Seit einigen Wochen arbeite ich in einem Dreierbüro. Meine Kolleginnen sind super und wir haben viel Spaß zusammen. Eine Herausforderung stellt sich mir aber nun regelmäßig: Ich werde leicht abgelenkt, weil jemand den Kopf zur Tür reinsteckt oder meine Kollegin über ein Foto auf ihrem Bildschirm schmunzelt. Natürlich will ich das Bild auch sehen. Zehn Minuten später vibriert mein Smartphone, weil ein Forumsbeitrag bei Facebook hinzugekommen ist. Das muss ich sofort lesen, es könnte wichtig sein.
Nicht alles zu Herzen nehmen
Durch die vielen Reize fällt es mir schwer, mich auf das zu konzentrieren, was ich eigentlich vorhabe. Wenn ich ständig Angst habe, etwas zu verpassen, bin ich nur halb bei der Sache, die wirklich meine Aufmerksamkeit erfordert. Salomo gibt uns deshalb einen guten Rat: Versuche nicht, alles mitzubekommen, was die Leute reden (Pred. 7, 21).
Warum dieser Rat? Weil das Wenigste in dem Moment für mich wirklich relevant ist. Vielmehr ist es meist pure Neugierde, die mich die Ohren spitzen lässt. Vielleicht könnte ich etwas verpassen. Vielleicht habe ich aber auch Angst, dass gerade über mich geredet wird. Ist es mein Bild, über das die Kollegin lacht? Ist es meine Nachricht, die in dem Facebook-Forum zerrissen wird?
Salomos Antwort darauf ist: Das musst du doch gar nicht wissen. In der Lutherbibel heißt es an dieser Stelle sogar, dass wir uns nicht alles zu Herzen nehmen sollen, „was man sagt, dass du nicht hören musst“.
Eine gute Übung
Das ist ein guter Rat. Denn egal worüber andere um mich herum gerade reden oder schmunzeln: Es ist jetzt nicht wichtig für mich, sonst würde ich aktiv in das Gespräch miteinbezogen werden. Selbst wenn es wirklich einmal um mich geht und jemand abfällig über mich spricht, ist es doch besser für mich, das nicht zu hören.
Dabei will ich das den Menschen um mich herum gar nicht unterstellen. Wieso sollten sie das tun? Wahrscheinlich lacht meine Kollegin über ein witziges Urlaubsfoto von ihrem Cousin. Und im Facebook-Forum könnte es um die Planung einer anstehenden Geburtstagsfeier gehen. Ich muss das nicht überprüfen.
Es ist sogar eine gute Übung für mich, dass ich nicht alles mitbekommen muss. Denn so lerne ich, meine Gedanken bewusst auf das zu lenken, was ich eigentlich gerade vorhatte. Zum Beispiel darauf, diese Andacht fertigzuschreiben. „Versuche nicht, alles mitzubekommen, was die Leute reden.“ Wenn ich mir das zu Herzen nehme, tut das richtig gut.
Ihr Kommentar
Kommentare (11)
Wunderbar!
Es ist herrlich wie oft ich bei den tollen Beiträgen meist einen finde der bei mir genau den Nagel auf dem Kopf trifft.
Auch bei mir wurde grand das zweier Büro in ein 3 Büro aus … mehrPlatzgründen umgewandelt.
Im Prinzip kein großes Problem damit.
Da ich einen Berreich über hab der oft hohe Konzentration und Präzision erfordert musste ich sehr darum kämpfen die Möglichkeit zu haben so weiter arbeiten zu können. Mich nervt es einfach wie andere mit der bezahlten Arbeitszeit umgehen. Während ich mich trotz Gekichere und Gerede über alles in der Welt, nur wenig von der Arbeit, Versuch zu konzentrieren und auch nicht dabei mitmache, bekomme ich dann schon den einen oder anderen Blick oder Bemerkung mit.
Das nimmt mir dann schon die Freude an der Arbeit und an den Kollegen sowieso.
Da ist von Arbeitsmoral und Gewissenhaftigkeit den Arbeitgeber gegenüber auch nicht mehr viel zu sehen.... Solche Artikel müsste man an vielen Arbeitsstellen, vor allem in den Büros, aufliegen machen.
Und bin immer denkbar wenn etwas an mir vorbei zieht und ich mich nicht damit plagen muss.
Je weniger man oft weiss, desto besser ist es. Überhaupt wenn man nichts daran ändern kann.
Danke für den Beitrag.
Liebe Frau Riedl,
Dankeschön für die tolle Andacht. Ich frage mich , ob das Komma im Satz mit der Bibelstelle (Pred. 7,21) richtig gesetzt ist? Ich denke, dass es besser direkt nach "versuche, nicht … mehralles mitzubekommen ..." oder was meinen Sie?
Herzlicher Gruß
Heidi N.
Anmerkung der Redaktion:
Man kann in dem Satz das Komma tatsächlich auch anders setzen. Allerdings ist die zitierte Schreibweise die offizielle Schreibweise der "Gute Nachricht"-Bibel. Deswegen haben wir sie so belassen.
Ich sehe das auch!
Wir sind oder werden alle Kinder unserer Zeit. Und so manches Ungute schleicht sich ins Leben ein.
Aber: Zu der kurzen Einleitungsgeschichte stellt sich auch die Frage wie wir als … mehrChristen unsere Arbeit tun, wie verantwortlich gehen wir damit um, was wir während der bezahlten Arbeitszeit tun?
vielen dank, denn das war gerade gut für mich es hat mich echt angesprochen und wird mir auf jedenfall eine hilfe in der nächsten zeit sein. ich danke Gott dafür
Gut, das ich dies hier mitbekommen habe. ;)
Diese Ausführungen stimmen mich nachdenklich, weil ich offenbar ziemlich viel innere Unsicherheit habe - was denken die andern womöglich über mich; was soll ich nicht mitbekommen und warum?!? und … mehrauch: verpasse ich alles??
Schnell fühle ich mich ausgeschlossen, weil ich nicht einbezogen werde beim Gespräch in einer kleinen Gruppe.
Daß ich aber einen Auftrag von JESUS habe und mich darum kümmern soll, das ist mir in diesen Situationen gar nicht bewußt. Hoffentlich denke ich künftig zielgerichtet an meine Aufgabe statt daß ich mich darum kümmere, was andere sagen.
Auch die Nachrichten und die Kommentare können ja übermäßig beanspruchen. Da möchte ich das richtige Maß der Anteilnahme statt der Vereinnahmung durch die Nachrichten praktizieren.
Biblische Leitworte, Bibeltexte des Tages könnten die maßgebliche Hauptinfo sein und noch mehr werden, wünsche ich mir...
Ein weiser Rat ... viel zu oft ertappe auch ich mich dabei. Es wird Zeit, weghören zu üben! Danke für den Impuls!!
Ein sehr treffender Artikel. Ich gehe aber noch einen Schritt weiter. Die Menschen verlieren den Blick auf das Wesentliche.
Sitzt man in der U-Bahn. Kein Augenkontakt.
Sitzt man auf der Bank. Kein … mehrAugenkontakt.
Sitzt man im Wartezimmer. Kein Augenkontakt.
Die Liste lässt sich beliebig verlängern. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich die Menschen verändern bzw. verändern lassen.
Warum muss der Mensch immer erreichbar sein? Will er zeigen er ist modern, unersetzlich und immer bereit?
Der Einzelne merkt schon garnicht mehr wie er dominiert wird oder bereits ist. Im Wald findet sich mancher schon garnicht mehr zurecht und bemüht seine "Wald-App". In einem Hamburger Kaufhaus geht man mit der entsprechenden App auf Kleidungssuche. Früher fragte man eine/n Verkäufer/in wo das Produkt zu finden ist. Heute? Aufpassen dass man nicht mit gesenkten Kopf einen frontalen Kopfzusammenstoß hat.
Nee, irgendwie verändert sich der Mensch durch die neue Krankheit Smartphonie. Das meine ich tatsächlich so, Psychologen benennen gewisse Verhaltensweisen, die sie behandeln, bereits so.
Besinnen wir uns doch auf das was uns mitgegeben ist: Geist und Herz!
PS: ich bin kein Technikgegner - aber ich bemühe mich Technik für meine Sinne zu nutzen.
Ich möchte nicht dass die Technik meine Sinne nutzt.
Alles Gute
Guten Morgen Frau Riedl, ganz ganz herzlichen Dank für diese Andacht. Sie spricht mir genau ins Herz. Ich habe mich da sofort wiedergefunden.
Ich wünsche Ihnen einen guten Tag. Mit herzlichen Grüßen Sabine Str.
Hallo Frau Riedl,
ein Super - Beitrag, der mir mit meinem Kontroll - Wahn hilft, etwas gelassener zu sein und mal wegzuhören.
Danke & Gruß
Liebe Theresa,
ganz herzlichen Dank für diese Andacht !!! Da spricht mir jedes Wort aus der Seele. Wenn ich allein schon sehe, wie es bei uns Sonntags in der Gemeinde zugeht. Da wird kurz vor dem … mehrGoDi noch schnell das Mobil Telefon gecheckt und einige können sogar während der Predigt die Finger nicht davon lassen - man könnte ja was verpassen. Kaum ist der Segen gesprochen, wird das Mobil Tel. wieder gezückt und während man nach dem GoDi bei Kaffee und Keksen zusammensitzt, wird heimlich unter dem Tisch oder ganz offen übers Mobil Tel. gechattet, gesimst oder bei Facebook, Whatsapp und Co. vorbei"geschaut". Ich find's unmöglich und dem Mitmenschen gegenüber unhöflich. Die Erwachsenen sind den Kindern und Jugendlichen da wirklich kein Vorbild, leider. Zudem stresst das doch auch, dieses ständige "alles mitbekommen wollen, nichts verpassen wollen" . Schade.
Herzliche Grüße
Henrike