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11.10.2010 / 3. Internationaler Kongress für Weltevangelisation / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Kim Rosta

Weltevangelisation: Mission impossible?

"Machet zu Jüngern alle Völker!" - ein unerreichbares Ziel? Dass es gar nicht so abwegig ist, zeigt die Geschichte der Lausanner Bewegung. Ein Rückblick.

Stellen Sie sich einmal vor, alle Christen versammeln sich, sehen über die Grenze ihrer Gemeinde oder Kirche hinweg und lassen Meinungsverschiedenheiten außen vor. Das alles, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie das Evangelium in der ganzen Welt verbreitet werden kann. Alle Christen packen gemeinsam an, um den Missionsauftrag Gottes in die Tat umzusetzen. Unmöglich? Die Geschichte der Lausanner Bewegung zeigt, was Bereitschaft und Motivation kombiniert mit Gottes Hilfe bewirken kann.

Die Kraft der Gemeinschaft entdecken

Einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung des ersten Internationalen Kongresses für Weltevangelisation hatte der US- amerikanische Pastor Billy Graham. Vor zirka 50 Jahren entdeckte er die Kraft der Gemeinschaft und stellte fest: Wenn Menschen zusammen anstatt gegeneinander oder nebeneinander arbeiten, dann können sie etwas bewirken. Er schaffte es wie kein anderer, Stadien mit Gemeindeleitern, Predigern, Pfarrern, Evangelisten und Missionaren aus den unterschiedlichsten Denominationen zu füllen.

Mit seiner Vision, das Evangelium in die ganze Welt zu bringen, blieb er nicht alleine. Es gelang ihm, Gleichgesinnte zu ermutigen, mit denen er 1974 den ersten Internationalen Kongress für Weltevangelisation ins Leben rief, der wenige Jahre später in der Gründung der Lausanner Bewegung resultierte. Der Kongress wurde vom "Time"-Magazin als das wahrscheinlich bedeutendste christliche Ereignis des Jahrhunderts beschrieben.

1974 – Die Welt trifft sich in Lausanne

Unter dem Titel „Alle Welt soll sein Wort hören“ kamen 1974 zirka 2300 in der Evangelisation leitende Mitarbeiter nach Lausanne (Schweiz). Dort traf man sich, um sich über die Situation der Christen in den einzelnen Ländern auszutauschen und gemeinsam zu planen, wie Evangelisation gestaltet werden kann. Die Teilnehmer aus über 150 Ländern nahmen an Plenumssitzungen, Bibelstudien und Diskussionen über Theologie und Strategien zur Evangelisation teil. Immer mit dem Fokus darauf, das Evangelium möglichst effektiv zu verbreiten. Wie das Thema des Kongresses besagte, sollte schließlich 'alle Welt' sein Wort hören.

Resultat des Kongresses war die 'Lausanner Verpflichtung', die die Notwendigkeit für Weltmission deutlich machte. Zudem wurde anhand der Bibel das Ziel des Evangeliums formuliert und die Verantwortung jedes einzelnen Christen für die Weltmission erarbeitet. Dass eine 15 Thesen lange Verpflichtung innerhalb von nur zehn Tagen entwickelt wurde und unter 2300 Menschen in Leitungspositionen einen Konsens fand, bezeichneten selbst die Veranstalter als Wunder. Auch in ihren Auswirkungen übertraf die Lausanner Verpflichtung alle Erwartungen. Tausende Christen stellten sich hinter die Verpflichtung. Selbst heute dient sie als Grundlage vieler christlicher Organisationen.

Ein Stück Einheit (er)leben

Horst Marquard, der die Lausanner Bewegung in Deutschland mitbegründete, stellt in seiner Publikation "25 Jahre Lausanner Bewegung" fest: "Als bereichernd haben wohl alle empfunden, daß auf einmal kirchliche neben freikirchlichen Teilnehmern saßen, Charismatiker neben Anti-Charismatikern, Pfingstler bei den Gemeinschaftsleuten, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) und der Deutschen Evangelistenkonferenz zusammen mit Repräsentanten der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und der sogenannten Freien Werke – eine Vielfalt, wie wir sie zuvor nicht erlebt hatten." Diese Vielfalt als Einheit zu erleben, weckte den 'Geist von Lausanne': eine Begeisterung und ein Bekenntnis zur Weltevangelisation in einer neuen Art der Kooperation zwischen Kirchen und Gemeinden. Und das Ganze in einer Sensibilität für die unterschiedlichen Kulturen der Welt.
Zudem öffnete die direkte Kommunikation mit Christen anderer Nationen die Augen für die oft sehr schwierigen Situationen von Christen in anderen Ländern, weitete den eigenen Horizont und korrigiert falsche Weltanschauungen.

Vom Kongress zur Bewegung

Auf der Homepage der Lausanner Bewegung finden Sie alle wichtigen Informationen, von der Lausanner Verpflichtung bis hin zu den Referaten von Kapstadt 2010. Außerdem können Sie bei den Lausanner Globalen Gesprächen selbst mitdiskutieren oder sich über die Twitterwall „Capetown 2010“ direkte Eindrücke verschaffen. Möchten Sie den Kongress an einem der elf Übertragungsorte in Deutschland verfolgen, können Sie hier die genauen Adressen erfahren.

Nach dem Kongress entstand das Bedürfnis, die Impulse, die von Lausanne ausgegangen waren, weiterzuführen. Aus dem als Evangelisationskongress geplanten Ereignis entwickelte sich eine ganze Bewegung, die 'Lausanner Bewegung'. In den folgenden Jahren wurde eine Reihe von Lehrkonferenzen veranstaltet, meist in Zusammenarbeit mit der Weltweiten Evangelischen Allianz. Die Treffen, die unter anderem unter den Themen 'Evangelium und Kultur', 'Evangelisation und Soziale Verantwortung', 'Einfacher Lebensstil' oder 'Der Heilige Geist und die Bekehrung' standen, trugen dazu bei, die Lausanner Bewegung  weiterzuentwickeln. Den Höhepunkt bildete der zweite Lausanner Kongress in Manila (Philippinen).

Manila 1989 - Doppelte Teilnehmerzahl

Das Thema der Veranstaltung „Verkündet Christus, bis er kommt“ mit dem Untertitel „Die ganze Kirche der ganzen Welt das ganze Evangelium“ machte erneut deutlich, dass Weltmission auch im Fokus des zweiten Kongresses stand. Mit 4300 Menschen aus 173 Ländern hatte sich die Teilnehmerzahl fast verdoppelt. Erstmals konnten auch Menschen aus der Sowjetunion und Osteuropa teilnehmen und die Zahl der Frauen, Laien und jüngeren Teilnehmer vergrößerte sich.

Auch dieser Kongress hatte weitreichende Folgen. Die Lausanner Verpflichtung wurde durch das Manifest von Manila erweitert. Außerdem bildeten sich rund 350 Partnerschaften zwischen den verschiedensten Kirchen und Organisation rund um die Welt, die eine weitere Zusammenarbeit ermöglichten. Eine der Auswirkungen des Kongresses konnten auch viele Menschen in Deutschland bis in ihre Gemeinden spüren. Der Leitungskreis der Lausanner Bewegung war es nämlich, der 1990 den entscheidenden Anstoß zur Gründung des Vereins ProChrist gab, dessen Veranstaltungen allein 2009 in über 1300 Orte innerhalb Europa übertragen wurden.

Kapstadt 2010

Damit die Begeisterung nicht erlischt und der 'Geist von Lausanne' wieder neu entfacht wird, findet ab Sonntag der dritte Lausanner Kongress in Kapstadt statt. Dort werden Fragen behandelt, wie z.B.: Wie sollen Christen mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderung umgehen, mit Globalisierung, Armut und Umweltkrisen? Wie können christliche Leiter gefördert werden? Oder: Wie können Christen die neuen Technologien sinnvoll zur Evangelisation einsetzen? All diese und noch weitere Fragen werden auf Grundlage der Bibel diskutiert. Die Antworten sollen Klarheit darüber verschaffen, in welche Bereiche Kirchen und Gemeinden investieren sollen, um das Evangelium möglichst effektiv zu verbreiten.
 

Ihr Kommentar

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Kommentare (1)

Dr.med.Rolf Lyding /

Vielen Dank für die schöne Zusammenfassung der Entwicklung von Berlin 1966, Lausanne 1974, Manila 1989 und jetzt Kapstadt 2010.
Die Lausanner Erklärung hat mich tief beeindruckt in ihrer biblischen mehr

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