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03.08.2009 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Helga Lampe

Die Frau am Jakobsbrunnen

Eine Frau, die hautnah erlebt, dass Jesus sie nicht verurteilt, findet zum Glauben.

Das Land Samaria lag zwischen Judäa und Galiläa am Westufer des Jordans und hatte einmal zum Nordreich Israels gehört. Als Israel im 8. Jahrhundert vor Christus unterging, verschleppten die Assyrer den größten Teil der jüdischen Bevölkerung und siedelten auf dem frei gewordenen Land Menschen aus anderen Ländern an. Diese neuen Siedler übernahmen den Gott des Landes, nämlich Jahwe, behielten aber daneben ihre alten Götter.

Die Samariter des 1. Jahrhunderts nach Christus waren Nachkommen dieser Siedler. Deshalb wurden sie von den „reinen“ Juden entschieden abgelehnt, und manche Juden nahmen auf ihrem Weg nach Jerusalem lieber einen großen Umweg östlich von Samarien in Kauf, auf dem sie sogar zweimal den Jordan überqueren mussten, als durch Samarien zu reisen.

Jesus tat das nicht. Ihn konnten überkommene Vorurteile nicht anfechten. Die Frau, die zum Jakobsbrunnen kam, war nicht nur eine Samariterin, sie war eine Frau. Allein deshalb reagierte sie höchst verwundert, dass Jesus sie ansprach und um Wasser bat. Es war für einen jüdischen Rabbiner ungewöhnlich, eine Frau anzureden. Ja, er sollte sie nicht einmal ansehen. Denken wir an die vielen tief verschleierten Frauen muslimischen Glaubens, so begegnet uns diese Auffassung leider heute noch. Wir können uns also diese Begegnung gut vorstellen.

Aus dem Bibeltext in Johannes 4 ist zu erkennen, dass die Frau allein zum Brunnen kam und zwar gegen Mittag. Das sagt viel über ihre Beziehung zu den anderen Dorfbewohnern aus. War sie aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen? Normalerweise gingen die Frauen frühmorgens gemeinsam zum Wasserschöpfen und besuchten sich auf dem Rückweg gegenseitig in ihren Häusern.

Jesus wendet sich der Frau zu und sagt ihr viele Einzelheiten aus ihrem persönlichen Leben: „Fünf Männer hast du gehabt, und der, mit dem zu jetzt zusammen lebst, ist nicht dein Mann.“ Wir können uns die Verblüffung der Frau gut vorstellen. Das hatte sie noch nicht erlebt. In ihren Augen muss Jesus ein Prophet sein. Sie eilt zurück in ihr Dorf und erzählt allen, die es hören wollen: „Dieser Mann weiß alles, was ich getan habe.“

Wie hatte Jesus das Gespräch mit der Frau aufgebaut? Er war müde und durstig, also ist seine Bitte ganz natürlich. So brachte er das Gespräch in Gang. Mit seiner Bitte um Hilfe sprachen die beiden gleichsam auf gleicher Augenhöhe miteinander. Das ist sehr ungewöhnlich in damaliger Zeit.

Und dann lenkt Jesus ihre Aufmerksamkeit auf das, was Gott geben will, nämlich „lebendiges Wasser“, und gibt sich als Messias zu erkennen. „Lebendiges Wasser“ bedeutete damals fließendes Wasser, etwa Wasser aus einem Fluss. Mit diesem damals vertrauten Bild vergleicht Jesus das Geschenk Gottes, im Glauben an ihn von aller Schuld befreit zu werden.

Als die Frau irritiert reagiert, spricht er wieder in Bildern zu ihr. Der Mensch, der von ihm lebendiges Wasser gereicht bekommt, würde nie mehr durstig werden, sondern eine Quelle besitzen, die ewig sprudelt, will sagen, die bis ins ewige Leben reicht. Das Wasser steht hier für den Heiligen Geist, der all denen verheißen ist, die das Angebot Gottes annehmen.

Die Frau bat um dieses Wasser, verstand aber noch nicht, was Jesus ihr damit sagen wollte. Sie nahm seinen Vergleich einfach wörtlich. Und dann offenbart er ihr alles, was ihr bisheriges Leben ausmachte. Damit war ihre Situation offen gelegt als die eines Menschen, dem Jesus alles geben kann, was er braucht: Vergebung der Sünden, ewiges Leben und ein neues erfülltes Leben hier auf Erden.

Aber die Frau zögert noch immer: „Ja, ich weiß, dass einmal der Messias kommen wird. Der wird uns alles erklären." „Du sprichst mit ihm, ich bin der Messias.“ Und da glaubt die Frau. Sie begreift sich als bedürftigen, sündigen Menschen und erkennt Jesus als einen, durch den Gott spricht.

Sie, die lange Zeit beschämt und isoliert gelebt hatte, eilt nun ins Dorf zurück und erzählt in glühender Begeisterung alles, was Jesus ihr gesagt hatte. Dort sah man ihr die Veränderung an, und manche glaubten schon aufgrund ihres Zeugnisses. Andere wollten Jesus selbst hören, und danach glaubten zahlreiche weitere Menschen an ihn.

Die mutige Samariterin tat den entscheidenden Schritt zum Glauben, als sie merkte, dass Jesus sie nicht verurteilte. Da wusste sie sich befreit von aller ihrer Schuld und konnte anfangen, neu zu leben.

Ihr Kommentar

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Kommentare (8)

Edd /

Hatte Sie einen Ehemann, der noch am Leben war?

Brigitte K. /

Mal wieder eine exzellente Lehrstunde von Jesus für die Entscheider in der römisch-katholischen Kirche über Ausgrenzung, den Umgang mit Ausgegrenzten und mit Frauen! Auch der Messias verstieß gegen mehr

Dieter B. /

Allein die Bibel schreibt gerecht!

Martina Waadt /

Vielen Dank für die schöne Wortbetrachtung. Den heiligen Geist mit Öl, Feuer und Taube zu vergleichen war mir bekannt, aber hier mit dem fließendem Quellwasser, das ist für mich plastisch und sehr hilfreich. Noch mal danke!. Ich liebe diese Geschichte sehr. Das macht echt Mut und macht dankbar.

farkas /

"Sie, die lange Zeit beschämt und isoliert gelebt hatte...."

Aber darum geht es doch garnicht. Jesus ist gekommen um die Werke des Teufels zu zerstören und die Menschen mit Gott zu versöhnen. Es mehr

Konrad Bollmann /

Einmal war von Aarons Segen die Rede, dann von der Quelle des lebendigen Wassers, die nicht versiegt.
Der Segen im Gottesdienst ist immer wie ein Siegel, mit dem wir GOTT anvertraut werden. Er ist mehr

Peter Oberkinkhaus /

Wie wichtig Jesus auch die Samariter (Ausländer) sind, zeigt Jesus hier in dem Gespräch mit dieser Frau. Nicht Verurteilung, sondern Annahme. Wie oft werden gerade von Christen verurteilt, weil sie nicht ins "Raster" passen

Renate /

Besonders wichtig an dieser Begebenheit ist mir die Art geworden, in der Jesus die Samariterin anspricht: unvoreingenommen, auf Augenhöhe, in verständlichen Bildern aus ihrem Lebensalltag mehr

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