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© Patrick Hendry / unsplash.com

14.06.2020 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Horst Marquardt

Unter dem Wacholderbusch

Eine wütende Königin, ein verängstigter Prophet und ein Wacholderbusch.

Zu den spannendsten Geschichten des Alten Testaments gehört der Bericht vom Kampf des Propheten Elia mit seinem König Ahab und dessen Frau Isebel, nachzulesen im 1. Buch der Könige 19. Beide hatten dem Volk des lebendigen Gottes zwei heidnische Götter vorgeordnet, nämlich Baal und Aschera.

Auf dem Berg Karmel sollte entschieden werden, ob die heidnischen Götter oder der lebendige Gott sich als stärker erweisen würden. Elia betet: „Erhöre mich, HERR erhöre mich, damit dies Volk erkennt, dass du HERR, Gott bist und ihr Herz wieder zu Dir kehrst.“ Es findet ein Wettkampf statt. Ein Wunder geschieht, die große Schar der heidnischen Repräsentanten verliert und der lebendige Gott schenkt dem Elia Sieg. Voller Zorn und Hass lässt die Isebel erkennen, dass sie sich mit dieser Niederlage nicht zufriedengibt.

Sie erklärt dem Mann Gottes den Krieg. Sie tut das mit so bösen Worten, dass der Prophet, der sich eben noch über den Sieg freuen konnte, voller Furcht davonläuft. In der Bibel steht „er lief um sein Leben“.

Eine so gewaltige Auseinandersetzung ist uns in unserem Leben bisher sicher erspart geblieben. Oder nicht? Kennen wir das nicht auch? Da ist uns eine Sache sehr gut gelungen, wir hatten Erfolg. Nicht alle freuen sich mit uns. Es gibt Neider, sie machen uns Angst. Elia läuft davon und kommt dann an eine Stelle, wo nur ein Busch steht, ein Wacholderbusch. Der bietet Schutz und Schatten.

Er kriecht unter dem Busch. Die Mutlosigkeit wächst, seine Seele hat keine Kraft mehr. Er sagt: „Es ist genug, so nimm nun HERR, meine Seele, ich bin nicht besser als meine Väter.“ Kennen Sie solche Situationen aus ihrem Leben? Sie spüren die Gegnerschaft, manchmal nicht offen, sondern heimlich hinter unserem Rücken. Die ganze Entwicklung macht uns verzagt, wir verlieren den Mut. Wir suchen einen „Wacholderbusch“ wie damals der Prophet.

Elia, der Mann, der eben noch siegte und Wunder erlebte, rennt in die Wüste und hofft, dort nicht gefunden zu werden. Eben noch als Mann Gottes voller Kraft, nun ein Flüchtling. Viele Menschen haben Ähnliches in anderer Situation erlebt. Man hat die Nase voll. Genug ist genug. Die Zukunft ist dunkel. Man weiß nie recht, wie es weitergehen soll. Ich denke, die meisten Menschen kennen ein seelisches Erleben unter dem Wacholderbusch. Konnten sie aus seinem Schatten wieder heraustreten?

Es zeigt sich in solcher Situation, wie eng man mit seinem Gott und Herrn verbunden ist. Vielleicht reicht die Kraft nicht mehr zum Gebet. Gott weiß das, er sieht das und wenn ich mein Leben in seine Hand gegeben habe, dann weiß er Rat. Elia erfährt, dass ein Engel kommt, der ihn anrührt und zu ihm spricht. Das ist ja so großartig im Glauben: Gott kann Kräfte der für uns unsichtbaren Welt mobilisieren und schickt seine Boten. Elia erfährt, dass ein Engel kommt, der ihn anrührt und zu ihm spricht. Oft ist diese Engel nicht zu sehen, aber manchmal schickt Gott einen Menschen als Boten Gottes. Er weist den Weg, hilft und gibt mir neuen Mut. Der Engel stärkt den Elia so, dass der sich nun auf einen weiten Weg machen kann.

 Horst Marquardt

Horst Marquardt

  |  langjähriger Direktor des ERF (✝)

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Kommentare (1)

Christoph B. /

Ich danke Ihnen für diese schöne Auslegung. Bei einer Königin, die das Recht bricht, unbequeme Wahrheiten unterdrückt und fremden Göttern die Tore öffnet, hatte ich allerdings eher ganz politische Assoziationen. So liest eben jeder die Bibel etwas anders.

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