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Unterwegs in der Karwoche

Harald Klingler über Johannes 16,22.

Jesus spricht: Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.

Johannes 16,22

Mit welchen Gedanken und Gefühlen gehen Sie in und durch die Karwoche, der Woche, in der alles auf die Erinnerung an Jesu Tod zuläuft?

Mit welchen Gedanken und Gefühlen begleiteten die Jünger ihren Meister durch diese Woche? Schon bald hatte Jesus davon gesprochen, was ihn in Jerusalem erwarten würde. Immer wieder sprach er von seinem Leiden und Sterben. Die Jünger, so scheint es, konnten und wollten dies nicht wahrhaben. Sie hofften, so schlimm, wie er gesagt hatte, werde es schon nicht kommen.

Die Evangelien lassen erkennen, wie die Jünger in der Karwoche unverständig und wie unbeteiligt neben dem Geschehen standen. Sie schienen sehr mit sich beschäftigt. Mit am deutlichsten wurde es im Garten Gethsemane. Nicht eine Stunde konnten sie mit ihrem Freund und Meister wachen. Er aber schwitzte Blut und Wasser. Und als er verhaftet wurde, liefen sie angstvoll davon. Sie liefen um ihr Leben. Nur Petrus nicht.

Und Jesus? Der ging unbeirrt seinen Weg durch jene Tage. Geradewegs ging er den Weg ans Kreuz. In unbedingtem Gehorsam, entschlossen, sich in den Willen des Vaters zu schicken. Seine Sorge galt nicht sich, sondern seinen Jüngern.

Das macht der Bibelvers aus dem Johannesevangelium deutlich. In diesem macht Jesus den Jüngern keine Vorhaltungen wegen ihres Verhaltens. Er signalisiert ihnen Verständnis für ihre Gedanken und Gefühle. „Ihr habt nun Traurigkeit.“ Er macht ihnen sogar Hoffnung! Er heißt sie, über sein Leiden und ihren Schmerz beim Abschied hinaus zu blicken. So bitter für die Jünger sein wird, was auf sie zukommt, ihr Versagen eingeschlossen, Jesus sagt zu: „Ich will euch wiedersehen.“ Jesus sagt, dass es kein Abschied für immer sein wird. Auch das sagt er zu: Beim Wiedersehen wird sie anstelle ihrer großen Traurigkeit eine nicht gekannte und nicht zu trübende Freude ergreifen. „Euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.“

Was diese Zusage ihres Herrn bedeutete, mussten die Jünger erst noch lernen. Sie konnten sich ein Wiedersehen nicht vorstellen. Wie sollte das möglich sein? Wie sollte das aussehen? Jesus hatte von seinem Sterben-Müssen und auch von seiner Auferstehung gesprochen. Aber Auferstehung, dies ging weit über ihr Vorstellungsvermögen hinaus. Beim Wiedersehen nach dem Ostermorgen wurde es deutlich. Als der Auferstandene den Jüngern begegnete, stellte sich nicht gleich Freude ein. Zu groß waren das Entsetzen und das nicht Begreifen. Es dauerte, bis sie ihn erkannten und erkannten, dass ihr geliebter Herr lebt. Doch dann kehrte eine Freude ein, wie sie sie bisher nicht kannten.

Was sagt dies uns? Uns, die wir uns mehr oder weniger verständig und beteiligt auf den Weg durch die Karwoche machen? Uns, die wir die Leidensgeschichte Jesu und die Freudenbotschaft von seiner Auferweckung vielleicht schon lange kennen? Mir sagt es: Jesus kennt meine Gedanken und Gefühle, mit denen ich unterwegs bin. Er kennt meine Ängste und meine Zweifel, die mein Herz gefangen nehmen. Er kennt mich und versteht mich. Er will mich auf seinen Leidensweg mitnehmen. Und: er will mich durch das Dunkel dieser Tage zur Freude an seiner Auferstehung führen. Er will, dass ich ihn begleite und dabei im Glauben wachse. Mehr noch: Jesus will mir die Angst vor dem Tod nehmen. Nicht nur vor seinem Leiden und seinem Tod, auch vor meinen Schmerzen und meinem Tod. Er sagt mir zu: Ich will dich wiedersehen. Und an dem Tag, an dem wir uns in meinem Reich wiedersehen werden, wird eine dir nicht vorstellbare, unbändige, unauslöschliche Freude dich ergreifen.

Jesu Zusage gibt unseren Gedanken und Gefühlen eine Richtung, die zu einer unvergleichlichen Hoffnung führt. Unser Herr segne Ihren Weg durch die Karwoche hin zur Osterfreude.

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