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Israel – Gottes Augapfel
Der Bibeltext Sacharja 2,10-17 – ausgelegt von Helmut Schilke.
Wehe, wehe! Flieht aus dem Lande des Nordens!, spricht der HERR; denn ich habe euch in die vier Winde unter dem Himmel zerstreut, spricht der HERR. Wehe! Nach Zion rette dich, die du wohnst bei der Tochter Babel! Denn so spricht der HERR Zebaoth, nachdem seine Herrlichkeit mich gesandt hat zu den Völkern, die euch berauben: Wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an.[...]
1. Israel im Fokus der Weltöffentlichkeit
Es gibt ganz unterschiedliche Ansichten über die Bibel, über die Juden, über Israel … Es ist verwunderlich, wie Israel fast täglich die Schlagzeilen der Medien füllt. Ganz nebenbei: In der Welt geschehen ungleich größere Grausamkeiten gegenüber dem, was man Israel nachsagt. Aber das scheint nur wenige zu interessieren.
In diesem Abschnitt geht es wiederum um Israel, ein Volk, das seit ca. 2.500 Jahren nicht aus dem Gedächtnis der Menschheit getilgt werden konnte – setze ich die Verfassungszeit des Propheten Sacharja als Anfang voraus.
So mancher mag ja einige Vorbehalte gegen die Bibel haben. Doch schaue ich mir diesen Text eingehender an, entdecke ich etwas davon, was es nur in der Bibel gibt: Prophetien, die sich erfüllt haben, und weitere, die sich noch erfüllen werden.
2. Zerstreuung und Sammlung des Volkes Israel
Was jeder Mensch in diesem Text ablesen kann, ist die Tatsache, dass Juden zweifellos in alle vier Himmelsrichtungen zerstreut wurden. 2023 leitete ich eine christliche Gruppe, die Urlaub auf Guadeloupe machte. Ich meine mich daran zu erinnern, wie die Fremdenführerin uns erzählte, dass einer der ersten Siedler oder Fischer ein Jude war. Bis in die Karibik hatte es also Juden verschlagen.
Ebenso kann ich aus der Bibel ablesen, dass Gott sein Volk aus allen Nationen sammeln wird, gesammelt hat und weiterhin sammelt, sodass sie in dieses von Gott verheißene Land Israel zurückkehren. Dies wird zwar nicht hier in unserem Abschnitt ausdrücklich genannt, aber es findet sich an vielen anderen Stellen des Alten Testamentes.
Schließlich kommt noch eine etwas seltsame, aber doch unglaublich schlagkräftige Aussage in unserem Text vor: „Wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an.“ Andere übersetzen auch mit „der tastet meinen Augapfel an“. Damit ist Gottes Augapfel gemeint. Was soll diese Aussage bedeuten? Wenn ich es einmal auf mich selbst münze: Ich erlaube es keinem, meinen Augapfel zu verletzen. Wenn es aber doch geschieht, dann wird derjenige etwas erleben. So verhält es sich auch aus der Sicht Gottes mit seinem Volk Israel.
3. Gottes Handeln in der Weltpolitik und die Verantwortung der Nationen
Ich war schon immer ein wenig darüber bestürzt, dass in so vielen Ländern der Erde Christen um ihres Glaubens willen verfolgt, misshandelt, eingesperrt und sogar umgebracht werden. Anscheinend tut Gott nichts dagegen. In der Tat ist uns Christen nicht das Schwert in die Hand gegeben; unser Auftrag wird umrissen von Liebe, Gnade und Vergebung. Politisch gesehen sind wir auf Seiten der Verlierer. Interessiert sich Gott also nicht für die Weltpolitik? Jesus Christus jedenfalls verhielt sich politisch auffallend neutral. Doch auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, dass sich Gott in Bezug auf Israel – und vielleicht auch nur dort – nicht neutral verhält. Gott sorgt dafür, dass sein Volk nie wieder aus seinem Land vertrieben wird. Genau dieses Versprechen Gottes spiegelt sich indirekt in diesem Textabschnitt wider. Sacharja zeigt sogar auf, dass Israeliten selbst zu Herren über ihre einstigen Herrscher werden. Meine persönliche Meinung ist, dass Nationen, die sich gegen Israel stellen, damit beginnen, ihren eigenen Untergang vorzubereiten.
4. Was Christen aus Gottes Verheißungen lernen können
Aber, so stellt sich die Frage, können wir Christen irgendetwas aus diesem weltbewegenden Konflikt lernen? Ja, das können wir. Es geht hier um althergebrachte Verheißungen, um Versprechen, die Gott seinem Volk gemacht hat. Gott hat schon Abraham versprochen, dass er das Land der Kanaaniter an seine Nachkommen geben wird. Darüber hinaus hat Gott ihm versprochen, dass diejenigen, die ihn, das heißt auch seine Erben, segnen, gesegnet sein werden. Wer hingegen ihn verflucht, selbst verflucht sein wird.
Gott steht auch zu uns, was immer passiert, wenn wir uns bereit erklärt haben, Jesu Christi Jünger zu werden. „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“, wird uns Christen versprochen (Römer 8,38–39).
Ich weiß, dass mancher Christ in Bezug auf Israel anders denkt. In der Tat ist das Volk Israel immer wieder gegenüber Gott untreu geworden. Aber ja, er hat sie daraufhin bestraft und ihnen sogar die Vertreibung aus dem verheißenen Land angedroht und dann auch vollzogen. Hat dies dann die Auflösung seiner Versprechen, seiner Prophetien, mit sich gebracht?
Wenn dem so wäre, wer will mir dann garantieren, dass ich nicht auch aus seiner Gnade falle? Vielleicht überlegt es sich Gott plötzlich anders und er löst seine Versprechen einfach so auf oder lässt sie fallen? Doch was ist ein Versprechen wert, wenn man es nicht einhält? – Nichts. Wenn etwas dauerhaft seine Gültigkeit beibehält, dann ist es Gottes Wort; dann sind es seine Verheißungen. Genau auf diese sollten wir uns verlassen, mehr als auf die Meinung von Menschen. Ich hoffe ja, dass dies auch die Regierenden in Israel, ja das ganze Volk Israel, beherzigen: an Gottes Worte glauben und sie umsetzen.
Ebenso hoffe ich, dass wir als Christen dies tun. Wie hat Jesus einmal ausdrücklich betont: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte“, und darunter verstehe ich die ganze Bibel, „werden nicht vergehen“ (Lukas 21,33). Jesus wird uns durch die Krisen dieses Lebens hindurchtragen, bis wir in seiner Herrlichkeit angekommen sind. Darauf sollten wir uns verlassen.
Ist Ihnen aufgefallen, dass auch der Werdegang von uns Christen in unserem Text vorausgesagt wird? „Und es sollen zu der Zeit viele Völker sich zum Herrn wenden und sollen mein Volk sein, und ich will bei dir wohnen. – Und du sollst erkennen, dass mich der Herr Zebaoth zu dir gesandt hat“ (Sacharja 2,15). Wer sein Leben Jesus Christus anvertraut hat, wird zum Volk Gottes hinzugezählt.
© Generiert mit KI Светлана Воротняк/
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