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02.11.2016 / Erfahrungsbericht Teil 2 / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Jörg Kuhn

Gott überrascht mich ständig

Gottesbilder in meiner persönlichen Biografie. Ein Erfahrungsbericht – Teil 2

Ich lese gerne Zeitschriften wie „Welt der Wunder“, P.M. Magazin und ähnliche weil mich Technik und Naturwissenschaften faszinieren. Laufend entdecken Wissenschaftler neue Lebewesen oder komplexe Zusammenhänge und Abläufe in der Natur. Wenn dann noch die Kombination mit einem sagenhaften Design hinzukommt, kann ich fast ausflippen vor Begeisterung.

Der kreative Gott

An mehreren Stellen in der Bibel weist Gott selbst darauf hin, dass ER der kreative Schöpfer dieser Natur ist. ER hat dabei seine Liebe zum Detail, seine Genialität in bio-chemischen Abläufen und ausgeklügelten Konstruktionen gezeigt. Ich staune über die fantastischen Strukturen der Kieselalgen, die Vielfalt der Augen der unterschiedlichen Lebewesen – alles optimal an ihre Umwelt angepasst. Genauso faszinieren mich die blitzschnellen Schwalben und das elegante Gleiten großer Vögel.

Das alles sind unzählbar viele, originelle Meisterwerke, jedes anders und doch klar Arten oder Bereichen zugeordnet, sodass kein chaotischer Mix entsteht. Mir fehlen auch die Worte, wenn ich in einer mondlosen, klaren Nacht zu den Sternen blicke, weil ich weiß, dass ich vergleichsweise nur ein Staubkorn an einem endlosen Sandstrand sehen kann.

Da mich Technik und Design so fasziniert, freue ich sehr, in der Ewigkeit bei Gott in seiner Werkstatt, seinem Labor und Atelier zu verweilen und ihm 100.000 Fragen zu stellen…

Der treue Versorger

Trotz allem Staunen über Gottes Größe, Herrlichkeit und Macht, gab es in meinem Leben als Christ aber auch Phasen, in denen ich gleichgültig, oberflächlich und inkonsequent wurde. Mehrmals habe ich da Gottes freundliche Frage gehört: „Willst du noch mit mir unterwegs sein oder ohne mich leben? Ich zwinge dich nicht, du kannst frei entscheiden“

Ich habe mich immer wieder für ihn entschieden. Bis heute merke ich in Kleinigkeiten und großen Entscheidungen, dass Gott mich laufend herausfordert, ihm in allem zu vertrauen und zu gehorchen und nicht einfach selbst zu handeln. Denn er meint es absolut gut mit mir und macht am Ende auch alles gut.

Jesus liefert mir laufend Beweise dafür, dass er weiß, was ich ganz praktisch benötige. Ich erfahre in jedem Lebensbereich sein Versorgen und manchmal Wunder, wie zum Beispiel im finanziellen Bereich. Er lud mich ein, den zehnten Teil meines Einkommens zu spenden. Viele Jahre machte ich das vom Netto-Einkommen, bis meine Frau mir ans Herz legte, vom Bruttoeinkommen aus zu rechnen. Rein kaufmännisch und praktisch konnte das nicht funktionieren, wie die Budgetplanung und Aufteilung zeigte. Aber Jesus war meine Finanzplanung völlig egal, er rechnet anders, und bis heute hat er mich mit dem zigfachen Betrag beschenkt von dem, was ich gespendet hatte. Soviel, wie er mir schenkte, hätte ich gar nicht verdienen oder sparen können.

Der fühlende Gott

Bei einem meiner letzten Bibel-Durchgänge fiel mir auf, wie viel Gott auch von seinen Gefühlen spricht. Manchmal musste ich schmunzeln, wunderte mich oder war fast entsetzt, wie menschlich sich Gott in der Bibel zeigt.

Meine erste Erkenntnis daraus: Gefühle sind nicht menschlich, sondern göttlich. Eigentlich klar, denn Gott hat auch die ganze Gefühlspalette erfunden oder sie gehört offensichtlich zu ihm. Und es steht ja in der Bibel, dass wir nach seinem Ebenbild geschaffen sind.

Meine zweite Schlussfolgerung war: Gott kennt alle meine Gefühle und hält sie aus. Ich muss vor Gott nicht Ärger, Eifersucht oder Angst verbergen. Ich kann ihm auch direkt sagen, wenn ich wütend auf ihn bin, weil ich mit dem, was er zugelassen oder mir zumutet hat, absolut nicht leben kann. Gott will kein geheucheltes „frommes“ Theater, er sieht sowieso hinter jede Kulisse, Fassade und Maske.

Ich darf und soll echt sein, so − wie ich wirklich bin. Er liebt mich trotzdem. Genauso wie Gott mich und meine Gefühle voll versteht, will er mir aber auch helfen, damit konstruktiv umzugehen. Denn sein Heiliger Geist steht mir als Tröster, Ratgeber und Anwalt bei.

Der Sowohl-als-auch-Gott

Ähnlich wie bei den unterschiedlichen Gefühlen, die Gott zeigt, sind mir immer mehr scheinbare Gegensätze in Gottes Person aufgefallen. Ich merkte, dass Gott nicht „entweder oder“ ist. Er ist nicht gnädig oder kompromisslos, nicht lieb oder gerecht. Sondern Gott ist „sowohl als auch“. Da ist vieles nicht leicht unter einen Hut zu kriegen, denn es scheint oft widersprüchlich zu sein.

Ein markantes Beispiel: Jesus, der Sohn Gottes, wird als „das Lamm“ und „der Löwe“ bezeichnet. Das Lamm kann sich nicht wehren, es hat keine scharfen Zähne oder Krallen und lässt sich praktisch widerstandslos abschlachten. Das Lamm verkörpert Sanftmut, Hingabe und Leidensbereitschaft. Der Löwe ist als Raubtier mutig und kämpft bis zum Äußersten. Er ist ein Symbol für Stärke, Macht und Majestät. Aufschlussreich ist, wer letztlich als der große Sieger geehrt wird. In dem biblischen Buch Offenbarung wird klar: Das „Lamm“ überwindet alle und alles. Jesus ist Diener UND König – sowohl als auch. Und es gibt noch mehr Gegensätze.

Plötzlich entdeckte ich, dass auch in meinem praktischen Alltag, in Natur und Technik viele Gegensätze genial zusammenwirken und sich ergänzen. So werden für mich Pflanzen, Lebewesen und Gegenstände, die eine feste Struktur mit flexiblen, plastischen Elementen aufweisen zu einem Hinweis auf Gottes Gegensätzlichkeit, die kein Widerspruch, sondern optimal und genial ist.

Der unfassbare Gott

Seit über vier Jahrzehnten bin ich nun überzeugter Christ. Aber ich hatte in dieser Zeit einige Beziehungskrisen mit Gott. Es gibt weiterhin viele Fragen, auf die ich keine Antwort erhalten habe. Ich kann Gott nicht wirklich verstehen, und das ist auch gut so. Wenn ich glauben würde, dass ich Gott verstehe, hätte ich nur eine Karikatur von ihm vor Augen, denn Gott sprengt restlos mein Fassungsvermögen, meinen Verstand und alle Vorstellungskraft. Obwohl ich eine lebhafte Fantasie habe, oft Eindrücke von Jesus kriege und ich häufig ganz klar seine Stimme höre, habe ich kein Bild von ihm, das ich beschreiben oder malen könnte. Ich kann mir das Gesicht von Jesus nicht vorstellen − und ich versuche es auch nicht.

In vielen Begegnungen, in der Lebensberatung und Begleitung von traumatisierten Menschen lernte ich weitere Gottesbilder kennen. Es ist verständlich, wenn zum Beispiel Männer oder Frauen, die von ihrem eigenen, womöglich „frommen“ Vater missbraucht wurden, mit dem Bild eines liebenden Gott-Vaters sehr viel Mühe haben. Da zerbröselt jedes romantische Gottesbild.

Betroffene haben mir oft gesagt , dass Gott ihnen nie eine Antwort auf die Warum-Fragen gab, aber dafür einen übernatürlichen Frieden, Trost, Kraft zum Vergeben, Versöhnung, Geborgenheit und anderes mehr. Diese Dinge sind ihnen schließlich viel wichtiger geworden als eine intellektuell akzeptable Antwort. Und diese Erfahrungen formten dann ebenfalls ihr persönliches Gottesbild.

Gottesbilder sind verschieden, aber Gott ist und bleibt gleich

So habe auch ich ein Gottesbild, das täglich wie ein Puzzle ergänzt und verändert wird. Mein Gottesbild hat mit meinen Leben, meinen alltäglichen Erfahrungen und meiner persönlichen Biografie zu tun und daher glaube ich, dass kein Mensch genau das gleiche Gottesbild hat wie ich.

Aber gleichzeitig bin ich fasziniert und bewegt, wenn ich sehe, wie Menschen auf der ganzen Welt, in jedem Alter und aus jeder Kultur seit Jahrtausenden den exakt gleichen Gott erkennen und erleben, der sich in der Bibel, in der Natur und auf viele andere Weisen vorstellt. Ich denke dabei an das ältere, vergriffene Buch „Ewigkeit in ihren Herzen“ von Don Richardson, das das Phänomen hervorragend beschreibt, dass Gott die Ewigkeit jedem Menschen ins Herz gelegt hat. Jeder Mensch, der Gott ehrlich sucht, wird ihn, den einen ewigen Gott, finden. Und da ist es egal, welch verdrehtes Gottesbild er ursprünglich mitgekriegt oder sich selbst gebaut haben mag.

Gott persönlich finden, ihn erleben, sein Kind und Freund zu werden und zu sein, ist unbeschreiblich mehr als nur das „richtige“ Gottesbild zu haben. Nicht umsonst sagt Gott selbst in den 10 Geboten: „Du sollst dir kein Gottesbild anfertigen.“ (2.Mose 20,4 GN) Es geht um eine innige Beziehung und die kann nie auf ein Bild reduziert werden. Es wird sonst immer eine primitive und irreführende Karikatur sein.

Möchten Sie Gott auch persönlich kennen lernen, dann reden Sie doch einfach mit ihm. Laden Sie ihn in Ihr Leben ein und beachten Sie, was er Ihnen sagt und zeigt. Sie können sich auch bei uns melden. Wir helfen Ihnen gerne dabei, mit Gott in Kontakt zu kommen.


Zur Vertiefung des Themas Gottesbilder empfehlen wir Ihnen unsere Seite: Gott, wer bist du?

 Jörg Kuhn

Jörg Kuhn

  |  Redakteur und Regisseur

Eigentlich ist er ein Allrounder: Der gebürtige Schweizer liebt Humor mit Tiefgang, ist gelernter Architekt und Pastor und kreiert multimediale Produkte. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder.

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