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© Brunnen Verlag

07.11.2013 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Bettina Schwehn

Liebe, Sex und Ehe

Timothy Kellers Buch „Ehe“ beleuchtet diese Begriffe aus biblischer Sicht.


„Liebe ist … ihre kalten Füße zu wärmen.“ Die bekannten Cartoons von Kim Casali zeigen, was Liebe ist – zumindest den BILD-Lesern. Auch Filme, Romane und Werbung formen in uns ein bestimmtes Bild von Liebe. Wir scheinen also ganz gut zu wissen, was Liebe ist. Aber wissen wir genauso gut, was Ehe ist?

Der Pastor Timothy Keller möchte diese Frage in seinem Buch „Ehe – Gottes Idee für das größte Versprechen des Lebens“ beantworten. Keller ist bekannt für seine theologisch und biblisch fundierten Bücher wie „Warum Gott?“ oder „Es ist nicht alles Gott, was glänzt“. Für dieses Buch hat er sich seine Frau Kathy als Co-Autorin mit ins Boot geholt.
 

… und so lebten sie glücklich bis an ihr Single-Ende

Direkt zu Beginn nimmt Timothy Keller dem Leser die Illusion, dass die Ehe ein wahr gewordenes Märchen ist, in dem Traumprinz und -prinzessin glücklich bis an ihr Lebensende zusammenleben können, ohne an ihrer Beziehung arbeiten zu müssen. Das ist nur eine der Vorstellungen, die Menschen über die Ehe haben und die sich im Laufe der Jahre ändern: Früher wurde die Ehe beispielsweise als soziale Absicherung angesehen und zur gegenseitigen Versorgung geschlossen, während es heute oft nur noch darum geht, den Partner zu finden, der einen am besten versteht und darüber hinaus noch gut im Bett ist.

Anhand von Epheser 5,18-33 legen die Autoren dar, dass die Ehe in dieser Art von ihrem Schöpfer gar nicht geplant war. In den einzelnen Kapiteln erklären sie beispielsweise

  • wozu es die Ehe gibt,
  • wie man den anderen lieben kann, obwohl er einem manchmal fremd ist,
  • warum die Ehe einem Bund gleicht, den Gott mit uns Menschen geschlossen hat,
  • warum Sex in die Ehe gehört.

Die wichtigste These ist, dass die Ehe aus zwei Freunden bestehen sollte, deren Freundschaft sowohl auf geistlicher Verbundenheit, als auch auf körperlicher Anziehung beruht und die einander in Liebe helfen, Menschen nach Gottes Willen zu werden.
 

Spieglein, Spieglein, an der Wand …

Beim Lesen erkennt man: Was die Bibel über die Ehe und die Partnersuche sagt, ist keineswegs veraltet, sondern bietet wertvolle Hinweise dazu, wie ein gutes Zusammenleben in einer Partnerschaft gelingen kann.

Besonders herausfordernd ist die Aussage, dass die Ehe ein Spiegel des Evangeliums ist. So wie Gott mich trotz meiner Unvollkommenheit liebt, ist auch der Ehepartner der Mensch, der mir am nächsten steht und somit meine größten Schwächen und Fehler kennt. Bringt mein Partner mir dennoch Annahme und bedingungslose Liebe entgegen, wird er in diesem Punkt Gott gleich. Diese Haltung ist ganz schön harter Tobak für unsere selbstbezogene Gesellschaft, denn gegenseitige Erfüllung, Opferbereitschaft und Unterordnung klingen unbequem.

Dennoch fühlt sich der Leser damit nicht überfordert, da Keller viele Beispiele aus seiner Ehe und Beratertätigkeit einbringt. Durch diese Beispiele und praxisbezogene Abschnitte wird die teils recht theoretische Argumentation aufgelockert. So erläutert Keller in einem gesonderten Teil, was die Unterordnung der Frau für die Geschlechterrollen in der Ehe konkret bedeutet. Gerade durch die praktischen Beispiele wird klar, wie ein Mann Haupt der Frau sein kann, und was es für Frauen heißt, sich unterzuordnen – nämlich nicht bedingungsloser Gehorsam. Schade ist jedoch, dass dieser Teil nicht im betreffenden Kapitel selbst, sondern erst im Anhang zu finden ist.
 

Ende gut, alles gut

Das Buch ist für verheiratete und unverheiratete Paare, aber auch für Singles wertvoll. Wer sich bereits bei der Partnersuche Gedanken darüber macht, wie Ehe gelebt werden sollte, hat die Chance eine positive Haltung zur Ehe zu entwickeln. Ein gesamtes Kapitel bietet Singles diese Möglichkeit und gibt viele praktische Tipps zur Partnersuche.

Hilfreich ist das Buch zudem für beide Geschlechter. Dadurch, dass Keller und seine Frau gemeinsam am Werk waren, werden sowohl die männliche als auch die weibliche Sichtweise beschrieben – ohne dass der Leser einen Bruch im Schreibstil erkennt.

Kurzum: Keller legt ein hilfreiches Buch vor. Für alle, die sich fragen, wann sich ihr Partner denn endlich ändern wird. Für alle, die auf den oder die Richtige warten. Und für alle, die ahnen, dass Liebe nicht nur daraus bestehen kann, sich gegenseitig die Füße zu wärmen. Denn „wenn die Bibel von Liebe spricht, geht es nicht darum, wie viel ich von dem anderen bekommen möchte, sondern in erster Linie darum, wie viel ich bereit bin, ihm zu geben.“

Ihr Kommentar

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Kommentare (3)

Ralf /

Liebe is alles und Gott ist der Mittelpunkt
unserer Ehe, wir haben aus Liebe geheiratet.

Esther /

Ich gehe auch davon aus, dass unsere Erwartungen an die Ehe ganz andere sind als sie es früher waren.

Rainer /

Kann es nicht sein, dass in "biblischen Zeiten" oder auch bis vor wenigen Generationen bei Ehe trotz des Hohelieds Salomos und der Liebe (Korintherbrief) ideelle oder romantische Aspekte eine weniger mehr

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