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© Wilson Szeto / unsplash.com

29.06.2020 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Markus Baum

Durch die Wüste

Wenn der vermeintliche Burnout eine Sinnkrise ist – und die nächsten Herausforderungen schon warten.

Ein Mann macht sich unbeliebt – und anschließend aus dem Staub. Er rennt buchstäblich um sein Leben. Etwa 180 km weit – viermal die Marathonstrecke. Klar, dass er danach völlig ausgepowert ist. Erschöpft. Am Ende mit sich und mit der Welt. Entsprechend äußert er sich, kann man nachlesen in der Bibel im 1. Buch der Könige Kapitel 19: „Ich kann nicht mehr. Ich möchte am liebsten sterben.“ Elia heißt der Mann, von Beruf Prophet, und passiert ist das alles vor knapp 2.900 Jahren in Israel.

Auf dem Karmelgebirge im Norden Israels hat sich Elia Feinde gemacht, Todfeinde – geflüchtet ist er zunächst in die Negev-Wüste im Süden. Geht es noch wüster als wüst? Es geht. Das weiß Elia noch nicht, das wird ihm schonend beigebracht von einem ansonsten nicht näher beschriebenen Engel Gottes.

Engelgleich ist an diesem Gottesboten zunächst mal: Er baut den Propheten auf. Verhilft ihm wieder zu Kräften. Hat zu essen und zu trinken mitgebracht. Kein Festmahl übrigens: Geröstetes Brot und Wasser. Aber das Nötigste. Und zwar gleich die doppelte Ration. Nicht ganz zweckfrei. Denn das ist die Wegzehrung für die nächste Etappe. Aber das verrät der Engel anfangs noch nicht. Da sagt er nur freundlich: „Steh auf und iss!“. Anschließend ist erst mal Erholung angesagt.

Weiter Weg

Bei der zweiten Mahlzeit, sozusagen bei der Aufbaukur, wird der Engel deutlicher: „Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir“ (1. Könige 19,7). Das hätte Elia misstrauisch machen sollen. Aber der war vermutlich so dehydriert und ausgehungert gewesen, hatte so viel Nachholbedarf, dass er nicht nachgefragt hat. Von wegen weiter Weg – wie weit denn? Und in welche Richtung?

Antwort: nochmal doppelt so weit wie die Strecke, die Elia bereits hinter sich gebracht hat (und die ihn derart erschöpft hat). Rund 400 km. Und zwar immer tiefer in die Wüste hinein – immer weiter nach Süden, bis zum Berg Horeb = Sinai. Und irgendwann würde Elia ja auch wieder den Weg zurück in die Zivilisation nehmen müssen. Das alles unmotorisiert, auf Schusters Rappen und ohne, dass alle paar Kilometer ein Imbiss oder eine Oase wartet.

Manchmal ist es ganz gut, wenn man noch nicht zu weit voraus denkt. Sondern einfach das Nächstliegende tut: Kräfte sammeln. Sich stärken. Und dann die nächste Etappe unter die Füße nehmen.

Wobei der „weite Weg“ für jede und jeden unterschiedlich sein wird. In Elias Fall wartete am Ziel der Reise eine ganz persönliche, intensive Erfahrung mit Gott. Und begonnen hat diese Reise wo? An einem Tiefpunkt. An einem Endpunkt. Da, wo Elia Kassensturz gemacht hatte und sich selbst und Gott Rechenschaft gegeben hatte: Flasche leer. Akku leer. Alle Ressourcen aufgebraucht. Keine Energie mehr, kein Plan mehr, kein Ziel mehr. Nur noch Enttäuschung, nur noch Frustration.

Manches Ende ist ein Anfang

Die neue Energie kam von Gott. Das neue Ziel hat nicht Elia gesteckt, sondern Gott. Für Überraschungen auf dem Weg sorgte – Gott. Übrigens auch für einen Wegbegleiter und für Unterstützung. Aber das ist eine andere Geschichte. Die aktuelle Geschichte lehrt mich – und hoffentlich auch viele andere Menschen: Wenn du selbst nicht mehr weiter weißt, Gott hat bestimmt eine Idee. Wenn du selbst nicht mehr weiter kannst, Gott hat Ressourcen. Und was Gott dir zumutet, das traut er dir auch zu.

 Markus Baum

Markus Baum

  |  Redakteur

Exilschwabe, seit 1982 in Diensten des ERF. Leidenschaftlicher Radiomacher, Liebhaber der deutschen Sprache und Kenner der christlichen Musiklandschaft. Übersetzt Bücher ins Deutsche und schreibt gelegentlich selber welche. Singt gern mit Menschen. Verheiratet, drei erwachsene Kinder.

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Kommentare (1)

Gertrud-Linde W. /

solche Ermutigungen und Erklärungen/Zeugnisse können wir alle z.Zt. besonders gut brauchen .

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