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© Gift Habeshaw / unsplash.com

04.04.2022 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Jesus ist ein Medium

Warum Botschafter und Botschaft untrennbar sind.

In grauer Vorzeit, so wollen es blutrünstige Geschichten, sollen Überbringer schlechter Nachrichten umgebracht worden sein. Die enttäuschten Empfänger unterschieden offenbar nicht zwischen Boten und Botschaft. Das ist zwar genauso logisch wie den Fernseher aus dem Fenster zu schmeißen, wenn schlechte Nachrichten gesendet werden, aber wenn die Gefühle hochkochen, ist es mit der Logik meist nicht weit her. Denn Bote und Botschaft sind doch zwei verschiedene Dinge, oder?

Nein.

Das behauptet der Kommunikationswissenschaftler Marshall McLuhan. Berühmt ist er heute für den einprägsamen Satz: „The medium is the message.“ – „Das Medium ist die Botschaft.“ Dieser Satz ist der Hammer – zumindest, wenn man im Werkzeugkasten der Kommunikationstheorien herumwühlt.

McLuhan hat ihn bereits 1964 in seinem Buch „Understanding Media – The Extensions of Man“ (dt. „Medien verstehen – die Erweiterung des Menschen“) veröffentlicht. Heute gehört er zu den Mantras, die Erstsemester der Medienwissenschaften herunterzubeten lernen.

Medien sind Träger von Informationen (oder „Boten“), die dafür sorgen, dass die Inhalte bei ihren Empfängern ankommen. Wie kann nun aber Ihr Computer oder Ihr mobiles Endgerät gleichzeitig Botschafter und Botschaft sein?

McLuhan vertrat die Auffassung, dass in der Wissenschaft zwar die übermittelten Botschaften mit großem Eifer studiert werden, darüber hinaus aber vergessen werde, dass auch das Medium an sich eine Botschaft ist. Die Art und Weise, wie Informationen übermittelt werden, teilt dem Empfänger ebenfalls etwas mit. (Und was? – Viel Spaß beim Überlegen!).

Am Anfang war das Wort

Weil ich aber nicht dafür angestellt bin, Sie mit Theorien zu langweilen, kommt jetzt die gute, alte „fromme Kurve“: Wenden wir das Ganze mal auf Jesus an. Den können wir nämlich hervorragend in diese Theorie hineinfuchsen und dabei auch noch was lernen. Passen Sie mal auf:

„Am Anfang war das Wort“, beginnt Johannes auf großartige Weise den nach ihm benannten Bericht über Jesus. (Johannes 1,1) Was ist ein Wort? Ein Gedanke, der in Laute oder Zeichen versandfertig gemacht wird, um einen Empfänger zu erreichen. Ein Wort ist ein Medium.

„Das Wort war bei Gott…“, geht es nun weiter. Gott ist der Urheber des Gedankens, den er versenden will – also der Sender.

„…und das Wort war Gott“, heißt es zum Ende des ersten Satzes. Moment. Wenn Gott der Urheber des Gedankens ist, kann der Gedanke doch nicht zugleich Gott sein. Oder?

Gehen wir mal weiter im Text: „Er, der das Wort ist, wurde Mensch und lebte unter uns“ (Johannes 1,14). In diesem Fall ist der Mensch das Medium, der den Gedanken (die Botschaft) Gottes an uns Menschen überbringt. Gott machte sich selbst zum Medium, indem er als Jesus Mensch wurde. Damit ist er Botschaft und Botschafter in Personalunion. Ist Ihnen schon schwindlig?

Gott machte sich selbst zum Medium, indem er als Jesus Mensch wurde. Damit ist er Botschaft und Botschafter in Personalunion.

Das Medium ist die Botschaft

Dass Jesus Mensch wurde, ist eine Botschaft an uns: „Ich bin bereit, zu einem von euch zu werden, damit ihr mich versteht. Damit ich euch verstehe. Damit ihr mich unmittelbar erleben könnt. Gott, den Vater, könnt ihr nicht ansehen (vgl. 2. Mose 33,18-20). Als Mensch aber komme ich euch nahe.“

Was Jesus zu den Menschen sagt, ist eine Botschaft. Aber auch er selbst ist Botschaft. Die gute Botschaft des Evangeliums:

„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat“ (Johannes 3,16).

Jesus starb für diese Botschaft. Als Überbringer der guten Nachricht wurde er von den Empfängern umgebracht. Auch sie unterschieden nicht zwischen Botschafter und Botschaft. In diesem Fall lagen sie richtig. Denn ohne den Tod des Botschafters und seine anschließende Auferstehung gäbe es für uns kein ewiges Leben. Und auch keine gute Botschaft.
 

 Katrin Faludi

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

In Offenbach geboren, mit Berliner Schnauze aufgewachsen. Hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert, ist danach beim Radio hängengeblieben. Außerdem schreibt sie Bücher, liebt alles, was mit Sprache(n) und dem Norden zu tun hat und entspannt gerne beim Landkartengucken. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt sie in Bad Vilbel.

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