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© Jeshoots com / unsplash.com

03.03.2023 / Wochenrückblick / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Oliver Jeske

„Taufe to go“ und Klimastreik.

…der Freitagstalk der ERF Aktuell-Redaktion.

 

Im Freitagstalk der ERF Aktuell-Redaktion widmen wir uns heute den folgenden Themen:

  • „Fridays for Future“ hat am heutigen 3. März zum weltweiten Klimastreik aufgerufen.
  • Armenier gedenken eines schlimmen Massakers.
  • Berlin bietet eine Pop-up-Taufe an.
  • Die katholische Kirche kritisiert Überlegungen zum Abtreibungsrecht.
  • Und die niedersächsische Justiz steht wegen eines Falls von Antisemitismus in der Kritik.

Laura Stephan und Oliver Jeske fassen das Wichtigste dieser Woche zusammen.

 

ERF: Die Umweltschutzbewegung „Fridays for Future“ hat heute zum globalen Klimastreik aufgerufen. Mehr als 250 Demonstrationen sind in ganz Deutschland angemeldet. Die Beauftragte für Schöpfungs-Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland findet das gut.

Oliver Jeske: Kristina Kühnbaum-Schmidt sagt: „Es macht einen Unterschied, wenn wir unser Leben als ein Leben in Beziehung verstehen - mit Gott, seiner Schöpfung, unseren Mitgeschöpfen und mit allen Menschengeschwistern.“

Die Bischöfin betont, wir bräuchten dabei eine Ethik, die beschreibt, was Menschsein heute bedeutet: Von sich selbst absehen können, damit die Zukunft des Lebens auf der Erde offen und voller Möglichkeiten für kommende Generationen alles Lebendigen bleibt.“ Unter anderem die evangelischen Landeskirchen und die Bewegung „Churches for Future“. Sie beteiligen sich mit eigenen Bannern, Andachten und Gebeten.

Gedenken an Massenmord in Armenien

ERF: Blicken wir ein paar Tage zurück: Am zurückliegenden Montag jährte sich zum 35. Mal ein trauriges Ereignis.

Oliver Jeske: Am 27. Februar 1988 begannen in der aserbaidschanischen Stadt Sumgait gezielte Angriffe auf die armenische Bevölkerung. Über drei Tage hinweg wurden armenische Einwohner brutal ermordet, gefoltert und vergewaltigt. Diese Gewalttaten gegen die Armenier führten letztendlich zum Ausbruch des Konflikts um Bergkarabach zwischen Armenien und Aserbaidschan.

Heute, 35 Jahre später, erinnern sich Armenier auf der ganzen Welt - darunter sind zahlreiche Christen - an das schreckliche Sumgait-Massaker und gedenken der Opfer.

Der Zentralrat der Armenier in Deutschland sagt: „Das Sumgait-Massaker darf niemals vergessen werden und vor allem dürfen sich solche Gräuel nicht wiederholen. Wir müssen uns weiterhin für eine Welt einsetzen, in der alle Menschen in Frieden und Sicherheit leben können.“

Express-Eintritt in die Kirche

ERF: Kommen wir zu einem ganz anderen Thema: Die Evangelische Kirche in Berlin bietet seit neustem eine sogenannte „Pop-Up-Taufe“ an. Oliver, du lebst in der Hauptstadt. Was poppt denn da gerade auf bei den landeskirchlichen Protestanten?

Oliver Jeske: Das Ganze kann man nicht anders bezeichnen als einen Express-Eintritt in die Kirche – und das „spontan und ohne Voraussetzungen“. Konkret sieht das so aus: Man meldet sich um 11:30 Uhr bei der zentralen Bischofs-Kirche Sankt Marien am Alexanderplatz. Und bereits um 12 Uhr tritt man dann beim Mittagsgebet mit Abendmahl an das dortige Taufbecken.

ERF: Wie das ganze theologisch zu beurteilen ist, würde jetzt den Rahmen unseres Gesprächs sprengen. Deshalb werden wir das Thema noch einmal in nächster Zeit aufgreifen. Doch abgesehen davon: Welches Problem siehst du außerdem bei der Expresstaufe?

Oliver Jeske: Ich denke besonders an Christen, die zu uns nach Deutschland kommen, weil sie um ihres Glaubens willen in ihrer Heimat verfolgt werden. Weil es ihnen oft vorher nicht möglich war, lassen sie sich in deutschen Gemeinden taufen.

Sie drücken damit die Ernsthaftigkeit ihrer Beziehung zu Jesus Christus aus. Und damit ist die Taufe ein starkes Argument, wenn es vor deutschen Behörden darum geht: Findet ein Christ hier Asyl oder nicht.

Bärendienst an geflüchteten Christen

ERF: Und die evangelische Kirche Berlins stellt das aus deiner Sicht faktisch in Frage?

Oliver Jeske: Aus meiner Sicht leistet die evangelische Kirche in Berlin mit ihrer Aktion diesen Menschen einen Bärendienst. Wenn ich mich als mündiger Mensch überhaupt nicht mehr vorher mit der Botschaft der Guten Nachricht von Jesus Christus auseinandersetzen muss, um getauft zu werden, dann entwertet das die Taufe.

Ich frage mich: Würde die evangelische Kirche in Berlin überhaupt alle taufen, wenn plötzlich Dutzende Asylsuchende in die Kirche strömen?  Und was tut die Kirche gegen etwaigen Missbrauch? Es gibt bestimmt genug YouTuber, die scharf auf ihr Tauf-Selfie sind nach dem Motto: „Schaut mal, das hab ich auch noch gemacht. Was bin ich cool.“

Katholische Kirche: Abtreibung muss strafbar bleiben

ERF: Weniger cool reagiert die katholische Kirche auf aktuelle Diskussionen zum Schwangerschaftsabbruch. Sie sagt: Abtreibung in Deutschland muss strafbar bleiben.

Oliver Jeske: Tatsächlich ist Abtreibung bis heute in Deutschland im Strafrecht geregelt. Frauen, die sich in großer Not befinden und sich für eine Abtreibung entscheiden, bleiben straffrei. Dann nämlich, wenn sie sich vorher einer Beratung unterziehen und die Abtreibung in den ersten drei Monaten erfolgt.

Nun gibt es Stimmen in SPD, FDP und bei den Grünen, die sagen: Das Thema Abtreibung muss aus dem Strafrecht raus.

Dazu sagt der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing: „Eine Abtreibung bleibt eine Tötung eines Menschen.“ Er fordert mehr Hilfen für Frauen. Die Rahmenbedingungen in Deutschland müssten nach seiner Ansicht verbessert werden, damit Frauen erst gar nicht in die Notsituation geraten, in der sie ein Leben ohne ihr Kind in Erwägung ziehen.

Leistet Justiz Antisemitismus Vortrieb?

ERF: Vom Thema Abtreibung kommen wir jetzt zu einem weiteren Problemfeld: Und zwar wandert unser Blick nach Niedersachsen. Der dortige Antisemitismus-Beauftragte kritisiert die Justiz.

Oliver Jeske: Folgendes war passiert: Ein Rechtsextremist hatte Journalisten mit dem Begriff „Juden-Presse“ beschimpft. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits zum zweiten Mal ihre Ermittlungen gegen ein Mitglied der Partei «Die Rechte» eingestellt. Begründung:

Die Angriffe hätten sich nicht gegen Juden gerichtet. Und die betroffenen Journalisten hätten nicht geklagt. Der Antisemitismusbeauftragte von Niedersachsen, der Theologe Gerhard Wegner, will jetzt persönlich das Gespräch mit den Staatsanwälten suchen.

 

ERF: Nach den vielen eher nachdenklich stimmenden Meldungen schließen wir unseren heutigen Freitagstalk mit einem Kulturtipp ab.

Oliver Jeske: Ein Besuch in Berlin lohnt sich ja bekanntlich immer. Aber dem 27. März 2023 nochmal umso mehr. Dann präsentiert der Deutsche Bundestag eine Woche lang im Rahmen einer Ausstellung die originale Paulskirchenverfassung. Sie war ein Vorbild der späteren Verfassung der Weimarer Republik und auch unseres heutigen Grundgesetzes.

Normalerweise ist die Paulskirchenverfassung im Deutschen Historischen Museum zu sehen. Das ist aber derzeit wegen Bauarbeiten geschlossen. Deshalb der besondere Ort.
 

ERF: Also auf nach Berlin! Das war unser Freitagstalk vom Team ERF Aktuell. Ein schönes Wochenende wünschen Ihnen Oliver Jeske und Laura Stephan.

 Oliver Jeske

Oliver Jeske

  |  Redakteur

Sprachlich Hannoveraner, seit einem Vierteljahrhundert in Berlin zu Hause, liebt er Jesus, Tanzen mit seiner Frau, Nordsee-Spaziergänge mit seinen Söhnen und leckeren Fisch. Von Gott ist er fasziniert, weil der ihn immer wieder überrascht und im wahrsten Sinne des Wortes beGEISTert.

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