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© Lilibeth Bustos Linares / unsplash.com

03.10.2016 / Andacht zum Monatsspruch Oktober / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Volker Storch

Wieviel Freiheit darf’s sein?

Viele Menschen sind auf der Suche nach Freiheit. Doch was macht wirklich frei?

Bemerkenswert, der Sommer von 2016: Zunächst nicht enden wollendes feuchtes Wetter, dann kamen die sonnigen August- und Septembertage. Zuletzt beklagten wir anhaltende Trockenheit. Bei Wetter-Wünschen stehen Urlauber gegen Landwirte. Was darf’s denn bitteschön sein: herrlicher Sonnenschein für die einen und gut kalkulierbare Nässe für die anderen am besten. Und für beide Bedürfnisse gilt: Erst wenn etwas wirklich fehlt, geht den Menschen auf, was sie brauchen. In beiden Fällen gab es zu wenig und zu viel: Mangel und Überangebot.

Ich denke, mit der Freiheit verhält es sich ähnlich. Sie wird erst dann erkannt, wenn sie fehlt. Wer sich eingeengt fühlt, sehnt sich danach, frei zu sein. Wer mit ansehen muss, wie seine Umgebung allmählich zur Wüste wird, will raus in die Freiheit. Das ist eine Ur-Sehnsucht der Menschheit. Und für manche Zeitgenossen bildet sie den Hintergrund ihrer Flucht. Weg von Krieg und Gewalt hinein in einen Freiraum: Wo Sicherheit herrscht, ein gutes Auskommen möglich ist und die Kinder die Chance auf eine echte Kindheit haben.

Die Sehnsucht nach einer Freiheit des Geistes

Freiheit ist schließlich auch einer der sogenannten „westlichen“ Werte. Die Französische Revolution von 1789 machte dieses Wort zum Schlagwort: Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit. Zuvor hatte sich in Nordamerika bereits eine Bewegung die Unabhängigkeit vom britischen Mutterland erkämpft und die gewonnenen Rechte in einer „Declaration of Independence“ festgehalten.

Als die Revolutionäre sich anschickten, im Namen der Freiheit Terror und Gewalt in ganz Europa auszubreiten, wurde Nordamerika zum Zielpunkt der Freiheitssucher. Flucht vor Tod und Gefangenschaft, vor Hunger und Verfolgung – damals wie heute. Menschen sehnen sich zutiefst nach einer Freiheit des Geistes, in der Gedankenverbote, Zensur und Unwahrhaftigkeit nicht länger herrschen,.

Hundert Jahre vor der Revolution wurden französische Flüchtlinge bei uns aufgenommen. Sie nannten sich Hugenotten und waren protestantische Christen, die vom katholischen Staat unterdrückt in ihrer Heimat weitgehend im Untergrund ihren Glauben lebten. Ihr Symbol, das Hugenottenkreuz, entstand auf dem Höhepunkt der Verfolgung unter König Ludwig XIV. Ein Goldschmied aus der südfranzösischen Stadt Nîmes verband ein Kreuz, dessen Arme vom Zentrum aus breiter werden, mit vier Lilien und einer Taube. Die Lilien stehen für das Wappen der französischen Monarchie, die Taube für den Heiligen Geist.

Die Hugenotten vertraten also auch eine Freiheit des Geistes. Sie suchten sie nicht, sie hatten sie bereits gefunden, mitten in der Verfolgung. Es war ihre innere Freiheit, die es ihnen ermöglichte, trotz Verlust der Heimat nicht aufzugeben, sondern konstruktiv beim Aufbau des Gastlandes mitzuhelfen. So ermöglichte ihre Flucht ein wirtschaftliches Erstarken Deutschlands nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg.

Wahre Freiheit findet sich nur bei Jesus

Für die Hugenotten galt, was für Christen allgemein gelten sollte: Freiheit ist eine geistliche Freiheit, eine Freiheit des Heiligen Geistes. Paulus schrieb in seinem zweiten Brief an die Gemeinde von Korinth: „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2. Korinther 3,17). Nur dieser eine Vers in diesem Brief handelt von Freiheit. Deshalb muss man wohl die Betonung auf den ersten Teil des Satzes legen: „Wo der Geist des Herrn ist“. In anderen Briefen hat Paulus viel ausführlicher über Freiheit geschrieben. Hier im zweiten Korintherbrief kommt das Wort nur einmal vor.

Aber damit hat Paulus die Freiheit auch besonders herausgestellt. Der Apostel nimmt so etwas wie eine Standortbestimmung der Freiheit vor. Wo ist Freiheit zu finden? Im Heiligen Geist! Man könnte auch sagen: Für Christen gibt es wahre Freiheit nicht ohne diesen Geist. Und dieser Geist steht – als Geist des Herrn – für Gott selbst. Freiheit gibt es nicht ohne Gott. Wer Freiheit sucht, bei Gott, bei Jesus wird er fündig.

Das ist eine Einladung an alle, die ihre Heimat verlassen haben: Dort, wo Christen leben, können sie wahre Freiheit finden. Aber ich frage mich, ob wir Christen das auch ernsthaft erfahren haben! Freiheit im Heiligen Geist meint nicht eine hochfliegende Vernachlässigung der irdischen Pflichten.

Freiheit im Geist ist eine innere Haltung. „Freiheit steht und fällt mit dem, der mich hält“, so haben die Liedermacher-Brüder Frank und Peter Hübner getextet. Und: „Die Bindung an ihn hat mich zur Freiheit geleitet“. Wo ich mich dem Geist Gottes aussetze, wächst in mir eine neue Geisteshaltung. Eine neue Gesinnung, die sich in Freiheit bewährt und die Halt gibt. Diese Erfahrung ist jedem zu wünschen!

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