Navigation überspringen
© ERF / Andreas Gerhardt

03.08.2013 / Gedanken zum Monatsspruch im August / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Jörg Zander

Gott stylt mich um.

Wie die Gnade Gottes mein Leben verändert. Eine Andacht zum Monatsspruch August.

Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet. Ps 30,12

Ein Vers, den man gut überlesen kann. Gott hilft aus der Not. Alles wird gut. Ich stelle mir sofort die Frage: Was ist da passiert? Beim ersten Lesen fällt mir nichts Besonderes auf. Es gab eine Not, einen Aufruf zur Hilfe, ein erhörtes Gebet und zum Schluss ein Dankeschön an den Retter. Doch die Überschrift  "Dank für die Rettung aus Todesnot" und die Einleitung "Ein Lied zur Tempelweihe" machen mich stutzig.

Gut, dass David als Verfasser feststeht, dann habe ich zumindestens einen Anhaltspunkt. Ich grüble über die waghalsigen Taten nach, die David begangen hatte und die einer Rettung bedurften. Ich lese den Psalm nochmal. Im Vers sieben steht: „Im sicheren Glück dachte ich einst: Ich werde niemals wanken." Hat er etwas mit Sicherheit, Abhängigkeit und Vertrauen zu tun? Normalerweise lässt sich das Leben doch regeln. Wozu gibt es Freunde, Bekannte oder staatliche Stellen? Warum also dann Todesnot?

David übertreibt es maßlos

Mir fällt eine Situation ein, in der David es maßlos übertrieben hat - wenn man von dem Ehebruch mit Batseba und dem daraus resultierenden Mord einmal absieht: Die Volkszählung (2. Sam. 24). David war zu der Zeit als König ziemlich weit gekommen. Er hatte einige Aufstände niedergeschlagen, war König über gesamt Israel geworden und wollte für Gott den Tempel errichten.

Da kam ihm die abstruse Idee, einmal Kasse zu machen. Das Gefühl, auszutesten, wieviel noch möglich ist. Herrscher aus aller Welt messen in der ganzen Geschichte ihre Kraft mit Militärparaden. Also warum nicht auch einmal das Volk zählen und die gesamten streitbaren Männer als Zahl sehen? Anschließend sieht man weiter und kann Gelegenheiten nutzen, auf dieser Basis weiter expandieren.

Die Zukunft wird hiermit planbar - wenn Gott nicht in 2. Mose 30,12 deutlich gemacht hätte, dass er allein die Verantwortung über die Größe, die Zukunft, den Schutz und die Macht Israels hat. Deswegen ist das Nachsehen Davids, wie viel Power im Volk steckt, ein schweres Vergehen. Das zeigte sich auch an den Konsequenzen: Die Pest raffte als Strafe viele dahin (2. Sam. 24). David legte die Strafe dann bewusst in Gottes Hände und hatte die Konsequenzen seines Handelns sichtbar vor Augen.

Gott hatte sich von Israel zurückgezogen. Es gab plötzlich keinen Schutz und keine Fürsorge mehr (V.8b, V.2). Ein Gefühl der Gottverlassenheit stellte sich ein. Dieses Bewusstsein muss schrecklich sein (vgl. Psalm 88, Jesus im Garten Gethsemane, Judas Iskariot). Gott will nicht, dass sein Volk nach eigenem Gutdünken lebt, sich selbst verwaltet, ohne ihn in den Mittelpunkt zu stellen, so wie die anderen Völker dies tun.

Auch wir brauchen immer wieder die Ausrichtung zu und auf Gott hin, das Unterordnen unter sein Wort, die Abhängigkeit von ihm. Denn wir wenden uns allzu schnell an andere "Hilfsmittel", ziehen andere Möglichkeiten in Betracht.

Gottes Barmherzigkeit ist nicht selbstverständlich

Mir sind in diesem Psalm drei Punkte der Gnade Gottes aufgefallen, die Gottes Barmherzigkeit herausstellen. Die Barmherzigkeit, die auch uns jeden Tag gilt und die nicht selbstverständlich ist.

  • David wendet sich an Gott, von dem er Rettung aus seiner Misere erwartet. Viele Könige Israels nutzten in Notsituationen Allianzen mit anderen Nationen oder wandten sich gar den Götzen zu. David macht das nicht. Er wendet sich an Gott, dem er wieder neu vertrauen möchte, von dem er allein Hilfe erwartet.
  • Gott hat David Einsicht gegeben, dass er einen Fehler gemacht hat. Das ist nicht selbstverständlich, denn ohne Einsicht und Erkennen unserer Fehler können wir nichts ändern.
  • Gott hat David einen Weg gezeigt, wie er wieder mit ihm ins Reine kommen konnte. Er hat Vergebung erfahren und konnte wieder neu anfangen.

Aus diesen Gründen will David Gott im großen Stil danken, er will diese Situation auf keinen Fall vergessen und Gott beständig loben. Auch soll dieser Psalm zur Einweihung des Tempels verinnerlicht werden. Denn es ist allein Gottes Gnade und seine Fürsorge, dass Israel bis dahin gekommen ist und die Einweihung stattfinden kann.

„Ich brauche das Wunder.“

Auch wir brauchen diese Art der Erinnerungen, damit wir nicht in den alltäglichen Trott verfallen und uns andere Dinge wichtig werden. Wir sollten die täglichen Hilfen Gottes festhalten und uns immer wieder an diese erinnern, Gott dafür danken, damit wir ihn nicht aus den Augen verlieren. Vielleicht steckt unsere Freude und Dankbarkeit andere an, gibt Mut, wo keiner mehr mutig ist, gibt Hoffnung, wo Hoffnungslosigkeit herrscht, und zeigt auf Jesus, der unsere Hoffnung ist.

Der Autor Donald Miller hat einmal festgehalten:

"Ich brauche das Wunder. Ich weiß, dass der Tod kommt. Ich rieche ihn im Wind, lese ihn in der Tageszeitung, sehe ihn im Fernsehen und ich sehe ihn in den Gesichtern der Alten. Ich brauche das Wunder, damit es mir erklärt, was mit mir geschehen wird."

Hoffnung kann man nicht machen, sie ist ein Geschenk Gottes und sie ist ein Wunder für den, der sie nicht hat.

 Jörg Zander

Jörg Zander

  |  IT-Systemspezialist

Seine Schwerpunkte liegen im Bereich Netzwerk, Firewalls und virtuelles SAN, Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker hat auch Theologe studiert. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (1)

Jutta /

Danke für den Artikel, der ist prima und hat mir auch etwas bewusst gemacht. Aber: warum denn immer diese Anglizismen ?
"Stylen" ist ein so furchtbares Modewort und transportiert in keinem Fall die mehr

Das könnte Sie auch interessieren