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© Hamish Duncan / unsplash.com

22.08.2011 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Markus Dörr

Mein Feind, die Angst

Unzufriedenheit und Blockaden mindern unseren Lebensmut und bremsen uns aus. Wie Sie deren Ursprung herausfinden und sie letztlich überwinden.

Ich bin langsam unterwegs – zu langsam. Das Treten ist anstrengend. Irgendetwas bremst mich. Ich steige ab, sehe mir mein Fahrrad an und stelle fest, dass der hintere Reifen fast platt ist und der vordere von der Bremse blockiert wird. Klar, das ist eine einfache Reparatur, keine große Sache. Doch was, wenn das Fahrrad eigentlich mein Leben ist und ich nicht mal weiß, was mich bremst?

Dann wird es schwieriger. Immer wieder habe ich festgestellt, dass ich nicht der Christ bin, der ich gerne sein will. Meine Liebe zu Jesus und meinen Mitmenschen ist nicht bedingungslos, die Kontrolle über das Fahrrad meines Lebens gebe ich sehr selten oder nur teilweise ab.

An den Stellschrauben drehen

Was also tun? Zunächst habe ich an der Oberfläche gekratzt. Ich dachte, dass vieles daran liegt, dass ich zu wenig bete, zu selten in den Gottesdienst gehe und zu sporadisch die Bibel lese. Keine Frage, das sind wichtige Eckpunkte christlichen Lebens. Doch als ich an dieser Stellschraube gedreht habe, hat sich wenig geändert – sieht man von dem Gefühl ab, ein wenig vor mich hinzufrömmeln.

Vielleicht braucht mein Leben mehr Anstoß von außen? Mein nächster Schritt führte mich also in die weite, witzige Welt der christlichen Ratgeberliteratur. Da gibt es viele wunderbare Bücher, etwa wie ich ein besserer Mann werden kann, wie ich eine glückliche Ehe führe oder den Tod meiner Oma verarbeite.

Zehn-Punkte-Pläne fand ich auch immer besonders lustig, nur leider wenig hilfreich. Genauso ging es mir mit den meisten Büchern.

Wildnis, Einsamkeit, Stimmen

Immer wieder habe ich gebetet: „Herr, zeig mir den Weg. Führe mich. Lass mich erkennen, was zu tun ist.“ Lange habe ich keine eindeutige Antwort bekommen. Ich habe also an den Symptomen gearbeitet, mein Leben aktiver gestaltet, neue Kontakte aufgebaut, Spaß gesucht.

Dann habe ich das Filmdrama „Frost/Nixon“ gesehen. Der zurückgetretene amerikanische Präsident Richard Nixon hat Angst, das Interviewduell mit David Frost zu verlieren. Er befürchtet, sich endgültig aus dem politischen Rampenlicht verabschieden zu müssen:

„Ich werde Ihnen mit allem kommen, was ich habe, denn das Rampenlicht kann nur für einen von uns scheinen.  Für den anderen bleibt die Wildnis. Dort begleitet uns nichts und niemandem - außer das Läuten der Stimmen in unserem Kopf.“

Nackte, kalte Angst

Es erinnerte mich an einen biblischen Text: „Denn die Paläste werden verlassen sein, und die Stadt, die voll Getümmel war, wird einsam sein, dass Burg und Turm für immer zu Höhlen werden, dem Wild zur Freude, den Herden zur Weide.“ (Jesaja 32, 14)

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das, was unter meiner Oberfläche lauert, das, was mich bremst, was meine Liebe mit Bedingungen versieht, ist die nackte, kalte Angst. Die Angst zu scheitern, zu versagen, aufzugeben. Mein ganzes Leben und Handeln ist letztlich von ihr bestimmt worden. Deswegen haderte ich mit mir selbst, deswegen war ich gehemmt. Mein Feind heißt Angst.

Vertrauen auf den Geist Gottes

Das war ein bedeutender Moment in meinem Leben. Denn zu wissen, wie der Feind heißt, ist sehr wichtig. Jetzt kann ich mir eine Gegenstrategie überlegen und sie anwenden. Jetzt kann ich endlich zielgerichtet beten und kämpfen.

Die Lösung meiner Probleme liegt nicht darin, die Angst zu umarmen, sondern Vertrauen zu üben. Ich muss mehr lernen, Gott alle Dinge hinzulegen und alles an ihn abzugeben. Dann wird mein Leben nicht mehr von meiner Angst bestimmt, sondern von der Hoffnung auf positive Veränderung. Das ist die Grundlage für ein besseres Dasein.

Doch ich weiß, dass ich das aus eigener Kraft nicht schaffen kann. Dazu brauche ich den Geist Gottes, so wie es auch bei Jesaja weitergeht: „so lange bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe. Dann wird die Wüste zum fruchtbaren Lande und das fruchtbare Land wie Wald geachtet werden.“ (Jesaja 32, 15)

Daran will ich glauben. Dafür kann ich beten. Darauf darf ich vertrauen.

Ihr Kommentar

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Kommentare (17)

Armin T. /

Weisst du, einer hat mal gesagt, geh doch mit jesus mal auf ein Bier! das tue ich gerade! es sind schon 2 und Jesus? dann habe ich diesen Artikel aufgemacht. am Anfang sehr authentisch. Wirklich gut! mehr

Frank-Peter W. /

Es ist oft so, dass wir als Christen das Ruder erst herum reißen, wenn es fast schon zu spät ist. Wir sollten immer mehr vertrauen, in die Gaben Gottes. Richtungweisend, erst, wenn wir alles auf ihn werfen. 1Pt 5,7 Andachtsam

sandy /

Daumen hoch...Passt so gut ....Gottes Segen

Roswitha /

Hallo Markus,
Vielen Dank für deine Andacht. Sie spricht mich sehr an, denn es fällt mir oft schwer zu vertrauen. Dein Beitrag hat mir die Augen geöffnet. Danke!!!

Betty /

Lernen, auf Wasser zu gehen...

Hannelore /

Ein sehr guter Beitrag, da viele Menschen, und auch ich immer wieder mit der Angst zu tun habe. Danke

Silvia /

Lieber Markus,
danke, danke, vielen lieben Dank! Deine Worte treffen genau ins Zentrum. Die Angst begleitet mich oft. Die Türen gehen nicht auf, beruflich. Kündigung der Wohnung wegen Eigenbedarf mehr

Markus Dörr /

Liebe Leser, Liebe Freunde,
danke für Eure positiven Rückmeldungen zu meiner Andacht. Ich freue mich darüber, dass ich - mit Gottes Hilfe - dem ein oder anderen aus der Seele gesprochen habe. mehr

Petra /

Lieber Markus,
muss schon sagen, dass mich deine Worte sehr geeindruckt haben. Mir kam es so vor, als würdest du mir aus meiner Seele reden. Leider muss ich sagen dass die Angst auch mein ständier mehr

Gloria T. /

Lieber Markus, Liebe Leser(in). wo ich dein Brief gelesen habe, habe ich mich wieder gefunden .vor drei Jahre ging es mir genau so wie dir ,wen nicht noch schlimmer,. erst als ich es geschafft habe mehr

Carmen /

Ja, das kenne ich gut. Die Angst zu versagen: als Mensch, als Christ, in der Arbeit. Oft ist diese Angst so stark, dass ich mich noch nicht mal aus dem Haus traue. Aber ich lerne gerade die Türe aufzumachen, damit neue Erfahrungen reinkommen können.

Elke A. /

Danke für die ehrlichen Gedanken, lieber Markus! Es lohnt sich, noch weiter darüber nachzudenken. Ich wünsche Dir Sieg über Deinen neu erkannten Feind. Mit Gottes starkem Geist schaffst Du das auch. Gottes Segen und noch viele so gute Texte!

Jürgen /

Auch mir spricht diese Artikel aus dem Herzen. Auch ich habe vor vielen Dingen Angst: Menschen, Bloßstellung, Versagen und letztlich nicht bei Gott zu sein. Doch je mehr ich damit zu unserem Vater im mehr

Martina /

Dieser Beitrag ist wunderbar geschrieben. Er spricht auch mir aus dem Herzen. Ich habe fast täglich mit dem Feind "Angst" zu kämpfen. Nach einer schweren Krankheit lerne ich langsam, dagegen mehr

Edith /

Vielen Dank für diesen wunderschönen Text. Er hat mir sehr geholfen. Auch mein Feind ist immer wieder die Angst. Ich habe Angst vor der bevorstehenden Meisterprüfung im Herbst und davor, dass ich mehr

Tobias /

Danke, danke für diesen Beitrag!
Wie oft spiegelt sich dies bei mir! Wie oft sitze ich stundenlang am Wort Gottes und es geht mir bestens und dann werde ich auf einmal von diesen Gedanken, diesem mehr

Gerlinde /

Dieser Beitrag ist mir aus dem Herzen gesprochen. Auch ich habe Angst nicht zu genügen usw. bin auf der Suche nach der engen Pforte, bzw. nach Gottes Willen zu leben. Ich wünsche allen Gottes Segen.

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