
27.09.2021 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min
Autor/-in: Claudia SchmidtUnkraut und Weizen
Warum Gott beides wachsen lässt. Eine Andacht zu Matthäus 13,24-30.
Herbstzeit ist Erntezeit. In einigen Tagen wird in vielen Kirchengemeinden das Erntedankfest gefeiert. Aufgrund immer noch hoher Coronazahlen werden wohl auch in diesem Jahr viele Erntedankgottesdienste nach draußen verlagert.
Auch in meiner Gemeinde findet dieses Fest voraussichtlich auf der Wiese hinter der Kirche statt. Ein sehr passendes Ambiente für einen solchen Gottesdienst, wie ich finde. Die kostbaren Erträge der Natur werden auf einem Erntewagen angerichtet, der – je nach Wetterlage – flexibel mit dem Traktor an den richtigen Ort gefahren werden kann.

Wenn das Wetter mitspielt, sitzt die Gemeinde an diesem Oktobersonntag unter herbstlich bunten Bäumen und freut sich über die reiche Vielfalt an Obst, Gemüse, Getreide, Brot und Blumen, die farbenfroh in der warmen Herbstsonne leuchten. Es ist ein schöner Brauch, finde ich, der mich Jahr um Jahr daran erinnert, dass Gott es wachsen lässt, und dass er unser Versorger ist.
Die gute Ernte ist bedroht
Dass es wächst und am Ende eine gute Ernte dabei herauskommt, ist nicht selbstverständlich. Ungeziefer, Unkraut, Wassermangel oder andere negative Umwelteinflüsse können die Ernte bedrohen. Wer naturverbunden lebt, hat damit wohl schon seine Erfahrungen gemacht.
Als Jesus auf dieser Erde war, lebten die meisten Menschen von den Erträgen der Natur. Deshalb verwendet Jesus viele Beispiele aus der Landwirtschaft, um seinen Nachfolgern und Zuhörern anhand von einleuchtenden Vergleichen Gottes Handeln und seine Maßstäbe zu erklären.
In Matthäus 13, ab Vers 24 vergleicht Jesus zum Beispiel Gottes Reich auf dieser Welt mit einem Getreidefeld, auf dem der Gutsherr guten Samen aussät. Das Saatgut geht auf und beginnt zu wachsen. Aber dann kommt der Feind des Gutsherrn daher und streut Unkrautsamen mitten unter das Getreide.
Auch das Unkraut geht auf und wächst heran, zusammen mit dem Weizen. Die Feldarbeiter wundern sich und fragen ihren Arbeitgeber, ob sie das Unkraut ausreißen sollen. Daraufhin antwortet der Gutsbesitzer:
Nein! Wenn ihr es ausreißt, könntet ihr zugleich den Weizen mit ausreißen. Lasst beides wachsen bis zur Ernte! Wenn es so weit ist, will ich den Erntearbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut ein und bündelt es, damit es verbrannt wird. Aber den Weizen schafft in meine Scheune (Matthäus 13,27b-30).
Gott kümmert sich um seine Ernte
Durch das Beispiel will Jesus seinen Jüngern damals und auch uns heute Gottes Sichtweise in Bezug auf seine Gemeinde in dieser Welt erklären. Der Gutsherr steht in dem Vergleich für Jesus. Der Feind ist sein Gegenspieler. Der Weizen steht für die Nachfolger Jesu und das Unkraut, für die, die von Jesus nichts wissen wollen. Durch das Gleichnis gewinne ich drei wichtige Einsichten:
- Umsicht: Nicht immer erkenne ich, was Weizen und was Unkraut ist. Das gilt auch für die Menschen in meinem Umfeld. Dort, wo sich zum Beispiel eine christliche Gemeinschaft spaltet, weil ein Teil meint, er sei auf dem besseren Weg als der andere, leidet die gesamte Gemeinschaft und auch gute Früchte gehen dabei kaputt.
- Vorsicht: Nicht alles Grünzeug auf dem Acker ist gute Frucht. Manchmal wächst das Unkraut höher als die eigentliche Frucht. Manche Dornen sehen prächtig aus. Sie haben bunte Blüten, sind robust und stark. Aber es sind nur Dornen, keine Früchte. Bezogen auf Gottes Gemeinde darf ich wissen: Ich muss genau hinschauen. Nicht alles, was auf den ersten Blick groß und prächtig aussieht, bringt auch gute Frucht.
- Weitsicht: Gott lässt beides wachsen – das Gute und das Schlechte. Und er kümmert sich am Ende um die Ernte. Er schaut hinter die Fassade und kann das Gute vom Schlechten unterscheiden. Beides wächst dicht an dicht. Es ist nicht meiner Aufgabe, Richter über andere zu sein. Das überlasse ich Gottes Gnade und Weitsicht.
In dem Sinne ist das Erntedankfest auch ein Zeichen dafür, dass Gott in dieser Welt weiter Gutes wachsen lässt. Das gilt für die Erträge der Natur als auch für die christliche Gemeinde. Durch Umsicht, Vorsicht und Weitsicht kann ich einen Beitrag leisten, dass es wächst. Danke, Herr, für diese Einsicht.
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Danke, Claudia Schmidt für diese wunderbare Andacht, Auslegung des Evangeliums.
Es ist wunderbar zu Wissen, dass unser Vater im Himmel in seinem Sohn Christus auch dich befähigt für sein Reich zu … mehrsähen (z.B. women of hope, fällt mir gerade dazu ein) und deine weitern Aufgaben bei ERF. Für mich sind die Andachten auf ERF Plus am Montagmorgen zum Ende meiner Andachtszeit ein Segen, Wegweisung für die kommende Arbeitswoche. Es ist wunderbar sehen zu dürfen wie bei ERF Frau & Mann wahrhaft gleichberechtigt, eingesetzt nach den Fähigkeiten der Person miteinander arbeiten. Noch wunderbarer ist es dann wenn ER durch den heiligen Geist, jetzt deine Andacht, zu seien Kindern (wie eben jetzt mich) spricht.
Wer Jesus kennt & liebt, der sieht den Menschen und gibt SEINE Liebe geschlechtsneutral weiter, wobei die, die durch & in Jesus erlöst sind in dem Geschlecht leben dürfen zudem unser Vater im Himmel sie gemacht, geformt hat.
Ich darf dich. liebe Claudia deshalb in der Liebe Christi als meine geistige Schwester sehen und mich von Herzen darüber freuen, wie er mit all seinen Mitarbeitern seinen sie Frau oder Mann zu seinem Volk spricht.
ERF macht bei uns in Deutschland einen wunderbaren medialen Dienst jeden Tag aufs Neue, Euch allen ein "Vergelts Gott" dafür.
Liebe Grüße nach Wetzlar an alle Mitarbeitende des ERF
aus dem schwäbischen Steinlachtal, wo ich leben darf
Matthias H.