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© Patrick Schneider / unsplash.com

02.05.2022 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Wolf-Dieter Kretschmer

Viel Güte im Land

Warum Gottes Güte trotz allem Leid mich umgeben will.

 

 

Ich bin über eine Aussage in der Bibel gestolpert. Dort heißt es in Psalm 33,5: „Die Erde ist voll der Güte des HERRN.“

Wie kann das sein angesichts des Elends, das wir in den zurückliegenden Monaten erlebt haben? Ein brutaler Angriffskrieg, sinnlose Zerstörung unter dem Deckmantel einer „Spezialoperation“, Millionen Flüchtlinge, zehntausende Verletzte, tausende Tote? Wo, bitte, ist da die Güte des Herrn, von der der Psalmbeter spricht?

Der gestrige Sonntag trägt den Namen Misericordias Domini. Es ist der zweite Sonntag nach dem Osterfest. An Misericordias Domini stehen gute und schlechte Hirten im Mittelpunkt. Vielleicht liegt darin eine Hilfe zum besseren Verständnis dieses Bibelworts.
 

Wie meine ich das?

Der verantwortungsbewusste Schäfer führt seine Herde sicher von einem Weideplatz zum nächsten und sorgt dafür, dass die ihm anvertrauten Tiere frisches Futter haben. Abends sorgt er dafür, dass die Tiere die Nacht sicher verbringen können. Den gewissenlosen Hirten hingegen interessiert das Wohl seiner Herde nicht. Er ist lediglich auf seinen Vorteil aus.

Eigenartig, muss ich denken, wie schnell habe ich Menschen vor Augen, die sich wie gute Hirten verhalten und solche, die eher den schlechten gleichen.
 

Das berühmte Hirtenlied

Während ich über das alles nachdenke, kommt mir Psalm 23 in den Sinn. David, der selbst einmal Hirte gewesen ist, hat diesen Psalm geschrieben.

„Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“ (Vers 1-2)

Ich schmunzele: Fressen, trinken, ausruhen und zufrieden blöken. Das sind die Wonnemomente im Leben eines Schafs. Und dann denke ich mir, dass Menschen nicht viel anders sind: Gut essen, trinken, sich entspannen und ein nettes Schwätzchen halten … das sind auch für mich Elemente eines guten Lebens.

Aber dann fällt mein Blick auf Vers 4. Dort ist davon die Rede, dass ein verantwortungsvoller Schäfer auf Wegabschnitten vorausgeht, die mich das Fürchten lehren: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“
 

Was das für mich bedeutet

In schönen wie in schwierigen Zeiten ist der gute Hirte zur Stelle. In seiner Nähe bin ich beschützt. Das versichert mir David, dem dieser Psalm zugeschrieben wird.

 

Christen verbinden die Vorstellung des guten Hirten mit der Person von Jesus Christus. Er, der von den Toten auferstandene Herr, kümmert sich um seine Leute. Er hat sowohl den einzelnen im Blick wie auch die Gemeinschaft der Gläubigen. Sein Bestreben ist es, mich sicher an den Ort meiner Bestimmung zu bringen, mein ewiges Zuhause bei Gott.

Wenn also die Erde voll der Güte des Herrn ist, dann bedeutet das nicht unbedingt, dass ich mein Leben sorgenfrei, in Frieden und Wohlstand zubringe. Vielmehr erinnert mich die Güte des Herrn daran, dass Jesus, der gute Hirte, auf mich aufpasst. Auch und gerade dann, wenn meine Lebensumstände zum Fürchten sind.
 

 Wolf-Dieter Kretschmer

Wolf-Dieter Kretschmer

  |  Leiter Redaktion Theologie/Verkündigung

Der Theologe, Autor und Redakteur verantwortet die Verkündungssendungen, leitet die Redaktion Theologie und das Seelsorgeteam. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

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Kommentare (1)

Christel S. /

Aber wo ist Jesus in den Kriegen dieser Welt, bei denen die gefoltert ,vergewaltigt und erschossen werden?

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