„Der kleine Lukas sucht seinen Papa. Bitte kommen Sie zur Information im Erdgeschoss.“ Jedes Mal, wenn ich diese Durchsagen in einem Einkaufszentrum höre, durchzuckt es mich. Ich frage mich: Wie geht es diesem kleinen Menschen gerade, der in einem Gewühl von Menschen und Geschäften verloren gegangen ist? Hat er Angst, weint er? Ich hoffe dann, dass er intuitiv ein so tiefes Vertrauen zu seinen Eltern hat, dass er weiß: „Mama oder Papa werden mich schon holen. Die haben mich noch nie im Stich gelassen.“
Ist der „liebe“ Gott gar nicht so lieb?
Es gab und gibt in meinem Leben Situationen, da frage ich mich: Hat mich Gott verlassen? Ist der „liebe“ Gott vielleicht gar nicht so lieb, wie ich immer geglaubt habe? Auch das Volk Gottes, die Israeliten, erlebten immer wieder Zeiten in ihrer Geschichte, in denen der einst so nahe Gott so unendlich fern scheint.
Ich glaube, Gott hat sein Volk in diesen Situationen nicht im eigentlichen Sinn verlassen. Es war nicht so, dass er auf einmal weg war, wie es das Kind im Kaufhaus erlebt. Da muss der Vater oder die Mutter sich wirklich auf die Suche begeben. Ich glaube, es ist eher so, dass Gott sich manchmal verbirgt. Dass er – aus welchen Gründen auch immer – sich nicht finden lässt.
In der Geschichte Israels hing diese Erfahrung oft mit eigenem Versagen und Schuld zusammen. Israel hat sich immer wieder dafür entschieden, Hilfe und Hoffnung von anderen Nationen und ihren Göttern zu erwarten. Oder kontinuierlich das Recht zu beugen, Profit vor Gerechtigkeit zu stellen und den Armen zu betrügen und auszubeuten. Mitunter hat das Unrecht so sehr überhandgenommen, dass Gott Israel bewusst seinen Willen ließ. Und das mit allen Konsequenzen, auch mit der schmerzhaften Erfahrung, dass Gott sich verbirgt.
Gott zeigt sich voller Erbarmen
Doch immer, wenn das Volk geschunden und geschlagen zu Gott zurückkam, zeigte sich Gott voller Erbarmen und nahm sein Volk mit offenen Armen auf. Ja, selbst während der Distanz wirbt er um Israel und lässt ihm durch den Propheten Jesaja zusprechen:
„Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen, doch mit großem Erbarmen hole ich dich heim.“ Jesaja 54,7
Diese Zusage macht mir Mut. Sie macht mir Mut, weil klar ist: Gott ist nie nachtragend. Er ist immer wieder bereit mir zu vergeben. Diese Zusage macht mir aber noch aus einem anderen Grund Mut. Sie zeigt, dass mich Gott – im Gegensatz zu meinem irdischen Vater – nie aus dem Blick verliert. Er ist nicht auf einmal weg, weil er seine Augen woanders hatte. Der Abstand zwischen Gott und mir beträgt genau ein Gebet.
Der Abstand zwischen Gott und mir beträgt genau ein Gebet.
Der einzige Mensch, der wirklich von Gott verlassen war, war Jesus von Nazareth. Für ihn war es besonders schlimm. Denn bis zu seinem Tod am Kreuz war er Gott so nah, wie es nur ein Sohn seinem Vater sein kann. Trotzdem ist er diesen einsamen, bitteren Weg gegangen. Damit wir nie wieder die Erfahrung machen müssen, dass Gott nicht da ist.
Fühlen Sie sich einsam und von Gott verlassen? Gott nimmt Ihr Gefühl ernst und freut sich über Ihre Sehnsucht, ihm wieder nah zu sein. Sagen Sie ihm, was Sie belastet, bitten Sie ihn – wenn nötig - um Vergebung und erfahren Sie: „Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen, doch mit großem Erbarmen hole ich dich heim“.
Ihr Kommentar
Kommentare (17)
Ich Glaube an Gott aber werde igend wie nicht von Gott beachtet. Meine Gebete werden nicht erhört oder Ignoriert. Mein Kollege hat mir erzählt das er eine persönliche Begegnung mit Jesus Christus … mehrhatte. Ich glaube Gott sucht sich seine Leute aus mit denen er was zu tun haben möchte und mit wem nicht. Er hat mir erzählt das wenn er das Evangelium liest das er da viel mehr erkennen kann. Wenn ich das Evangelium lese, dann sehe ich nur das was da steht. Irgend wie kommt mit das ganze System mit Gott nicht ganz koscher vor. Das Wort Gottes dürfen nur bestimmte Leute sehen sonst keiner egal wie sehr sie Glauben und wie sehr sie Bitten und Betteln. So ist das wenn man von Gott nicht beachtet wird von Abgestempelt wird.
Geburt und Lebensentwicklung mit dem Tod sind doch ein Ziel. Also geboren werden, leben und sterben. Amen. Aber was passiert, wenn man mit Gott keine Beziehung haben kann???.
Es gibt Menschen, die … mehrsind nicht fähig für die Ehe!!!. Oder der Glaube ist nicht jedermanns Ding!!!. Was bleibt dann noch für den Gott der Götter mit seinem Jesus???.
Hallo Gast,
das ist jetzt eine spannende Frage. In meinem Fall hat das was damit zu tun, das die Prediger und die Ältesten erhoben werden zu etwas besonderem. Das zeigte sich bei mir in Aussagen wie … mehrein Pastor kann nicht lügen, und wenn er lügt ist er vom Teufel, oder ich als normales Mitglied darf nichts gegen die Ältesten sagen. So entsteht natürlich ein mächtiges Machtsystem, das nicht zu durchbrechen ist. Und es wird alles getan, damit das Machtsystem nicht ins wanken gerät. Dort werden dann gerne biblische Aussagen über die wahre Gemeinde (also aller Gläubigen) auf die örtliche Gemeinde bezogen. Wenn jetzt noch in der Lehre mit schlechtem Gewissen gearbeitet wird, also die Meinung erzeugt wird, das wir erst alles richtig machen müssen, wie du ja auch schreibst. Kann es passieren das die Menschen gar nicht mitbekommen, wie krank das System ist. Das dies mit dem eigentlichen Gott gar nichts mehr zu tun hat wird nicht mehr registriert. Wie bei den Pharisäer im AT, sie versuchten es auch gut zu machen, indem sie Regeln um die eigentliche Gebote bauten. Dabei aber immer weiter weggekommen sind von den Geboten. Und das hat Jesus ihnen stark angekreidet. Und sie heftigst angegriffen.
Die Antwort heißt also, die Menschen dort stellen die Organisation über ihre Geschwister, oder besser die Organisation (Machtsystem) ist die Vertretung Gottes. Und somit sehen sie nur "gute" Früchte.
Hallo Thomas A.
Jesus hat doch gesagt: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen." Warum bleiben Menschen in Organisationen in denen sie keine freundschaftliche, brüderliche und barmherzige Liebe erfahren?
Das ist doch das A und O unter christlichen Freundschaften.
Hallo Gast,
sicherlich habe ich mich das gefragt, jeder Mensch will es einfach haben. So sind wir. Das ist normal. Aber das was mir in den letzten 3 Jahren von meiner ehemaligen Gemeinschaft, besser … mehrgesagt von den Menschen dieser Organisation, angetan wurde, kam nicht von Gott sondern von Menschen. Und das trenne ich. Die Dinge wo du schreibst wie "viel lernen, andere noch schlechter, Getragenwerden" kenne ich alle. Religiöses Gerede, habe ich auch alles mir anhören müssen, aber es ist nie jemand gekommen und hat mitgelitten. Wie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, alle sehen die Not, aber keiner handelt.
Gott ist dir nahe, das weis ich 100 prozentig. Und die Entfernung wo wir spüren, ist unser Gefühl, an dem es aber Gott nicht fest macht. Sonst wäre die Entfernung ja ein auf und ab, wie unsere Gefühle. Und auch wenn wir immer wieder schuldig werden, er steht zu seinem Wort. Das ist aber kein Freibrief für Sünde.
Wir leben in einer gefallenen Schöpfung, und erst in der Ewigkeit wird das alles ein Ende haben und die Lasten aufhören. Bis dahin hat jeder sein Paket zu tragen. Und dann werde ich sicherlich auch mal Gott fragen, warum gerade meins so gross ist.
Gott mit DIR. Gruss Thomas
p.s. wenn du willst frag bei der Reaktion nach meiner E-Mail
@Thomas
Fragst Du Dich manchmal, warum Gott es Dir jetzt im Moment (oder in den letzten 3 Jahren) nicht zumindest etwas einfacher macht, Dir Deine Last abnimmt? Die Zuversicht auf die Ewigkeit … mehrbedeutet mir im Moment nicht viel. Auch die Aussage, ich lerne ja so viel in der schwierigen Zeit und anderen geht es noch schlechter, hilft nicht. Ich spüre gerade nicht "das Getragenwerden". Ich bin gerade auch nicht nahe an Gott dran. Nur wünsche ich mir so sehr, dass er mir entgegen kommt und mich abholt und ich nicht den ersten Schritt machen muss.
@Gast
Egal wie schuldig wir sind, ja egal was wir falsch gemacht haben, Gott hat immer ein Ohr für uns. Er steht an der Tür und wartet darauf das wir ihn hereinlassen. Leider wird in vielen Kreisen … mehrdann behauptet, wenn er eintritt wird alles gut, oder wir sind dann sündlos. Das ist Quatsch. Die Not in unserem Leben kann uns im wahrsten Sinne des Wortes fertig machen. Ich selbst muß das gerade (seit 3 Jahren) durchleben. Und das von ehemaligen Geschwistern?. Aber was mich trägt ist die Gewissheit, das Gott für mich ist, egal wie die äusseren Lebensumstände sind. Und das gibt mir dann den Halt auch wenn ich versage. Gott liebt uns egal wie groß unsere Schuld oder die Schuld der anderen ist. Und fallen werden wir immer wieder. Selbst Paulus führte einen Kampf gegen das Fleisch. Aber da ist dann eben unser/dein Gott, der wie ein liebender Vater auf uns wartet. Und das nicht nur einmal. Und zu guter letzt bleibt die Gewissheit, das wir einmal bei Gott sein werden.
@Michael Gerster
Als Trostworte kann ich den Schlussatz natürlich stehen lassen. Wer kennt die Situationen der Einsamkeit nicht. Und da braucht man Trost, das sehe und kenne ich auch so. Das bekannte Bild "Spuren im Sand" gibt mir oft den notwendigen Trost in solchen Situationen.
@Gast
Ja, die Zusage stimmt. Immer, wenn wir mit unserer Schuld zu Gott kommen, nimmt er uns auf. Wir müssen nicht erst alles richtig machen. Das hat Gott für uns getan. Wer wie der Zöllner im Tempel … mehrsteht und sagt: Gott sei mir Sünder gnädig, der geht gerechtfertigt weiter und kann seine Straße fröhlich ziehen. Und es ist die Straße, auf der ihm der auferstandene Christus begegnet und ihn nach Hause führt.
Kommt alle, die ihr mühselig und beladen seid ... meine Last ist leicht.
Ich wünsche mir zur Zeit nur zwei Dinge: Das Gott sich zeigt. Und dass er mir die Last abnimmt, mein Leben etwas leichter und … mehrerträglicher macht.
Obwohl ich schuldig bin. Die Kraft wird weniger und weniger. Wir müssen doch nicht erst alles richtig machen, bevor sich Gott wieder um uns kümmert, oder? Wenn ja, dann ist es keine leichte Last mit Jesus zu gehen ...
...doch mit großem Erbarmen hole ich dich heim. Ohja, es gibt nichts schöneres als den Ruf Gottes, allerdings glaube ich das das endgültige Abscheiden (und bei Christus sein) die absolute Krönung ist. Es gibt nichts besseres als Gottes Frieden!
@Christian: Das ist eine gute Anmerkung. Es heißt ja auch: Wer auf den Herrn vertraut, wird nicht zuschande kommen.
@Thomas A.
Ja, sehe ich ähnlich. Durch Jesus müssen wir nie wieder von Gott verlassen sein. Aber: Manchmal gibt es Erfahrungen, die sich genau so anfühlen. Und da darf man sich ruhig von diesem Vers trösten lassen.
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"Israel hat sich immer wieder dafür entschieden, Hilfe und Hoffnung von anderen Nationen und ihren Göttern zu erwarten"
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Ist … mehres bei uns anders ? Erwarten wir nicht auch eigentlich unsere Hilfe von Götzen und setzen unsere Hoffnungen zu sehr auf das Geld ?
Wie wünschte ich mir wir seien frei davon ... dann würden wohl alle ehrlichen Christen in die Mission ziehen ... der Mangel an Geld und VOLLSTES Vertrauen auf Gott verlangt dann eben doch ein Vertrauen, dass über unseres hinaus geht und wir suchen unsere Hilfe und Hoffnung im Geld ...
Was mich in schweren Zeiten manchmal beschäftigt ist, warum fallen manche Menschen immer auf die Füße. Nach welchem Maßstab beurteilt Gott. Manche bereuen aufrichtig und stürzen ab, andere gehen ihren (gottlosen) Weg und haben dabei Glück.
Leider kann ich den Schlusssatz so nicht stehen lassen. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn hat nicht der Vater den Sohn verlassen sondern der Sohn. Und der Vater, also Gott hat gewartet. Gott verlässt … mehruns nicht eine Weile auch keine Kleine. Wir sind es. Am Ende vom vorletzten Absatz steht es oben richtig. Durch Jesus brauchen sind wir vor der Erfahrung bewahrt, das Gott eine Weile nicht da ist. Gott sei dank.
Allen eine gesegnete Adventszeit
Umgedreht ist die Frage erlaubt: Ist Gott einsam und fühlt sich verlassen von uns? Hat er uns nicht mitgegeben Verstand, Herz, Seele,Augen und Ohren?
Wie oft haben Menschen versagt und haben Unglück … mehrdurch menschliche Aktivität gebracht?
Warum nutzen wir unseren Verstand nicht zum Wohle der Menschen, der Natur und der Erde?
Sprechen wir mit IHM und treten wir ein in einen Dialog! Mir tut es gut Gott zu sagen: ich habe falsche Dinge gelebt und gesagt und wollte ihn nicht traurig machen.
Ich wünsche einen friedlichen 2. Advent