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© Cortney White / unsplash.com

08.01.2024 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Aus Pflichtgefühl oder Liebe?

Pflichtgefühl ist wichtig, aber zum Handeln aus Liebe gehört noch mehr. Andacht zur Jahreslosung 2024.

Ich stapfe schnaufend und mit zig Taschen bepackt in die Wohnung. In meinen Armen der Wocheneinkauf, die zweite Ladung noch im Auto. „Ich hoffe, du hast das aus Liebe gemacht“, schallt es aus dem Nebenzimmer. Aus Liebe? Aus Pflichtbewusstsein wohl eher.

Eigentlich würde ich jetzt mit einer anderen Autorin auf der Buchmesse entspannt einen Tee trinken, aber meinen Mann hat ausgerechnet jetzt das große C erwischt. Also habe ich den Messebesuch verkürzt und mache den Wocheneinkauf, statt begeistert anderen von meinem Buchprojekt zu erzählen.

Während vor meinem inneren Auge mögliche Begegnungen mit Verlagslektoren, die Lesung eines berühmten Autors und das geplante Get-together mit meinem Autorenclub vorbeizieht, fühle ich mich schlecht. Ich mache hier gerade nichts aus Liebe, ich bin stinksauer und mein armer kranker Mann muss das auch noch ausbaden.

Auch Pflichtgefühl ist Liebe

An diese Begebenheit erinnere ich mich, als es darum geht, eine Andacht für die Jahreslosung 2024 zu schreiben: „Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen“ (1. Korinther 16,14).

Dazu kann doch nicht ausgerechnet ich etwas schreiben. Ich, die Queen darin, Dinge mit einer fetten Schnute durchzuziehen, wenn sie ihr nicht passen. Der man ihre schlechte Laune schon kilometerweit abspürt.

Oder vielleicht sollte gerade ich etwas dazu schreiben, denn hey, vielleicht geht es dir ja wie mir. Vielleicht machst du auch nicht immer alles aus Liebe, sondern einfach, weil die Dinge getan werden müssen, sprich aus Pflichtgefühl.

Pflichtgefühl ist auch gar nichts Schlechtes. Denn in vielen Fällen entspringt mein Pflichtgefühl der Liebe. Ich wollte an dem betreffenden Tag nicht, dass sich mein Mann krank in einen Supermarkt schleppt oder dort andere ansteckt. Das ist Sorge für andere pur, auch wenn ich in dem Moment keine großen Liebesgefühle spürte.

Pflichtgefühl ist nichts Schlechtes. In vielen Fällen entspringt mein Pflichtgefühl der Liebe.

Eine neue Haltung einüben

Bei der Anweisung in 1. Korinther 16,14 geht es meines Erachtens nicht darum, dass wir uns bei jeder Aufgabe, die wir für andere tun, immer voller Liebe zu diesen Menschen fühlen müssen.

Es geht um eine Herzensentscheidung. Die Entscheidung, aus Liebe zu anderen zu handeln statt aus Egoismus.

Diese Entscheidung ist zuerst fällig. Erst im zweiten Schritt fordert mich der Bibelvers auch dazu auf, meine Haltung nach außen sichtbar werden zu lassen. Das ist dann der Punkt, wo es wirklich haarig wird und ich im Alltag oft scheitere.

In meinem Fall damals war mein Herz voller Enttäuschung, aber ich achtete darauf, wirklich alles zu besorgen, was mein Mann brauchte. Das war das kleine „Ich liebe dich“, was ich in dieser Situation zeigen konnte.

Einige Tage später fanden dann auch ein paar Leckereien den Weg in den Einkaufswagen, von denen ich wusste, dass mein Mann sie liebt. Und die waren dann wirklich als „Ich liebe dich“ gemeint.
 

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Rebecca Schneebeli ist Literaturwissenschaftlerin und arbeitet nebenberuflich als freie Lektorin und Autorin. Die Arbeit mit Büchern ist auch im ERF ihr Steckenpferd. Ihr Interesse gilt hier vor allem dem Bereich Lebenshilfe, Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungspflege. Mit Artikeln zu relevanten Lebensthemen möchte sie Menschen ermutigen.

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Kommentare (1)

Dagmar /

Danke schön
Sehr sehr guter Artikel.
Ja ich denke oft am ende des Tages ,schön das ich meinen lieben die Liebe geben durfte, auch wenn es am Anfang Pflicht war.

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