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22.01.2021 / Andacht / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Andreas Odrich

Lüge vernichtet, Wahrheit baut auf

Warum Jesus Christus mit seiner Wahrheit auch für die Politik Maßstäbe setzt.

Am Mittwoch, den 20.01.2021, erfolgte in Washington die Amtsübergabe an den neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden. Andreas Odrich nimmt dies zum Anlass, im Rahmen unseres Schwerpunktthemas Wahrheit noch einmal Rückschau zu halten auf die Amtszeit seines Vorgängers Donald Trump, der wie kein anderer die sozialen Medien zu nutzen wusste, und mit provokanten Aussagen über Twitter die Welt ständig in Atem hielt und die Aufmerksamkeit auf sich zog.


Alternative Fakten. Bis zum bitteren Ende hat der scheidende US-Präsident Donald Trump versucht, sich und seinen Anhängern in die Tasche zu lügen und von einer gefälschten und gestohlenen Wahl gesprochen. Das Ergebnis war der Sturm von fanatischen Trump-Anhängern aufs Capitol, eine Mixtur aus verschiedenen politisch radikalen Gruppen. Darunter auch Christen mit Kreuzen und Jesus-Plakaten.

Der vermeintliche Retter

Viele von ihnen, so wird berichtet, hätten in Trump eine Art Perserkönig Kyrus gesehen, der es den US-Amerikanern ermöglicht habe, aus der linksorientierten geistigen Verblendung zurückzukehren ins gelobte Land mit seinen konservativen Grundwerten, wie seinerzeit das Volk Israel unter Kyrus aus der Verbannung. Deshalb habe man Trump seine eigenen moralischen Verfehlungen nicht übelgenommen. Diese paradoxe Logik hat sich mir nie erschlossen.

Stattdessen sehe ich dies: der vermeintliche Retter hat es vor allem geschafft, die Spaltung des Landes voranzutreiben und die Gegensätze zu verhärten zwischen Republikanern und Demokraten, zwischen den Menschen an den Küsten und denen im Landesinneren, zwischen Menschen verschiedener Hautfarben. Politische Fronten. Ideologisch und demagogisch aufgeladen. Der Höhepunkt der Sturm aufs Capitol. Ein Fest für alle Feinde der Demokratie, und ein schlechtes Zeugnis für „God’s own country“ und für das, was sich Konservativ (Deutsch: Werte bewahrend) nennt.

Alle Präsidenten sind fehlbar

Nein, auch der neue Präsident der USA, Joe Biden, ist nicht der Messias. Genauso wenig wie alle seine Vorgänger, seien es nun Republikaner oder Demokraten gewesen, und ganz gleich, welche Erwartungen die Menschen bei der Wahl in sie setzten. Es handelt sich bei allen Präsidenten um Menschen, die fehlbar sind. Das weiß eine Demokratie und verleiht durch Wahlen einem einzelnen Menschen immer nur Macht auf Zeit und installiert Instanzen, die diese Macht kontrollieren, damit sie eben nicht wie Autokraten oder Diktatoren agieren können.

Revolte ausgerechnet am Epiphaniastag

War es Zufall oder kalkuliert, dass der Sturm auf das Capitol ausgerechnet am 6. Januar, dem Epiphaniastag, dem Tag der „Erscheinung des Herrn“ geschah? Ich jedenfalls nehme dies als Impuls, in die Bibel zu schauen, was dort über Lüge und Fakenews gesagt wird, und welche Qualität die Wahrheit hat, die von Jesus Christus ausgeht.

Lüge schon auf den ersten Seiten der Bibel

Nicht erst seit Trump und Twitter gibt es Fake News. Getrickst und gelogen wurde schon immer, bei Nachrichten, Erklärungen und Informationen. „Ich war’s nicht“, sagt Adam, „Eva hat mir die Frucht gereicht“. Das ist zwar nicht falsch, aber es ist dennoch nur die halbe Wahrheit, weil Adam versucht, die Verantwortung von sich wegzuschieben. So stellt er lieber seine Frau bloß als sich selbst der Wahrheit zu stellen. Ergebnis: Der Mensch fliegt aus dem Paradies. Oder: Die Frau des Potifar behauptet, dass Josef sie sexuell bedrängt habe. Fakenews, dicke Lüge aus niederen Beweggründen wie verletzter Eitelkeit. Ergebnis: Joseph landet unschuldig im Gefängnis.

Und so kann man jetzt weitermachen, quer durch die Geschichte. Menschen denunzieren Menschen, reden sich raus zu ihrem eigenen Vorteil, lügen, ohne Rücksicht auf hohe Verluste.

Traurigster Höhepunkt der Menschheitsgeschichte: Der zweite Weltkrieg wurde mit einer Lüge eröffnet: „Polen hat Deutschland überfallen, seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen.“ Ergebnis: 60 Millionen Tote, jahrzehntelange Nachwirkungen.

Wer lügt und manipuliert macht sich doppelt schuldig

Lügen haben also nicht nur kurze Beine, sondern mitunter auch verheerende Folgen für die gesamte Menschheit. Nicht umsonst ist das Thema Lüge und Fakenews als achtes Gebot Teil der Zehn Gebote: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Deutlich wird hier gesagt, dass zur Lüge zwei Teile gehören: Teil eins ist die Lüge selbst und Teil ist zwei der Schaden, den sie bei anderen Menschen anrichtet. Wer wissentlich lügt und manipuliert macht sich nach diesem Gebot Gottes also doppelt schuldig.

Jesus als die eine Wahrheit

Das Gegenstück zum achten Gebot ist die Aussage, die Jesus Christus im Johannes-Evangelium über sich selbst trifft (Johannes 14,6): „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“

Auch diesen Satz könnte man jetzt als bloße Ideologie im Kampf um die Wahrheit anderen an Kopf werfen und verlangen, sich dieser Wahrheit kommentarlos zu unterwerfen. Aber das würde der Aussage, und vor allem Jesus Christus selbst, nicht gerecht.

Denn bei der Wahrheitsfindung, die Jesus betreibt, geht es um etwas mehr als das blanke Wahrhalten von Aussagesätzen. Die Wahrheit ist umfassender und durchwirkt das ganze Leben und unsere gesamte Kommunikation.

Es geht um Begegnung und Verstehen

Jesus knallt den Menschen nichts vor den Kopf. Bei ihm geht es immer um Dialog. Er begegnet Menschen, schaut sie an, nimmt sie ernst, redet mit ihnen, gibt ihnen Möglichkeiten, zu lernen, sich zu entwickeln.

Das ist genau das Gegenteil von Fakenews. Menschen, die mit Halbwahrheiten und Lügen arbeiten, wollen uns manipulieren, schaden und ausnützen. Jesus Christus hingegen will Klarheit schaffen. Er braucht keine faulen Tricks, wie manche Hobbydemagogen, die etwas Haarsträubendes in die Welt setzen und hinterher pikiert behaupten, dass man sie „nur falsch verstanden“ habe.

So schließt sich der Kreis. Adam im Paradies wollte Spuren verwischen. Die Frau des Potifar wollte bewusst Schaden anrichten. Diejenigen, die mit Falschmeldungen und Halbwahrheiten die sozialen Netzwerke und Nachrichtenkanäle fluten, wollen Verwirrung stiften, Verunsicherung verbreiten und unser Zusammenleben aushöhlen.

Jesus auch als Maßstab für Politik

Jesus, Christus hingegen will Menschen nicht verwirren, benutzen oder bloßstellen. Jesus will Menschen entwickeln, heilen, und dabei klar und wahr sein. Kann man damit Politik machen? Ich erwarte nicht, dass jede Parlamentsrede und jeder Präsidentenauftritt der Bergpredigt gleichkommen. Auch eine Haushaltsdebatte ist kein Heilungsgebet. Aber der Ansatz ist das entscheidende: Will ich Menschen helfen, steht das Wohl der anderen im Mittelpunkt oder will ich mich vor allem selbst profilieren und mich in den Mittelpunkt drängen?

Das erfordert Demut. Das setzt voraus, dass ich mich selbst nicht als Sonnenkönig aufspiele, der in allen anderen nur Konkurrenten und Gegner sieht. Es setzt voraus, dass ich im besten Sinne meine Verantwortung „vor Gott und den Menschen“ wahrnehme, wie es in der Präambel unseres Grundgesetzes heißt.

Ich jedenfalls bin der festen Überzeugung, dass man mit diesem Ansatz sogar Weltpolitik machen und auf jeden Fall Vorbildfunktion übernehmen kann, die deutlich mehr bewirkt als ein permanentes Pöbelgewitter über Twitter.

 Andreas Odrich

Andreas Odrich

  |  Redakteur

Er verantwortet die ERF Plus-Sendereihe „Das Gespräch“. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und ist begeisterter Opa von drei Enkeln. Der Glaube ist für ihn festes Fundament und weiter Horizont zugleich.

Ihr Kommentar

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Kommentare (8)

Uwe P. /

Danke für ihre wahren, Gottes-Wort-getreuen Aussagen.
Ja, fake-news oder alternative-(nicht)-wahrheiten, haben Menschen von Anfang an benutzt. Aber deshalb ist es so wichtig, diese nicht einfach zu übernehmen, sondern ihnen immer wieder klar entgegenzutreten.

Heinz G. /

Genau, Jesus war und ist die Wahrheit in Person!
Wer das glauben darf, hat eine gute Orientierung im irdischen Leben.
Was den ERF betrifft, muss ich erkennen, dass dieses Glaubenswerk dem mehr

Willi J. /

Lieber Andreas,
danke für deine klaren Worte! Du sprichst mir damit aus der Seele. Liebe Grüße, Willi

Johann J. /

Wir Menschen, allen voran, Juden und Christen, die wir dem Heiligen Gott Jahwe und seinem Messias und Christus Jesus vertrauen (! - wenn wir das wirklich tun?), sollten wissen, dass kein Mensch vor mehr

w-e-b /

Für Juden und Christen wurde die Anerkennung von Jerusalem ein Kriterium, das alle negativen Verhaltensweisen dieses bizarren Präsidenten unbewertet ließ. Das ist die Parallele zu Kyrus. Wird dieser Vorgang auch zu einer Fake News oder ist das Gottes Finger?

Dominik V. /

Du sagst es. Du sollst nicht Lügen und kein falsch Zeugnis reden wieder dem, vom Gott eingesetztem Präsidenten. Dann tun sie es einfach und hören auf Nicht wie die Leitmedien. Und zu guter Letzt, ja wir lügen ja alle ein bisschen.

Hagen H. /

Die Wahrheit in Jesus Christus ist einfach komm mal die Wahrheit für uns in Zeit und Ewigkeit. Die Wahrheit in der Politik ist leider selten sehr einfach sondern meistens sehr komplex. In der mehr

Jörg /

"Diese paradoxe Logik hat sich mir nie erschlossen." Lieber Herr Odrich, Ihre paradoxe Logik erschließt sich mir auch nicht. Die Begriffe "Haltungsjournalismus" und Framing stammen nicht aus den von mehr

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