Ich bin langsam unterwegs – zu langsam. Das Treten ist anstrengend. Irgendetwas bremst mich. Ich steige ab, sehe mir mein Fahrrad an und stelle fest, dass der hintere Reifen fast platt ist und der vordere von der Bremse blockiert wird. Klar, das ist eine einfache Reparatur, keine große Sache. Doch was, wenn das Fahrrad eigentlich mein Leben ist und ich nicht mal weiß, was mich bremst?
Dann wird es schwieriger. Immer wieder habe ich festgestellt, dass ich nicht der Christ bin, der ich gerne sein will. Meine Liebe zu Jesus und meinen Mitmenschen ist nicht bedingungslos, die Kontrolle über das Fahrrad meines Lebens gebe ich sehr selten oder nur teilweise ab.
An den Stellschrauben drehen
Was also tun? Zunächst habe ich an der Oberfläche gekratzt. Ich dachte, dass vieles daran liegt, dass ich zu wenig bete, zu selten in den Gottesdienst gehe und zu sporadisch die Bibel lese. Keine Frage, das sind wichtige Eckpunkte christlichen Lebens. Doch als ich an dieser Stellschraube gedreht habe, hat sich wenig geändert – sieht man von dem Gefühl ab, ein wenig vor mich hinzufrömmeln.
Vielleicht braucht mein Leben mehr Anstoß von außen? Mein nächster Schritt führte mich also in die weite, witzige Welt der christlichen Ratgeberliteratur. Da gibt es viele wunderbare Bücher, etwa wie ich ein besserer Mann werden kann, wie ich eine glückliche Ehe führe oder den Tod meiner Oma verarbeite.
Zehn-Punkte-Pläne fand ich auch immer besonders lustig, nur leider wenig hilfreich. Genauso ging es mir mit den meisten Büchern.
Wildnis, Einsamkeit, Stimmen
Immer wieder habe ich gebetet: „Herr, zeig mir den Weg. Führe mich. Lass mich erkennen, was zu tun ist.“ Lange habe ich keine eindeutige Antwort bekommen. Ich habe also an den Symptomen gearbeitet, mein Leben aktiver gestaltet, neue Kontakte aufgebaut, Spaß gesucht.
Dann habe ich das Filmdrama „Frost/Nixon“ gesehen. Der zurückgetretene amerikanische Präsident Richard Nixon hat Angst, das Interviewduell mit David Frost zu verlieren. Er befürchtet, sich endgültig aus dem politischen Rampenlicht verabschieden zu müssen:
„Ich werde Ihnen mit allem kommen, was ich habe, denn das Rampenlicht kann nur für einen von uns scheinen. Für den anderen bleibt die Wildnis. Dort begleitet uns nichts und niemandem - außer das Läuten der Stimmen in unserem Kopf.“
Nackte, kalte Angst
Es erinnerte mich an einen biblischen Text: „Denn die Paläste werden verlassen sein, und die Stadt, die voll Getümmel war, wird einsam sein, dass Burg und Turm für immer zu Höhlen werden, dem Wild zur Freude, den Herden zur Weide.“ (Jesaja 32, 14)
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das, was unter meiner Oberfläche lauert, das, was mich bremst, was meine Liebe mit Bedingungen versieht, ist die nackte, kalte Angst. Die Angst zu scheitern, zu versagen, aufzugeben. Mein ganzes Leben und Handeln ist letztlich von ihr bestimmt worden. Deswegen haderte ich mit mir selbst, deswegen war ich gehemmt. Mein Feind heißt Angst.
Vertrauen auf den Geist Gottes
Das war ein bedeutender Moment in meinem Leben. Denn zu wissen, wie der Feind heißt, ist sehr wichtig. Jetzt kann ich mir eine Gegenstrategie überlegen und sie anwenden. Jetzt kann ich endlich zielgerichtet beten und kämpfen.
Die Lösung meiner Probleme liegt nicht darin, die Angst zu umarmen, sondern Vertrauen zu üben. Ich muss mehr lernen, Gott alle Dinge hinzulegen und alles an ihn abzugeben. Dann wird mein Leben nicht mehr von meiner Angst bestimmt, sondern von der Hoffnung auf positive Veränderung. Das ist die Grundlage für ein besseres Dasein.
Doch ich weiß, dass ich das aus eigener Kraft nicht schaffen kann. Dazu brauche ich den Geist Gottes, so wie es auch bei Jesaja weitergeht: „so lange bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe. Dann wird die Wüste zum fruchtbaren Lande und das fruchtbare Land wie Wald geachtet werden.“ (Jesaja 32, 15)
Daran will ich glauben. Dafür kann ich beten. Darauf darf ich vertrauen.
Ihr Kommentar
Kommentare (17)
Weisst du, einer hat mal gesagt, geh doch mit jesus mal auf ein Bier! das tue ich gerade! es sind schon 2 und Jesus? dann habe ich diesen Artikel aufgemacht. am Anfang sehr authentisch. Wirklich gut! … mehrUnd dann die Lösung?!: Abgedroschen! Realitätsfremd! Klassische christliche Floskeln! Wenn sie funktionieren würde ja dann… Aber das tun sie nicht!!! Nichts gegen dich! Vielleicht schreibst du weil du so musst… Die Realität ist anders! Ganz anders! die Hoffnung die in deinem schreiben suggeriert wird: wenn es nur wahr wäre! die Praxis ist anders! Und die Angst bleibt! Obwohl ich schon 100x das so gemacht habe wie in deinem Schreiben!! Nein. Hören wir bloß auf uns zwanghaft in einer christlichen Scheinwelt zu bewegen glauben zu müssen! Die Praxis sieht anders aus! Tut mir leid, aber ich stehe mit beiden Beinen im Leben, bzw. bis zum Hals in der Kacke! Und Jesus?: Schweigen im Walde! Belehre mich eines besseren! Armin
Es ist oft so, dass wir als Christen das Ruder erst herum reißen, wenn es fast schon zu spät ist. Wir sollten immer mehr vertrauen, in die Gaben Gottes. Richtungweisend, erst, wenn wir alles auf ihn werfen. 1Pt 5,7 Andachtsam
Daumen hoch...Passt so gut ....Gottes Segen
Hallo Markus,
Vielen Dank für deine Andacht. Sie spricht mich sehr an, denn es fällt mir oft schwer zu vertrauen. Dein Beitrag hat mir die Augen geöffnet. Danke!!!
Lernen, auf Wasser zu gehen...
Ein sehr guter Beitrag, da viele Menschen, und auch ich immer wieder mit der Angst zu tun habe. Danke
Lieber Markus,
danke, danke, vielen lieben Dank! Deine Worte treffen genau ins Zentrum. Die Angst begleitet mich oft. Die Türen gehen nicht auf, beruflich. Kündigung der Wohnung wegen Eigenbedarf … mehrkommt hinzu. Wohin sich wenden, wenn ich nicht weiß, wo ich arbeiten werde. Die Bibel und das Gebet geben mir immer wieder halt. Im Gebet komme ich zur Ruhe. Aber es ist immer wieder eine harte Herausforderung. Den Zustand auszuhalten ist sehr schwer. Es ist auch für mich schwierig, mich immer an die Grundsätze der Bibel zu halten und die Geduld zu bewahren. Seit Wochen befinde ich mich im Kampf, habe Angst. Aus Angst werde ich dann aktiv in alle möglichen Richtungen, doch die Türen gehen nicht auf. Da kommt mir öfter der Gedanke, dass ich etwas falsch mache. Dein Brief hat mich heute berührt und ich weiß jetzt, es ist alles richtig, so wie es läuft. Schaue nur auf den HERRN und VERTRAUE. Der Kampf gehört dazu bis der Geist Gottes meine Angst verwandelt. Lieben Dank auch für Eure Beiträge :> Seid alle reich gesegnet, dass wünsche ich Euch von Herzen. Silvia
Liebe Leser, Liebe Freunde,
danke für Eure positiven Rückmeldungen zu meiner Andacht. Ich freue mich darüber, dass ich - mit Gottes Hilfe - dem ein oder anderen aus der Seele gesprochen habe. … mehr
Vielen Dank auch für die guten Wünsche und ermutigenden Zeilen. Jeder Tag bietet die Chance auf neue Hoffnung - das setze ich neben dem Vertrauen auf Jesus zumindest heute meiner Angst entgegen. ;-)
Gottes Segen für Euch alle!
Markus
Lieber Markus,
muss schon sagen, dass mich deine Worte sehr geeindruckt haben. Mir kam es so vor, als würdest du mir aus meiner Seele reden. Leider muss ich sagen dass die Angst auch mein ständier … mehrBegleiter ist. Jedoch ist das ein echt sehr belastender Zustand. Auch ich hab sehr viel Halt und Hoffnung in der Bibel finden können. Und die Worte von Jesaja sind wirklch treffend. Jedoch ist es nicht immer leicht sich an der Hoffnung und an den Grundsätzen zu halten. Es ist wunderschöne und ein Geschenk dass wir auf Gott vertrauen und ihm die Hand geben können. Er gibt einem Halt und Hoffnung. Heut als Christ ist es nicht immer leicht und auch ab und zu schwierig die Geduld und die Demut zu bewahren. Doch im Gebet findet man immer wieder die Ruhe und die Nähe zu Gott. Wenn wir ihn suchen dann nimmt er unsere Hand und führt uns geduldig und liebevoll durch das Lebe.
Bin mir sicher, dass auch du auf diesem Weg die Liebe und die Kraft Gottes empfängst und so sicherlich immer weniger von der Angst gequält wirst.
Lieber Markus, Liebe Leser(in). wo ich dein Brief gelesen habe, habe ich mich wieder gefunden .vor drei Jahre ging es mir genau so wie dir ,wen nicht noch schlimmer,. erst als ich es geschafft habe … mehreine wirklicher Beziehung zu Gott zu entwickeln ,Gott mein Leben ohne Punkt und komme, ohne wen und aber zu übergeben habe. habe ich erfahren wie wunderbar ,wie Groß, wie Barmherzig Unser Heilland ist . Jetzt verstehe ich die
Bedeutung des Textens ,verlass dich von ganzem Herzen von ganze Seele auf den Herren. Gott hat uns als freien Menschen geschaffen deshalb ist es wichtig das wir Gott die Erlaubnis geben in uns, in unseren Leben zu wirken ,und darauf zu vertrauen ,das Gott die Macht und die kraft hat ,und am besten weiß was gut für uns ist .und deshalb sollten wir nicht nur sagen sondern geduldig darauf warten und vertrauen, Lieber Gott dein Wille geschehe so im Himmel wie auf Erden in Ewigkeit Amen .Gott Segne uns (euch ) allen
Ja, das kenne ich gut. Die Angst zu versagen: als Mensch, als Christ, in der Arbeit. Oft ist diese Angst so stark, dass ich mich noch nicht mal aus dem Haus traue. Aber ich lerne gerade die Türe aufzumachen, damit neue Erfahrungen reinkommen können.
Danke für die ehrlichen Gedanken, lieber Markus! Es lohnt sich, noch weiter darüber nachzudenken. Ich wünsche Dir Sieg über Deinen neu erkannten Feind. Mit Gottes starkem Geist schaffst Du das auch. Gottes Segen und noch viele so gute Texte!
Auch mir spricht diese Artikel aus dem Herzen. Auch ich habe vor vielen Dingen Angst: Menschen, Bloßstellung, Versagen und letztlich nicht bei Gott zu sein. Doch je mehr ich damit zu unserem Vater im … mehrHimmel gehe und IHN bzw den HL. GEIST um Hilfe bitte, um so mehr merke ich dass er mir hilft. Eben so wie es in Hesekiel 2, Verse 1 + 2 steht:
Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, tritt auf deine Füße, so will ich mit dir reden. 2 Und als er so mit mir redete, kam Leben in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.
Gott will unser Vertrauen und unsere Hingabe. Da wo wir es nicht können (oder wollen aus Angst zu versagen) gibt er uns seine Kraft. Hallelujah was für ein Gott!!!!!!!!!
Dieser Beitrag ist wunderbar geschrieben. Er spricht auch mir aus dem Herzen. Ich habe fast täglich mit dem Feind "Angst" zu kämpfen. Nach einer schweren Krankheit lerne ich langsam, dagegen … mehranzugehen. Es ist wahrlich nicht leicht, die eigene Kontrolle abzugeben und alles in Gottes gute Vaterhände zu legen, wenn immer wieder Angriffe kommen. Aber mit viel Gebet und Glauben gelingt es immer besser.
Und ich weiß, Gott - mein Vater - wird mich dabei begleiten und befreien.
Gottes Segen für Alle.
Vielen Dank für diesen wunderschönen Text. Er hat mir sehr geholfen. Auch mein Feind ist immer wieder die Angst. Ich habe Angst vor der bevorstehenden Meisterprüfung im Herbst und davor, dass ich … mehrdanach mit meiner Selbständigkeit in der Wirtschaft nicht bestehen kann. Ja, das macht mir große Angst. Ich habe die große Hoffnung, dass Gott auch mich segnen wird. Er ist schließlich der Allmächtige und der Herr über alles ...
Danke, danke für diesen Beitrag!
Wie oft spiegelt sich dies bei mir! Wie oft sitze ich stundenlang am Wort Gottes und es geht mir bestens und dann werde ich auf einmal von diesen Gedanken, diesem … mehrGefühl gepisackt: Kannst Du es Dir zeitlich leisten? Wie willst Du Deinen Tag schaffen, wenn Du immer noch am Wort klebst?
Irgend etwas will ständig an meinem vollsten Vertrauen zu Gott rütteln. Aus welchem Lager diese Anfechtung kommt ahnte ich, jedoch nun hat das Kind einen Namen! Danke!
Dieser Beitrag ist mir aus dem Herzen gesprochen. Auch ich habe Angst nicht zu genügen usw. bin auf der Suche nach der engen Pforte, bzw. nach Gottes Willen zu leben. Ich wünsche allen Gottes Segen.