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© aboutpixel.de / Markus Nicolini

23.03.2011 / Berufungskongress / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Ein Schritt in Richtung Berufung

Vom 7. - 9. April findet in Schwäbisch Gmünd ein Berufungskongress statt. Katrin Faludi hat Projektleiter P. Essler über das Projekt ausgefragt.

Katrin Faludi: Herr Essler, Sie arbeiten hauptberuflich für xpand als Coach und Trainer. Was ist xpand genau?

Peter Essler: xpand ist schon fast 25 Jahre alt und ein Netzwerk von verschiedenen Trainern und Coaches. Wir sind in mehreren Ländern tätig und wollen vor allem zwei Dinge erreichen. Das eine ist die Frage nach Berufung. Wir denken also darüber nach, wie Berufung passieren kann und was man machen kann, um in sie hineinzuwachsen. Unsere zweite Frage ist, wie gute, gesunde und wertvolle Leiterschaft aussehen kann.

Katrin Faludi:  Sie veranstalten Anfang April einen Kongress zum Thema. Was kann ich mir unter einem Berufungskongress vorstellen?

Peter Essler: Wir haben in den letzten Jahren mit allen möglichen Menschen sehr viele Seminare und Coachings und ähnliches gemacht. Daraufhin haben wir uns gesagt, es würde sich sicher lohnen, einen Kongress auf den Weg zu bringen, bei dem es nur um das Thema Berufung geht. Wir wollen letztlich diesem Thema auf einer ganz anderen Plattform Raum geben, sodass wir auf dieses wichtige Thema aufmerksam machen können. Wir wollen aber auch mit diesem Kongress Menschen ermutigen und inspirieren, über ihre Berufung nachzudenken. Vielleicht zum ersten Mal, möglicherweise aber schon zum zweiten oder dritten Mal.

Katrin Faludi: Wie wird man als Teilnehmer von diesem Kongress profitieren?

Peter Essler: Das Ziel des Kongresses ist es, dass nach dem Kongress jemand nach Hause geht und sagt: “Wow, ich bin auf meinem Berufungsweg einen Schritt weitergekommen und ich verstehe, welche großartige Bedeutung Berufung hat.“  Auch im Hinblick darauf, wie jeder einzelne unsere Gesellschaft mitgestaltet kann.

Katrin Faludi:  Also gehe ich zu dem Kongress und nach drei Tagen weiß ich, was meine Berufung ist - funktioniert das so einfach?

Peter Essler: Das wäre natürlich super! Könnten wir das versprechen, wäre das Forum Schönblick sicher voll. Wir können das natürlich nicht versprechen. Aber was passieren wird: Jeder wird für sich einen Schritt weiter kommen. Was immer dieser Schritt ganz genau bedeutet. Denn häufig geschieht Berufung nicht plötzlich. Manchmal, ja aber ganz oft nicht. Die persönliche Berufung zu finden ist eher ein Prozess, ein Weg den ich gehe. Ein Weg, auf dem ich praktisch in meine Berufung hineinwachse. Hierfür ist der Kongress ein wichtiger Schritt.

Katrin Faludi: Hat denn jeder Mensch eine Berufung oder gibt es auch „berufungslose“ Menschen?

Peter Essler: Die Vorstellung des „berufungslosen“ Menschen ist wirklich furchtbar für mich, die kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich glaube, jeder Mensch hat eine Berufung - ob er schon darüber nachgedacht hat oder an seiner Berufung gearbeitet hat, ist eine ganz andere Frage. Aber gerade junge Leute suchen ja sehr stark nach ihrer Berufung, also meist verbunden mit der Frage, welchen Beruf sie einmal ausüben sollen.

Katrin Faludi: Gibt es auch später noch typische Lebensphasen, wo man noch ganz neu nach seiner Berufung fragt?

Peter Essler: Das ändert sich nochmal, das ist richtig. Gerade in der Phase, die man so schön die Mitte des Lebens oder Midlife nennt. Irgendwo zwischen 35 und 50. Hier fangen einige noch einmal ganz neu an nachzudenken: Was habe ich bisher gemacht? War das alles oder kommt noch etwas? Da kann sich in der Berufung durchaus noch einmal etwas verändern, gerade wenn wir über den Beruf reden.

Es gibt aber noch eine ganz spannende Phase. Dann nämlich, wenn man im Übergang in den Ruhestand ist. Wir nennen das gerne 50 plus oder 55 plus. Das ist auch nochmal eine Phase, wo man ins Nachdenken kommt: „Ok ich hab jetzt noch 30 vielleicht 40 Jahre zu leben - was mach ich mit dieser Zeit? Wie möchte ich die nicht nur sinnvoll gestalten, sondern auch im Sinne von meiner Berufung voranbringen?“

Katrin Faludi: Ist die midlife cricis somit eine Berufungskrise?

Peter Essler: Absolut, das ist sehr gut formuliert. Genau das passiert oft in der midlife crisis. Weil sie mich noch einfach zwingt, mich mit den wesentlichen Fragen des Lebens auseinander zu setzen.

Katrin Faludi: Können eigentlich nur Personen eine Berufung haben oder geht das auch bei Gemeinden oder bei Firmen oder Werken?

Peter Essler: Meiner Meinung nach gibt es auch für verschiedene Einrichtungen und Organisationen eine Berufung. Ich glaube sogar, dass ein Unternehmen mehrere Berufungen hat. Natürlich geht es um die Frage, was das Produkt ist, das hergestellt wird, also die Dienstleistung. Jedes Unternehmen hat aber auch eine Berufung, soziale Verantwortung zu zeigen und etwas für die Gesellschaft zu machen. Darüber hinaus glaube ich, dass selbst die verschiedenen Nationen eine Berufung haben. Deutschland hat eine andere Berufung als Länder in Afrika oder wo immer auch sonst.

Katrin Faludi: Wie meinen Sie das? Welche eine Berufung könnte Deutschland haben?

Peter Essler: Ich kann mir gut vorstellen, dass es für Deutschland im Bereich von gesunder Leiterschaft eine Berufung gibt. Ich glaube, da können wir weltweit viel beitragen - auch in Kombination mit unserer Fähigkeit, einfach gut organisieren und strukturieren zu können.

Katrin Faludi: In diese Richtung geht auch eine Studie der BBC, die ergeben hat, dass sehr viele Menschen aus anderen Ländern Deutschland sehr hoch schätzen. Gerade wegen der Zuverlässigkeit der Deutschen und ihren positiven Einfluss auf die Welt. Meinen Sie das?

Peter Essler: Genau. Auch die Frage, wie man von anderen wahrgenommen wird, ist ein wichtiger Aspekt beim Thema Berufung. Ich kann nicht nur sagen: „Das ist meine Berufung, das mache ich jetzt einfach.“ Ich brauche immer auch das Feedback von anderen, ihre Unterstützung und die Personen, die mir sagen: „Ja, ich glaube, das sehe ich in dir.“

Katrin Faludi: Kommen wir auf den Kongress zurück. An wen richtet der sich in erster Linie?

Peter Essler: Wir wollen Menschen erreichen, die sich gerade mit der Frage nach ihrer Berufung beschäftigen. Entsprechend werden wir einige Workshops für junge Leute von 14 bis 25 Jahren anbieten. Wir haben auch Workshops für Menschen, die in der Mitte des Lebens stehen, genauso wie für die Generation 50 plus. Außerdem bieten wir Workshops an für Leute, die anderen in ihrer Berufungsfrage helfen wollen. Also für Menschen, die ihre eigene Berufung klar haben, aber gerne andere Leute auf diesem Weg unterstützen wollen.

Katrin Faludi: Warum ist das Thema Berufung gerade für Christen so wichtig?

Peter Essler: Eine Berufung braucht immer eine Mitte. Die nennen wir in einem neuen Experiment bei xpand „Spiritualität“. Dieser Begriff muss natürlich gefüllt werden. Und für Christen ist das sehr einfach. Es geht also um etwas, was mein Leben trägt, was meine Quelle ist, aus der ich jeden Tag neu schöpfen kann, was mir Ausrichtung gibt. Daher ist es für Christen sehr wichtig, dass sie über Berufung nachdenken.

Katrin Faludi: Wie sind Sie jetzt persönlich Ihrer Berufung auf die Spur gekommen? Das ist ja ihr Thema.

Peter Essler: Ja das ist mein Thema! Ich habe genauso angefangen, wie ganz viele andere. Ich habe mich schlicht gefragt, was meine Berufung sein könnte. Ich bin ursprünglich Physiker, habe aber gemerkt, dass am Ende des Studiums zwischen der Physik und mir die Chemie nicht mehr gestimmt hat. Deshalb hat sich für mich die Berufungsfrage ganz neu gestellt. Ich habe mich daraufhin auf den Weg gemacht und gemerkt, dass mich dieses Thema begeistert und fasziniert.

Damals habe ich auch xpand kennengelernt, das ist jetzt gut 13 Jahre her. Und hier ist das passiert, was ich gerade schon erwähnt habe. Es sind andere Menschen auf mich zugekommen und haben gesagt: „Wir glauben, in dir steckt hier noch mehr zu dem Thema Berufung, als nur für dich selber nachzudenken. Du kannst auch für andere nachdenken.“ Das hat sich über die Jahre verstärkt. Daher kann ich sagen, dass das ein wichtiger Teil meiner Berufung ist.

Katrin Faludi:  Der Kongress findet von 7. bis zum 9. April im Haus Schönblick statt. Gibt es da noch mehr Informationen? Wie melde ich mich da an und sind noch Plätze frei?

Peter Essler: Ja, es gibt noch Plätze für den Kongress. Wir haben alle Informationen zu dem Kongress unter www.berufungskongress.eu zusammengefasst. Dort kann man das ganze Programm nachlesen. Auch erhält man Informationen, was das kostet, wie die genauen Zeiten aussehen und wie das praktisch organisiert ist.

ERF Online: Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

xpand Deutschland
 

 Katrin Faludi

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

In Offenbach geboren, mit Berliner Schnauze aufgewachsen. Hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert, ist danach beim Radio hängengeblieben. Außerdem schreibt sie Bücher, liebt alles, was mit Sprache(n) und dem Norden zu tun hat und entspannt gerne beim Landkartengucken. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt sie in Bad Vilbel.

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Kommentare (1)

Katrin /

Ich weiß nicht, was ich von solchen Sachen halten soll.
Die berufenen Menschen in der Bibel hatten auch keinen Berufungskongress.
Gott hat ihnen die Berufung ganz alleine verständlich gemacht !
Eine Marktlücke, womit man Geld verdienen kann ?? Hm..

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