehr geehrter Herr vom Ende , danke für Ihren sehr aktuellen, zeitgemäßen Denkanstoß.
Für mich kommt eine neue Erfahrung dazu: "unverschuldet" aus Willkür nichts auf dem Konto. Das ist bei … mehrArbeitern in der UdSSR offenbar leidige Erfahrung. Wie sollen wir mit dieser Situation umgehen?! Ich breite auch die Herzenshände aus zu dem gerechten Helfer. .. Auch Anwälte können nicht gleich mit ihrem Bargeld aushelfen...
Daß uns insgesamt evtl. andere als Wohlstands-Zeiten bevorstehen, das ist natürlich auch zu bedenken.
Vom Wohlstand allein können wir gewiß nicht leben, wohl aber von der lebendigen Hoffnung, die nicht enttäuscht wird. Und darauf warten wir ja, daß der Allmächtige nicht enttäuscht.
Guter Artikel, Danke.
Hierzu ein paar persönliche Gedanken
Besser ein Herz ohne Worte als Worte ohne Herz...
Wir sollten uns in unserer Wohlstandsgesellschaft vergewissern, dass alles was wir … mehrbesitzen nur eine Leihgabe unseres Schöpfers und temporär geliehen ist.
Wenn ein lieber Angehöriger gestorben ist und der Hausstand aufgelöst wird, sehen deutlicher, dass wir auch die allzu lieben Dinge nicht mitnehmen können.
Aus der Endlichkeit unsers Seins und die Hoffnung
auf das Kommende; bei Gott zu sein; gründet sich
eine Bescheidenheit mit den uns geliehenen Gütern verantwortlich und dankbar umzugehen sollten.
Wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel erwartet.
Somit ist Reichtum immer mit einem hohen Maß an Verantwortung verknüpft.
Es ist leichter das ein Kamel durch ein Nadelöhr ginge, als dass ein Reicher Mensch ins Himmelreich
kommt.......
Dennoch..............bei Jesus sind alle Dinge möglich.
Mögen wir im Bewusstsein, dass uns alles nur für eine kurze Zeit anvertraut ist leben und hieraus die
richtigen Schlüsse ziehen.