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Trau, schau, wem

Manfred Schultzki über Apostelgeschichte 9,17.

Hananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist, dass du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest.

Apostelgeschichte 9,17

Mit ziemlich viel Wut im Bauch ist Saulus unterwegs. Er ärgert sich über diesen Jesus und genauso über die, die sich ihm angeschlossen haben. Er hat sogar so etwas wie eine Strafexpedition zusammengestellt. Er will Christen fangen. Doch dann fängt Christus ihn.

Saulus stürzt, ist plötzlich blind und kommt ganz hilflos in Damaskus an. Drei Tage lebt er in einer fremden Wohnung. Drei Tage wie Kaugummi. Drei einschneidende Tage. Es fällt mir schwer, mich in die Lage des Saulus zu versetzen. Hilfe nötig haben bei den intimsten Verrichtungen, angewiesen sein auf wildfremde Menschen. Nicht wirklich wissen, wie es weitergehen soll. Wobei eins schon klar ist - Jesus hat ihn überwunden. Doch das bedeutet zunächst nur, dass Saulus seine Vorhaben nicht weiterverfolgen wird.

Saulus ist total verunsichert. Da bekommt er Besuch von einem Christen namens Hananias. Wir wissen nicht genau, welchen Rang Hananias in der Gemeinde von Damaskus hatte. Er betritt das Haus und erkundigt sich nach dem blinden Fremden. Man führt ihn in das Zimmer, in dem Saulus sich aufhält. Da begrüßt Hananias den Christenverfolger mit folgenden Sätzen: "Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist, dass du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest."

Jedes Mal, wenn ich diese Geschichte lese, bin ich von Neuem beeindruckt. Nicht allein von Jesus, der aus einem Saulus einen Paulus macht. Der den Verfolger als Nachfolger gewinnt. Der den, der über Land gezogen ist gegen das Christentum, zum Völkerapostel macht. Ich bin noch mehr beeindruckt von diesem Hananias. Er hätte sich doch fürchten müssen. Er hätte misstrauisch einen Erstkontakt herstellen können, um erst mal zu prüfen, was der Saulus denn für ein Mensch ist. Ob das eine ehrliche Lebenswende ist? Ich glaube, ich hätte so gedacht - selbst wenn Jesus mich persönlich beauftragt hätte. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Trau, schau, wem.

Jesus aber hatte Hananias beauftragt: Geh hin. Er betet. Und Hananias begrüßt Saulus, als wäre er ein Mitchrist, der sich aus Jerusalem auf den Weg gemacht hat. „Lieber Bruder Saul.“

Das ist es, was ich mir für mich und uns als Gemeinden auch wünsche - solche Offenheit wie bei Hananias. Solche Hörbereitschaft. Und zugleich solches Vertrauen zu Jesus Christus. Er ist es doch, der die Herzen verändert. Er ist der Herr seiner Gemeinde. Wen er einlädt - egal von woher - der gehört dazu. Der soll ein lieber Bruder für uns sein oder eine liebe Schwester. Die christliche Anrede als Bruder oder Schwester ist weithin aus der Mode gekommen. Aber was dahintersteht, das wird nie unmodern: Wenn Jesus Christus mein Herr ist und zugleich mein Bruder, dann habe ich gleichzeitig viele andere Brüder und Schwestern, Menschen, die mir um Jesu willen nahe sind. Gemeinschaft mit Christus verbindet mit der Welt. Und er gibt uns die nötige Liebe dazu.

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