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© lilartsy / unsplash.com

04.01.2008 / Das Dank-Tagebuch / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Andreas Meißner

Das Dank-Tagebuch

Unzufriedenheit vs. Dankbarkeit - so hatte ich mir das mal gedacht. Ich hab einfach aufgeschrieben, für was ich alles dankbar sein kann. Und als ich angefangen hatte, konnte ich kaum mehr aufhören...

Ich mag keine Werbung. Eigentlich hasse ich sie sogar. Aus ganz verschiedenen Gründen: Im Briefkasten sorgen die bunten Prospekte für Verstopfungen. Und entsorgen muss ich das Zeug. Beim Fernschauen zerstückeln mir die Werbeblocks meinen spannenden Film. Auf der Straße versperren mir diese Riesenplakate die Sicht auf die Natur. Und im Radio wird einfach ein Lied vorzeitig beendet, weil noch Spots gesendet werden müssen.

Werbung – ich mag sie überhaupt nicht! Denn Werbung weckt Bedürfnisse, die ich bis dato nicht hatte, damit ich diese erfülle und dafür Geld bezahle - was ich eigentlich nicht habe - um hinterher festzustellen, dass ich ohne dieses Produkt auch überlebt hätte.

Unzufriedenheit

Das ist der springende Punkt: Unzufriedenheit. Nicht zufrieden sein. Frustration. Verdrießlichkeit. Da wollen andere Menschen darüber bestimmen, ob und wo mein (Konsum-)Leben Lücken aufweist und wollen mir Bedürfnisse einreden – und oft genug schaffen sie es sogar:

Plötzlich reicht mir mein Auto nicht mehr aus. Ich soll diesen neuen Typ kaufen, der gerade beworben wird. Und eigentlich habe ich zu wenige Freunde. Die Ursache? Ich trinke das falsche Bier! Und mein Arbeitsspeicher könnte größer sein. Also ab zum IT-Discounter! Obwohl ich ja eigentlich ganz mit meinem Compi zurecht komme.

Gegenmittel: ´Ne Liste...?

Wenn das Bauchgefühl, das mich in den nächsten Konsumtempel treibt, zu stark wird, erinnere ich mich an eine alte Weisheit der Bibel: „Dankt Gott für alles, was er euch geschenkt hat.“ Danken – Dafür gibt es Gründe! Man – nein: – Ich muss nur die Augen aufmachen.

Ich habe vor Jahren mal angefangen, ein Dank-Tagebuch zu führen. Ich hatte mir damals vorgenommen, jeden Tag wenigstens fünf Dinge aufzuschreiben, wofür ich dankbar sein könnte. Anfangs musste ich überlegen, aber dann fielen mir immer neue Dinge auf, die niemals selbstverständlich waren! Im Danken wichen die Neid-Gefühle auf Andere und die Unzufriedenheit mit der eigenen Situation.

Und noch etwas passierte dabei: Beim Entdecken vieler toller Geschenke füllten sich auch diese Bedarfslücken, die mir mein unser Umfeld, die Werbung und die Medien immer wieder einreden wollten.

Wofür ich zurzeit dankbar bin

Neulich bei dem Sturm hatten wir Stromausfall. Dafür dankbar sein? Naja, immerhin fanden wir die Kerzen und mussten nicht im Dunkeln sitzen! Die „Optimierungen“ in der Firma bleiben erstmal ohne Folgen für meinen Arbeitsplatz.

Einmal angefangen, fallen mir so viele Sachen ein:

  • Ein Super-Sonnenuntergang drüben im Elsass (nicht weit von uns) – wie Gott das nur immer mit den tollen Farben hinkriegt.
  • Nach langen Auseinandersetzungen absolviert unser Junior jetzt ein Praktikum, was ihm sogar Spaß macht und sein Leben normalisiert – wenn das kein Grund zum Danken ist!
  • Der Strafbetrag wegen Geschwindigkeitsüberschreitung hält sich wider Erwarten in Grenzen.
  • Die Gespräche und der Austausch mit meiner Frau werden zunehmend schöner.
  • Die Erinnerungen an meine ziemlich strengen Eltern haben keine Bitterkeit über die Jahre hinterlassen, sondern Respekt für ihre Leistung, sechs quirlige Kinder aufzuziehen.
  • Dass ich am Zoll nicht kontrolliert wurde und so pünktlich in die Firma kam.
  • Für jede störungsfreie Autofahrt zur Firma, obwohl der Passat schon über 260.000 Kilometer auf dem Buckel hat.
  • Die Kohlmeise, die schon am frühen Morgen auf der Tanne vorm Haus fröhlich singt.
  • Dass die vielen kleinen Erdbeben in unserer Region noch keine größeren Schäden an Häusern und Infrastruktur hinterlassen haben.
  • Dass die Herzrhythmusstörungen nur zwei Tage dauerten.
  • Für unseren ideenreichen Pastor, der jede Predigt zu einem spirituellen Erlebnis werden lässt.
  • Der Frieden seit meiner Geburt in einem Europa, welches schon ganz andere Zeiten gesehen hat.
  • Das nette Begrüßungslächeln am Morgen auf der Arbeit.
    Dass ich mich ohne Angst auf die Zukunft nach dem Tod freuen kann – denn da wartet Jesus auf mich.
  • Für das (wieder) Funktionieren meines Computers, der mir eine große Arbeitshilfe bedeutet.
  • Der Anruf von einem unserer Söhne gestern Abend - war einfach schön.
  • ...

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