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04.01.2008 / Dankbarkeit als Lebensstil / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Andreas Meißner

Wenn einer nur zurückkommt…!

Wenn ich darüber nachdenke, wieso ich zum Beispiel als Christ Gott oft mehr um etwas bitte, als dass ich ihm für Vieles danke, dann fällt mir unwillkürlich die

Wenn ich darüber nachdenke, wieso ich zum Beispiel als Christ Gott oft mehr um etwas bitte, als dass ich ihm für Vieles danke, dann fällt mir unwillkürlich die Geschichte von den zehn Aussätzigen ein. Ist Dankbarkeit selbstverständlich? Ist tatsächlich "Undank der Welten Lohn"? Wird Dankbarkeit angeboren oder kann man es lernen? Fragen, die uns wohl alle bewegen (sollten).

Wunder unterwegs


"Sie waren unterwegs nach Jerusalem. Ihr Weg führte sie durch das Grenzgebiet zwischen Galiläa und Samarien. In einem Dorf begegneten ihnen zehn Leprakranke. In der vorgeschriebenen Entfernung blieben sie stehen und riefen: "Jesus, Meister! Hab doch Erbarmen mit uns!" Er sah sie an und forderte sie auf: "Geht zu den Priestern und zeigt ihnen, dass ihr geheilt seid!" Auf dem Wege dorthin wurden sie gesund. Einer von ihnen lief zu Jesus zurück, als er merkte, dass er geheilt war. Laut lobte er Gott. Er warf sich vor Jesus nieder und dankte ihm. Und das war ein Mann aus Samarien. Jesus fragte: "Habe ich nicht zehn Männer geheilt? Wo sind denn die anderen neun? Weshalb kommt als einziger dieser Fremde zurück, um sich bei Gott zu bedanken?" Zu dem Samariter aber sagte er: "Stehe auf! Dein Glaube hat dich gerettet."" (Lukas 17,11-19 (HfA)

Im Abseits

Leprakranke galten zur damaligen Zeit als ansteckend. Deshalb waren sie auch vom öffentlichen Leben ausgegrenzt, wohnten außerhalb der Dorfgemeinschaft in Höhlen oder Behelfsbauten und mussten entgegenkommende Personen warnen, indem sie laut riefen: "Unrein, unrein!" Kein schönes Leben - hatten sie doch nicht nur unter ihrer Krankheit zu leiden, die sie auch äußerlich zeichnete, sondern lebten außerdem noch im Abseits der menschlichen Gesellschaft. Sicher gab es viele Defizite zu verkraften. Dass es jeweils nicht nur den Einzelnen getroffen hatte, sondern sie eine "Solidargemeinschaft" bildeten, half ihnen auch nicht wirklich weiter.

Die Chance

Die Möglichkeit, dem umherziehenden Wanderprediger und Heiler Jesus zu begegnen, nutzten sie unter lautem Anrufen seines Erbarmens. Wenn ihnen überhaupt jemals einer helfen konnte – dann dieser seltsame Rabbi, dem man übernatürliche Fähigkeiten zuschrieb. Und es funktionierte! Er ließ sie nicht links liegen, wimmelte sie nicht einfach ab. Er nahm ihre Not sehr ernst und gab ihnen eine zweite Chance und half ihnen. Und die Zehn? Sie glaubten seiner Botschaft und vertrauten seinem Hinweis. Während sie auf den Weg zu den Priestern (den damaligen "Amtsärzten des Gesundheitsamtes") waren, geschah an ihnen das Wunder der Heilung, mit dem sie nicht mal mehr im Traum gerechnet hätten.

Reaktionen

Was passierte unterwegs, als zehn ganz unterschiedliche Typen merkten, dass sie nicht mehr so weiterleben müssen, wie bisher? Ihr Leben änderte sich unverhofft und radikal zum Besseren – was ging da in ihnen vor? 90 Prozent der Betroffenen nahm die Heilung entgegen und es wird uns nicht berichtet, was sie als Geheilte dann zuerst taten. Heim zur Familie? Schauen, wie es in ihrer ehemaligen Firma aussah? Einen tollen Badeurlaub am Roten Meer genießen?... Neun genossen die Heilung und vergaßen den Arzt.

Nur von einem wird berichtet, dass er umdrehte. Er hat nicht nur realisiert, dass seine Gesundheit wieder topp in Ordnung ist, sondern er dachte auch an den, dem er sein neues Leben verdankt. Er hat nicht nur das Geschenk angenommen, sondern auch an den Geber gedacht.

Danke, Herr!

Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich mich das letzte Mal vor Gott echt hingekniet habe, um ihm für etwas, was er mir geschenkt hatte, zu danken. Der geheilte Leprakranke gibt mir da ein gutes Beispiel, es in Zukunft anders zu handhaben…

Vor einigen Jahren rief uns einer unserer Söhne am späten Abend an. Er hatte einen Unfall mit seinem Auto gehabt und informierte uns über sein Handy, wo wir ihn treffen sollten. Als wir ihn dann auf diesem Feldweg fanden, zeigte er uns die Unfallstelle. Irgendwie war er von der Strasse abgewichen und beim Gegenlenken hat das Auto übersteuert und sich vor einer Brücke am Abhang überschlagen. Es kam dann kopfüber in einem Bach zum Liegen. Unser Sohn konnte sich dann aus dem Auto befreien. Wie durch ein Wunder war ihm nichts weiter passiert. Sogar das Handy funktionierte noch. Ich kann mich noch gut an diesen Abend erinnern und wie ich ihn fragte: "Hast du Gott schon für diese Bewahrung gedankt?" Worauf er mir bewegt antwortete: "Das war das erste, dass ich mich dort hingekniet habe, um zu danken. Und Gott mein Leben neu zu übergeben!" (Er ist heute übrigens in einer großen deutschen Stadt als Missionar im Einsatz, um Menschen mit Jesus Christus bekannt zu machen…)

Dankbar sein – dankbar werden. Ich finde, dass dies eine Tugend ist, die wir wieder neu entdecken sollten. Und dass wir hinter all den vielen kleinen und großen Geschenken im Alltag auch wieder neu den Geber aller Gaben sehen lernen…

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