
16.09.2019 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min
Autor/-in: Christine HeymerIch glaube nicht an Fußball
Gott ist liebevoll und gütig und will unser Bestes, auch wenn sein Bodenpersonal alles andere als perfekt ist.
Fußball ist ein Spiel – das behaupten zumindest seine Anhänger. Angeblich ist es gut für den Körper, trainiert Ausdauer und Koordination. Als Mannschaftssport soll es Gemeinschaft und Teamgeist fördern. Angeblich verbindet Fußball Alt und Jung und dient zur Völkerverständigung, da es rund um den Globus gespielt wird. Angeblich ist es ein faires Spiel, ohne körperliche Angriffe, aber dafür mit extra ausgebildeten Schieds- und Linienrichtern. Kleine Kinder können es bereits erlernen, man kann es in jedem Hinterhof spielen. Man braucht keine teure Ausrüstung dafür, und Zuschauer kommen auch auf ihre „Kosten“, können anfeuern und jubeln. Alles ganz harmonisch und fröhlich. Oder?
In der Realität ist von einem fröhlichen, unbeschwerten „Spiel“ vielerorts nicht viel zu merken. Fußball ist ein riesiges Imperium geworden, wo es um sehr viel Geld geht und wo es unzählige Skandale gab und gibt. Bestochene Trainer, manipulierte Wetten und Spielverläufe, Schmiergelder für die Vergabe von Austragungsorten, Homophobie, Missbrauchsskandale, Vereinsfunktionäre, die wegen Steuerhinterziehung zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Nicht zuletzt Kämpfe um Übertragungsrechte, Werbe- und Spielerverträge, wo ebenfalls große Geldsummen für manchen prominenten Spieler gezahlt werden – um nur ein paar wenige der Entgleisungen zu nennen.
Wie viele Kinder könnten mit dem Geld eingekleidet, ernährt und medizinisch grundversorgt werden, das im Fußball in dunklen Kassen versickert?
Daher kann es doch nur eine Deutung für das alles geben: Ich glaube nicht an Fußball. Ich glaube, es gibt gar kein neutrales, unbescholtenes, friedliches Fußballspiel mit sauberen Motiven und Hintergründen. Oder?
Ganz ähnlich läuft die Argumentation nicht selten, wenn ich mit Menschen spreche, die sagen: „Glaubst Du wirklich, es gibt einen Gott? Schau Dich doch mal um! Wenn ich sehe, was in seinem Namen alles Schlimmes getan wurde und wird, dann kann ich nicht glauben, dass es einen Gott gibt“. Schlimme Kriege, wie z. B. die Kreuzzüge, Ketzerverbrennungen, Macht-, Geldgier und Manipulation, Veruntreuung und Missbrauchsskandale bis in die heutige Zeit und vieles mehr werden angeführt. So soll belegt werden, dass Gott entweder nicht der „liebe“ Gott sein kann, oder dass er machtlos ist, wenn es ihn überhaupt gibt, denn ein liebender und allmächtiger Gott würde all dies Unheil niemals in seinem Namen geschehen lassen.
Gott nicht die Fehler der Menschen in die Schuhe schieben
Die Fußballskandale führen jedenfalls nicht dazu, dass Fußball abgeschafft oder verboten wird. Die Menschen spielen weiter Fußball, klein und groß, hier bei uns und rund um den Globus, und niemand hinterfragt den Sinn oder die Existenzberechtigung von Fußball grundsätzlich. Warum?
Weil jedem klar ist, dass der Grund und die Ursache für all das skandalöse Geschehen natürlich nicht in der Idee von Fußball liegen, sondern daran, was Menschen daraus machen. Es entscheidet sich daran, wie Menschen konkret mit ihrem Einfluss im Fußballkosmos umgehen, wie verantwortungsvoll sie handeln, und wozu sie ihren Einfluss nutzen oder missbrauchen.
Und genau so ist es auch mit den Christen. Auch Christen sind natürlich nur Menschen – mit Stärken und Schwächen, machen Fehler und tun hoffentlich viel Richtiges und Gutes. Die Fehler der Christen, die Glaubenskriege und Skandale sind schlimm, aber sie sind nicht Gottes Schuld, und wir tun gut daran, sie nicht Gott anzulasten.
Die Fehler der Christen, die Glaubenskriege und Skandale sind schlimm, aber sie sind nicht Gottes Schuld, und wir tun gut daran, sie nicht Gott anzulasten.
Schon der Apostel Paulus wusste um die Spannung zwischen dem, was er im Kopf über das Leben als Christ wusste und dem, was er selber zu leben und umzusetzen in der Lage war. Das wird deutlich in den verschiedenen Briefen, die er an die ersten Gemeinden von Christen geschrieben hat.
„Zwar sind einige ihre eigenen Wege gegangen, aber was ändert das? Kann die Untreue dieser Menschen etwa Gottes Treue aufheben? Niemals! Gott steht auf jeden Fall zu seinem Wort.“ (Römerbrief 3 Vers 3-4).
Das heißt: Alles Schlimme, Schlechte, Dumme, Unmögliche, Lieblose und Gewalttätige, was Christen tun, ändert nichts an der Tatsache, dass Gott liebevoll und gütig ist und unser Bestes will. Gott kann nichts dafür, dass sein „Bodenpersonal“ unvollkommen und fehlerhaft ist. Er hält es aus; er hält UNS aus.
Alles Schlimme, Schlechte, Dumme, Unmögliche, Lieblose und Gewalttätige, was Christen tun, ändert nichts an der Tatsache, dass Gott liebevoll und gütig ist und unser Bestes will.
Aber seine Liebe und Güte, sein guter Wille für diese Welt und jeden einzelnen Bewohner dieses Planeten steht ungetrübt über unserem Versagen. Gott ist größer und unabhängig von unseren Schwächen. Daher glaube ich zwar nicht an Fußball, aber an die ungebrochene und unendliche Liebe Gottes.
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Zu den Zeilen: Ich glaube nicht an Fußball.
Ihrem Bericht entnehme ich, dass Sie den
Sport Fußball nicht kennen.
In der Masse, der kaum in den Medien stattfindet, ist Fußball keineswegs so, wie … mehrSie Ihn beschreiben.
149 000 Mannschaften, und 7131936 Mitglieder, und das soll Alles schlecht sein.
Natürlich gibt es überall Auswüchse,
und das sind zweifellos zu viele.
Ich habe Gemeinschaft gelernt, im Mannschaftssport, und bei den vielen Vereinen sind hauptsächlich ehrenamtliche am Werk. Sonst könnten die Jugendliche
Ihren Sport nicht ausüben.
Bin selber 42 Jahre ehrenamtlich tätig.
Davon 23 Jahre beim Blauen Kreuz in
Deutschland e.V.