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© Levi Ventura / unsplash.com

15.06.2020 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Brigitte Rath

Wer bist du ohne Chip-Karte?

Muss ich mich bei Gott ausweisen?

Seit Tagen hatte ich Rückenschmerzen. Jede Bewegung tat mir weh. Mein Hausarzt konnte mir nicht helfen und überwies mich an einen Orthopäden. Jetzt musste ich mir so schnell wie möglich einen Termin besorgen. Aber das war gar nicht so einfach. Egal wo ich nachfragte, einen Termin hätte ich nur nach wochenlangen Wartezeiten bekommen. Endlich – nach etlichen Anrufen – fand sich aber dann doch noch eine Praxis, die mich kurzzeitig dazwischenschieben konnte.

Mein Mann fuhr mich zum Arzt und während er noch einen Parkplatz suchte, ging ich schon mal in die Praxis, um mich anzumelden. Ich legte meinen Überweisungsschein vor. „Und, wo ist Ihre Karte von der Krankenkasse?“ Ich suchte in meiner Handtasche. Dann fiel mir ein, dass mein Geldbeutel noch im Auto lag. Und darin befand sich meine Versicherungskarte. „Ich ruf schnell meinen Mann an, der wird sie gleich mitbringen.“ „Vorher können Sie sich hier nicht anmelden.“ Ich versuchte nochmal zu erklären, dass mein Mann gleich komme. Aber es war nichts zu machen, die Dame war unerbittlich: „Ich muss zuerst Ihr Krankenkärtchen haben. Vorher geht gar nichts.“ Sicherlich hatte sie recht, aber ich kam mir in diesem Augenblick sehr hilflos vor. Ich war quasi ein Niemand. Kein Kärtchen, keine Anmeldung, keine Behandlung. So einfach war das.

Und dann kam endlich mein Mann. Mit meinem Geldbeutel und meiner Versicherungskarte. Nun lief alles wie am Schnürchen. Ich konnte mich anmelden, ich wurde zum Arzt vorgelassen, der gab mir eine Spritze und meine Schmerzen wurden erträglicher.

Diese Geschichte ließ mich nicht mehr los. Wie abhängig sind wir doch von Karten: Krankenversicherungskärtchen, Personalausweis, Führerschein, EC-Karten, Kreditkarten. Karten, die uns ausmachen, die uns zu einer Persönlichkeit machen.

Ohne Karte hat man fast keine Chance, irgendetwas zu erreichen, ohne Karte kann man nicht beweisen, wer man ist.

Ob das bei Gott wohl auch so ist, dass ich erst meine Karte vorzeigen muss, bevor er mich kennt? Zum Glück nicht. Gott sagt: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“ – ich kenne dich, das musst du nicht erst mit einer Karte beweisen. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ (Jesaja 43,1). Wie gut, das zu wissen, dass er mich persönlich kennt. Und nicht nur kennt, sondern mich auch als sein Eigentum bezeichnet.

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