
26.12.2018 / Andacht / Lesezeit: ~ 5 min
Autor/-in: Katrin FaludiJosef: 4 Dinge, die du von ihm lernen kannst
Verantwortung liegt in deiner Hand – aber nicht nur.
Maria heimst seit 2.000 Jahren den ganzen Ruhm dafür ein, zur Mutter von Jesus auserwählt worden zu sein. Doch der eigentliche Held in der ganzen Geschichte ist der Mann, der in den Berichten darüber nur sehr spärlich erwähnt wird: ihr Verlobter und späterer Ehemann Josef. Ein einfacher Mann, der bis dahin ein völlig unauffälliges Leben geführt hat. Keine Heldengestalt.
Maria wurde von einem Engel auf ihre Schwangerschaft und ihre Rolle als Mutter Gottes vorbereitet. Josef aber wurde kalt erwischt und befand sich in einem Zwiespalt, denn zunächst dachte er an das Naheliegende: Seine Verlobte hatte sich auf einen anderen Mann eingelassen. Darauf hatte ihn niemand vorbereitet.
Er ließ sich aber nicht von seinem Zorn zu unüberlegten Handlungen verleiten, sondern reagierte besonnen. Statt Maria eins auszuwischen und ihr den weiteren Lebensweg zu verbauen, weil sie ihn verletzt hatte, wurde er sich seiner Verantwortung für sie bewusst und handelte entsprechend. Aus seiner Reaktion können wir zwei Dinge lernen:
1. Josef übernimmt Verantwortung für seine Gefühle
Josef nimmt wahr, was ihn erschüttert: Enttäuschung, Scham, Zorn, Trauer. Er ist tief enttäuscht von seiner Verlobten, die ihn scheinbar betrogen hat. Schämt sich vielleicht sogar. Er ist zornig auf sie und traurig darüber, dass die gemeinsame Zukunft, wie er sie erwartet hat, so nicht stattfinden wird. Das liegt zumindest nahe. Was er tatsächlich gefühlt hat, gibt der spärliche biblische Bericht über ihn nicht her.
Aber was auch immer Josef in diesen Tagen bewegt hat, er hat es nicht weggeschoben und ignoriert. Denn wer keine Verantwortung für seine eigenen Gefühle übernimmt und sie ausblendet, gibt ihnen die Macht, sich heimlich anzuschleichen und einen zu übermannen. Wer sich seiner Gefühle dagegen bewusst ist, hat Zugang zu ihnen. Wer Verantwortung dafür übernimmt, gibt nicht anderen die Schuld dafür, sich so zu fühlen, wie er es gerade tut. Ganz gleich, was passiert ist.
Wer sich seiner Gefühle dagegen bewusst ist, hat Zugang zu ihnen. Wer Verantwortung dafür übernimmt, gibt nicht anderen die Schuld dafür, sich so zu fühlen, wie er es gerade tut. Ganz gleich, was passiert ist.
2. Josef übernimmt Verantwortung für sein Handeln
Josef lässt sich nicht blind von seinen Emotionen leiten, sondern reflektiert sie. Er widersteht dem Impuls, sich seinem Zorn hinzugeben und es Maria heimzuzahlen. Stattdessen nimmt er eine weitere Perspektive ein und denkt an die Zukunft: Was würde passieren, wenn er Marias weiteren Lebensweg verbaute? Was hätte er davon, außer Genugtuung?
Er wird sich darüber bewusst, dass er eine Mitverantwortung für ihr Leben trägt und sich schuldig macht, wenn er ihr absichtlich Schaden zufügt. Unrecht lässt sich nicht mit weiterem Unrecht aus der Welt schaffen. Josef nimmt diese Verantwortung an und richtet sein Handeln danach aus: Er versucht, ihrer beider Gesichter zu wahren, indem er statt des Knalls und aller Folgen eine dezente Lösung erwägt.
Im Nachhinein wird Josef froh gewesen sein, sich auf seine Verantwortung für Marias Leben besonnen zu haben. Denn er hat sich geirrt; sie hat ihn nicht betrogen. Durch sein verantwortliches Handeln hat er sich und Maria vor einer großen Peinlichkeit bewahrt. Damit ist Josef aber nicht raus aus der Nummer, denn als der Engel die Sache geraderückt, stellt er ihn damit gleichzeitig vor die größte Aufgabe seines Lebens:
Er, Josef, muss das Überleben des Retters der Welt sichern. Gott hat ihm höchstpersönlich seinen Sohn anvertraut und macht ihn damit zu dessen Pflegevater.
Auch hieraus lässt sich einiges über Verantwortung lernen:
3. Josef bekommt Verantwortung übertragen
Er hat es sich nicht ausgesucht, Ziehvater für Jesus zu werden. Gott hat es so bestimmt. Da fällt Nein-Sagen natürlich schwer, theoretisch hätte Josef aber ablehnen können: „Ich will diese Verantwortung nicht tragen! Soll Maria einen anderen heiraten!“ Das tut er aber nicht, weil er die Autorität Gottes anerkennt.
So kann es auch in anderen Lebensbereichen aussehen: Manchmal kommt eine Verantwortlichkeit von oben auf uns herab. Der Chef überträgt uns eine Aufgabe. Wir werden ungeplant Eltern und stehen vor großen Veränderungen. Wir werden als Zeugen vor Gericht geladen und müssen wahrheitsgemäß aussagen.
Es gibt Situationen, in denen wir in die Verantwortung genommen werden. Dieser Verantwortung können wir uns oft nur durch drastische Entscheidungen entziehen, die unser Gewissen in einen Zwiespalt bringen. Und es kann sein, dass diese Verantwortung zu groß und bedrohlich erscheint. Josef sorgt sich: Wird er es schaffen, den Retter in einer Welt voller Gefahren großzuziehen, in der nur ein Bruchteil der Kinder das Erwachsenenalter erreicht?
Josef sorgt sich: Wird er es schaffen, den Retter in einer Welt voller Gefahren großzuziehen, in der nur ein Bruchteil der Kinder das Erwachsenenalter erreicht?
4. Josef muss die Verantwortung nicht allein übernehmen
Diese Verantwortung muss sich für den bescheidenen Zimmermann im ersten Moment wie eine Riesenlast angefühlt haben. Was, wenn Jesus schwer krank geworden und gestorben wäre? Wenn das Kleinkind durch einen Unfall ums Leben gekommen wäre? Jeder, der Kinder hat, kennt diese Sorgen. Die Gefahren für das Leben eines kleinen Kindes waren vor 2.000 Jahren noch um ein Vielfaches höher. Es gab viele Unwägbarkeiten, auf die Eltern keinen Einfluss hatten.
Josef kennt die Risiken und die Gefahr, dass er scheitern wird. Dass Jesus als Kind sterben könnte. Dann aber besinnt er sich auf denjenigen, der ihm diese Verantwortung übertragen hat: Gott höchstpersönlich. Er kann davon ausgehen, dass es in Gottes Interesse liegt, Jesus durch die gefahrvolle Kindheit hindurchzubringen. Er wird alles tun, um Josef dabei zu unterstützen. Deshalb kann Josef ruhig werden. Er tut sein Menschenmögliches, der Rest liegt in Gottes eigener Verantwortung.
So ist es mit den Verantwortlichkeiten, die Gott uns überträgt: Er erwartet von uns nicht mehr als das, was wir zu tun imstande sind. Und das ist oft mehr, als wir uns im ersten Augenblick selbst zutrauen. Denn wenn Gott uns in die Verantwortung nimmt, gibt er uns damit die Chance, zu wachsen.
So ist es mit den Verantwortlichkeiten, die Gott uns überträgt: Er erwartet von uns nicht mehr als das, was wir zu tun imstande sind.
Lesen Sie hier Teil 1 „Der Retter liegt in deinen Händen“.
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