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© Ant Rozetsky / unsplash.com

04.07.2012 / Interview / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Susanne Reddig

Wo teilte Gott das Rote Meer?

Dr. Lennart Möller ist davon überzeugt, Antwort auf diese Frage gefunden zu haben.

Ist die Bibel historisch zuverlässig? Wenn sie es nicht sein sollte, dann wäre es schwer, ihr auch in anderen Fragen zu vertrauen. Ein kontroverses Thema ist zum Beispiel die Frage, ob der Auszug der Israeliten aus Ägypten, die Teilung des Roten Meeres und der Bundesschluss am Sinai wirklich stattfanden. Nicht wenige Menschen zweifeln das an, sie halten diese Überlieferungen für einen Mythos. Kann man Hinweise dafür finden, dass es sich bei diesen biblischen Berichten um historische Wirklichkeit handelt?

Dr. Lennart Möller untersuchte diese Fragen. Der schwedische Wissenschaftler ist Autor des Buches: „Die Akte Exodus. Neue Entdeckungen über den Auszug aus Ägypten.“ Seine Theorien stellen gängige Lehrmeinungen in Frage. Darum sind sie  zum Teil umstritten. Im Interview mit ERF Medien berichtet er von seinen Forschungsreisen in den Nahen Osten und nimmt Stellung zu einigen Einwänden von Kritikern.

Die Route des Exodus bis zum Golf von Akaba

ERF: Sie sind Christ – brauchen Sie für ihren Glauben „Beweise“ aus der Archäologie?

Dr. Lennart Möller: Wenn wir uns tiefer mit unserem Glauben auseinandersetzen wollen, wenn wir verstehen wollen, wie Gott in der Geschichte gehandelt hat und worauf sich Jesus bezog, dann müssen wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen. Wenn wir uns dafür nicht interessieren, dann fehlt uns in unserem Glauben ein sehr wichtiger Teil. Ich brauche Archäologie nicht für meinen persönlichen Glauben, aber es gibt meinem Glauben sehr viel Würze.
 

ERF: In Bibelkommentaren findet man üblicherweise, dass die Israeliten entweder ägyptische Seen durchschritten oder den Golf von Suez durchquerten. Sie gehen davon aus, dass die Durchquerung des Roten Meeres im Golf von Akaba, bei Nuweiba, stattgefunden hat. Warum bietet sich Ihrer Meinung nach gerade diese Stelle dafür an?

Dr. Lennart Möller: Die Israeliten, die in Gosen, im Gebiet des Nildeltas lebten, verließen beim Exodus Ägypten. Wissenschaftler und Theologen diskutieren, welche Richtung sie einschlugen. Es gibt mehrere Vorschläge, dass sie z.B. verschiedene Seen in Ägypten durchquerten, was die Bibel nicht behauptet. Die Bibel sagt etwas anderes, nämlich dass sie zuerst durch eine Wüste gingen (2. Mose 5,1-3; 13,18) und dann das Gewässer erreichten, dass Gott für sie teilen würde. Also muss man als Erstes eine Wüste suchen, um die Richtung ihrer Auswanderung bestimmen zu können.

Um es kurz zu fassen: Die einzige Wüste, die in Frage kommt, ist die Sinai Halbinsel, die zwischen Ägypten und dem restlichen Mittleren Osten liegt. Der Süden der Sinaihalbinsel ist für eine Wanderung mit so vielen Menschen ungeeignet, dort gibt es hohe Berge. Es scheint mir auch grundsätzliche die falsche Richtung zu sein, doch dazu später, wenn wir über die Lage des Berges Horeb sprechen.

Außerdem heißt es in der Bibel, dass die Israeliten nicht die Straße an der Küste nehmen sollten, weil sie sonst in Kämpfe verwickelt werden würden (2. Mose 13,17). Mitten durch die Halbinsel hindurch scheint daher der einzige Weg zu sein, der zum biblischen Bericht passt. Ich denke, sie gingen danach durch ein Wadi, das Wadi Watir, mit hohen Bergen auf beiden Seiten des Wadis. So gelangten sie auf die Halbinsel Nuweiba an der Westküste des Golfes von Akaba, am Roten Meer. 

Rätselhaftes „Yam Suf“

ERF: Die Bibel nennt das Gewässer, dass die Israeliten durchquerten „Yam Suf“. Was hat es mit Yam Suf auf sich?

Dr. Lennart Möller: “Yam” bedeutet “Meer” und “Suf” kann auf verschiedene Weise übersetzt werden, es gibt mindestens 15 Vorschläge, was es bedeuten könnte. Die Frage ist: Wo liegt Yam Suf? Ich habe die alttestamentlichen Bezüge untersucht und sie erwähnen u.a. gewaltige Wasser, die Menschen einschüchtern. Es gibt einen bedeutsamen Hinweis im Ersten Buch der Könige (1. Könige 9,26), der alle geographischen Bezüge zusammenfasst. König Salomon hatte seine königliche Flotte in Yam Suf und wir wissen, dass er sie im Golf von Akaba liegen hatte. Wenn wir das alles beachten, ist es sehr klar, dass Yam Suf der Golf von Akaba ist.

Ich finde es sehr seltsam, dass Yam Suf manchmal mit “Schilfmeer” übersetzt wird. Einige Leute sagen: “Schilf befindet sich nicht in einem Meer und deshalb muss Yam Suf ein See sein.” Ich halte das für eine nicht-wissenschaftliche Aussage. Würde König Salomo seine königliche Flotte in einem See in Ägypten liegen lassen?

Nuweiba und die „Unterwasserstraße“

ERF: Laut Ihrer Annahme kamen die Israeliten auf der Halbinsel Nuweiba an der Westküste des Golfes von Akaba an. Erklären Sie bitte, warum die Geographie von Nuweiba zum biblischen Text passen könnte.

Dr. Lennart Möller: Nuweiba ist ein Platz, wo man mit so vielen Menschen Yam Suf, also den Golf von Akaba erreichen kann. Die Israeliten hätten dort das Meer vor sich und die hohen Berge hinter sich gehabt, während durch das Wadi hinter ihnen sich die Armee des Pharao nähert. Dort wären sie also vom Meer, von den Bergen und von Pharaos Armee eingeschlossen gewesen. Das passt zu ihrer aussichtslosen Lage, wie sie in der Bibel beschrieben wird (2. Mose 14,9-10).
 

ERF: Wie sieht es denn dort mit der Meerestiefe aus? Ein Kritiker schrieb, der Golf von Akaba sei viel zu tief, um ihn durchqueren zu können.

Dr. Lennart Möller: Es gibt im Golf von Akaba im Wesentlichen zwei tiefe Becken, eines im Süden, das ungefähr 2.000 Meter tief ist und ein anderes im Norden, das ungefähr 1.000 Meter tief ist. Aber in der Mitte ausgehend von der Halbinsel Nuweiba haben wir gewissermaßen eine „Unterwasserstraße“ quer durch den Golf von Akaba hindurch. Diese „Unterwasserstraße“ hat ein ungefähr sechsprozentiges Gefälle auf der einen Seite und eine ungefähr sechsprozentige Steigung auf der anderen Seite.

Wir sind dort getaucht, wir haben auch mit Unterwasserkameras gefilmt: Diese „Unterwasserstraße“ ist flach, gewöhnlich gibt es keine Korallen, keine Felsen. Auf dieser „Unterwasserstraße“ könnte man sehr bequem gehen. Wenn wir in der Bibel lesen, wird nichts darüber gesagt, dass es schwierig war, dort zu laufen. Pferde mit Wagen benötigen ebenfalls einen sehr soliden, möglichst flachen Untergrund. Auf der “Unterwasserstraße liegt eine Schicht von granulatartigem Gestein und wenn man das Wasser entfernen würde, würde es sehr schnell trocknen. Das passt zur Bibel, wo es heißt, dass die Israeliten auf trockenen Boden gingen (2. Mose 14,21-22). Trocken ist diese Granulatschicht hart wie Beton, wenn es feucht oder nass ist, sackt man jedoch darin ein.

Funde auf der „Unterwasserstraße“

ERF: Was haben Sie auf dem Meeresgrund entdeckt?

Dr. Lennart Möller: Man kann sagen, dass es eine Anzahl von Funden auf dem Meeresgrund vom Golf von Akaba gibt. Die Sache ist die: Normalerweise wachsen dort keine Korallen. Denn wenn die Wadis auf beiden Seiten des Golfes Wasser führen, spülen sie sehr viel Sand, Kies und Geröll ins Meer. Diese Ablagerungen haben die „Unterwasserstraße“ gebildet, sie töten aber auch die Korallen.

In der Zwischenzeit jedoch, wenn die Wadis trocken sind und keine Ablagerungen ins Meer spülen, haben Korallen die Chance, zu wachsen. Sie benötigen jedoch etwas, um darauf wachsen zu können. Der Meeresboden ist dort aber flach. Seltsamerweise gibt es trotzdem verstreut einige seltsame Korallenformationen, sie müssen auf irgendetwas gewachsen sein – und dann sind sie gestorben, wenn die Wadis wieder Wasser führten und Geröll ins Meer spülten.

Die toten Korallen liegen also wie eine Hülle um ein Objekt, sie nehmen auch ungefähr die Form des umhüllten Objektes an. Daher können Hinweise auf versunkene Gegenstände lange Zeit erhalten bleiben. Wir glauben, Skelette von Menschen, Pferden, Ochsen und Überreste von Wagen dort auf dem Meeresgrund entdeckt zu haben.
 

ERF: Warum haben Sie diese Funde nicht geborgen?

Dr. Lennart Möller: Erstens: Es ist verboten, irgendetwas vom Meeresboden heraufzuholen. Wir waren umgeben von Polizei und Sicherheitsdienst, das war nicht möglich. Zweitens benötigt man Ausrüstung, um die Funde zu bergen, sonst versinken sie, diese Korallenskelette sind wie Beton. Wenn man ein Objekt hat und es sind Korallen darauf, dann kann man es gar nicht so einfach vom Meeresboden lösen, es klebt dort regelrecht fest. Es ist sehr kompliziert.
 

ERF: Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: 
Dr. Lennart Möller, geboren 1954, ist Professor für Umweltmedizin und Direktor der Forschungsabteilung für analytische Toxikologie am Karolinska-Institut in Stockholm. 

In dem zweiten Teil des Interviews berichtet Dr. Lennart Möller im Interview mit ERF Medien von seiner Reise an den Jabal al Lawz in Arabien. Er und andere Forscher halten ihn für den wahren Berg Sinai, wo Moses die 10 Gebote empfing. Interessante archäologische Funde stützen diese Annahme.


Dr. Lennart Möllers Route des Exodus weicht von der gängigen Lehrmeinung ab, wie man sie in Bibeln und Bibelkommentaren dargestellt findet. Sollte Dr. Lennart Möllers Deutung der Funde auf dem Meeresboden im Golf von Akaba zutreffend sein, wären sie Indizien dafür, dass das Wunder der Teilung des Roten Meeres dort stattgefunden hat.


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Ihr Kommentar

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Kommentare (3)

eup /

Herzlichen Dank für diesen starken Artikel!!!!
Als nun Mose seine Hand über das Meer ausstreckte, da trieb der Herr das Meer *die ganze Nacht durch einen starken Ostwind hinweg*; und er machte das mehr

Finn B. /

Das Volk Moses überquerten dort trockenes Fusses den Golf . Das Wasser wurde dort geteil durch eine auserirdische Technologie .

Siegfried S /

Der Fall Exodus
Teil 3 der TV-Dokumentation ist leider nicht hinterlegt, es kommt noch einmal Teil 1. Könnten Sie das bitte ändern... Danke! Freundliche Grüsse, Siegfried S

Anmerkung der Redaktion: Danke für den Hinweis! Wir haben den Fehler behoben, jetzt müsste alles stimmen.

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