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© Tim Mossholder / unsplash.com

19.05.2024 / Buchauszug / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Wolfgang Metz

Der Heilige Geist als Schlagzeuger

Wie es aussieht, wenn der Heilige Geist unser Taktgeber ist. Ein Buchauszug aus „Österliche Unruhe“ von Wolfgang Metz.

 

Wolfgang Metz ist Hochschulseelsorger in Tübingen und Pfarrer in Sindelfingen. In seinem Buch „Österliche Unruhe“ widmet er sich in einer Art geistlichem Tagebuch der Zeit zwischen Aschermittwoch und Pfingsten. Wir veröffentlichen mit freundlicher Genehmigung des echter Verlags einen Auszug aus dem Buch. Hier können Sie weitere Texte aus dem Buch in unser Radioreihe Lesezeichen nachhören.

Ich glaube, der Heilige Geist ist ein Schlagzeuger.
Er ist der, der alles vorantreibt, Schlag auf Schlag,
der in meinem Atem weht, Zug um Zug,
und meinen Herzschlag vorantreibt, Takt für Takt,
und er ist der Rhythmus des Lebens, im Auf- und Untergehen der Sonne, in der Wiederkehr der Jahreszeiten und vielem mehr.

Der Heilige Geist begleitet nicht nur, sondern gibt den Takt an.
Es ist weniger ein 3/4- oder 4/4-Takt, sondern eher ein 24/7- und 365/24-Takt.

Alles im Leben hat seinen je eigenen Rhythmus.
Sogar das Gebet kennt diesen Rhythmus, fügt sich darin ein.
Für viele Menschen ist es wichtig, in einem Rhythmus zu beten und sich dadurch in den Rhythmus des Lebens und des Heiligen Geistes einzuschwingen. Immer morgens oder immer abends oder ganz im Stundengebet, das sich an die Tageszeiten anpasst.

Und apropos Stundengebet.
Wer schon einmal Psalmen gemeinsam gebetet oder gesungen hat, kennt den besonderen Rhythmus im Hin- und Herwiegen der Worte und das gegenseitige Zuwerfen der Verse wie bei einem Ballspiel.
Aber es gibt nicht nur das Hin und Her.
Es gibt auch das Dazwischen.

Dieser kurze Leerlauf wird durch einen kleinen Stern angezeigt, der bei diesen gemeinsamen Gebeten schweigend zur Vershalbzeit und darin zum Schweigen und zu einer kleinen Pause einlädt. Ein Benediktiner sagte mir gegenüber einmal, dieser Stern sei das Wichtigste im ganzen Psalmengebet.

Die Pause …*
das Atemholen.

Die Zeit, nachklingenzulassen,*
was man gerade gesprochen oder gehört hat.

Nicht im Tun, im Sprechen, in der Taktung geschieht meist das Entscheidende, sondern oft dazwischen, im Freiraum, im Hören, im Lassen, wo der Heilige Geist einen Moment Zeit bekommt, seine vorantreibenden Schlagzeugstöcke wegzulegen, und seine Schwingen einfach ausbreiten und sich in mein Leben einschwingen kann.

Herr, schenke mir den Heiligen Geist des Taktes und des Dazwischen!
 

aus: Wolfgang Metz, Österliche Unruhe. Ein geistliches Tagebuch von Aschermittwoch bis Pfingsten, © Echter Verlag, Würzburg 2021, S. 126/127.

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