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© Frank Mckenna / unsplash.com

01.07.2019 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Volker Storch

Gut zuhören will gelernt sein

Warum es sich lohnt, einfach mal zuzuhören, was Gott uns zu sagen hat.

„Jetzt textet er ihn zu“ – so kommentierte ein Kollege den verbalen Ansturm eines Mannes auf einen bekannten Seelsorger, der gerade einen Vortrag beendet hatte. Zu-texten. Das findet sich auch in der Bibel. Es wird nicht empfohlen, so vorzugehen. Im Gegenteil.

„Jeder Mensch soll in der Lage sein, gut zuzuhören. Aber er soll nicht sofort zu allem etwas sagen und erst recht nicht leicht zornig werden.“ (Jakobus 1,19). Hier ist nicht das Einmaleins des guten Tuns gemeint. Der Briefschreiber, der Apostel Jakobus, hat in seinem Brief die Beziehung von uns Menschen zu Gott im Blick. Das kann man ein paar Verse weiter gut erkennen.

Zu lesen gibt es da in Vers 26: „Wenn jemand meint, dass er so lebt, wie es Gott gefällt, dabei aber seine Zunge nicht im Zaum halten kann, der betrügt sein eigenes Herz und seine Gottesverehrung ist leeres Gerede.“ (Jakobus 1,26).

Es gehört also beides zusammen: Hören auf das, was Gott sagt. Und auch, dass Christen im Gespräch mit Menschen zuhören können. Zorn dagegen ist tödlich. Er tötet Beziehungen. Im Zorn überwindet man schnell alle Hemmschwellen. Jedes nicht gesagte Wort wäre besser als das, was man im Zorn von sich gibt.

Wer leicht zornig wird, vergisst, dass einmal Gesagtes nicht so leicht wieder zurückzuholen ist. Was gegen häufiges Gerede im Zorn helfen kann, ist ein immer besseres Vertrautwerden mit dem Wort Gottes, wie der Bibelausleger Hans Bruns eindrücklich formuliert hat:

Das beste Mittel dagegen ist, das Wort willig in sich aufzunehmen. So wie der Erdboden die Pflanzen in sich aufnimmt, dürfen wir das Wort Gottes in uns wirken lassen.  Hans Bruns

Bleib dran, auch wenn’s schwer fällt

Das Thema des Jakobus in seinem ganzen Brief ist die Bewährung der Christen. Bewährt wird man nicht durch große Sprüche oder durch geschicktes Daherreden. Bewährung entsteht in Geduld. Und Geduld ist nötig, wenn es um Zuhören geht. Wie oft ertappe ich mich dabei, in einer Predigt zu denken: Kenne ich schon! Und folglich fühle ich Langeweile in mir aufsteigen.

Sollte ich nicht lieber „hurra“ denken? Denn es ist ja etwas in mir schon drin, was ganz eng mit Gottes Wort zu tun hat! Die aktuelle Predigt hat das nur noch mal verstärkt.

Vom Hören zum Tun

Im selben Kapitel seines Briefes schließt der Apostel Jakobus ein Plädoyer an, nicht NUR zu hören. „Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen.“ (Jakobus 1,22).

Das Hören hat in der menschlichen Gemeinschaft leider nicht den Stellenwert, der ihm von Gott her zukommt. Nicht allein Hören – eine bekannte Schlussfolgerung – bis in die heutige Zeit mit ihren politischen Bewegungen hinein: Auf das Handeln komme es an. So denken viele, quer durch alle möglichen Parteien und Gruppen. Und leider lässt das gegenseitige Zuhören in den Debatten oft zu wünschen übrig!

Aus dem Jakobusbrief ist nicht zu entnehmen, dass Hören unwichtiger wäre als die Tat. Aber ohne Hören, so der Apostel Jakobus, kommt es oft gar nicht erst zu Taten, zum Handeln in Gottes Sinne. Schon gar nicht soll man das eine gegen das andere ausspielen. Es kommt auf beides an. Denn im Alltag wird sich meine Beziehung zu Gott bewähren. Bei Gott zählt nicht, wenn jemand viele kluge Worte macht. Es kommt ihm darauf an, dass wir erst einmal schweigen. Und auf ihn hören.

Bei Gott zählt nicht, wenn jemand viele kluge Worte macht. Es kommt ihm darauf an, dass wir erst einmal schweigen. Und auf ihn hören.

Gott will keine begeisterten Mitläufer. Er will Geistesverwandte, Bekehrte. Er will Kinder, die seinen Willen tun. Und dazu muss man das Hören üben. Und nur das. Zuallererst. Man muss keine besonderen Kenntnisse mitbringen. Es reicht, einfach mal zuzuhören, was Gott uns zu sagen hat.

Die Berichte über Jesus, die Evangelien, sind voll von solchen Randbemerkungen. Da haben ganz verschiedene Leute an ganz unterschiedlichen Orten angefangen, sich für Jesus Zeit zu nehmen. Sie haben ihm einfach zugehört.

Eine beliebte Aufforderung von Jesus an seine Leute ist die: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (Lukas 8,8). Stell die Lauscher einfach mal auf Empfang. Benutze sie. Es lohnt sich.

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Kommentare (1)

Magdalena M. /

Richtig gute Andacht. Ja, wir texten auch gerne Gott zu. Bitte um dies, oder um sein Eingreifen um jenes. Das ist ja alles auch nicht verwerflich. Aber es sollte keine Einbahnstrasse sein, sondern mehr

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