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/ Wort zum Tag

In ihm leben, weben und sind wir

Hartmut Bärend über Apostelgeschichte 17,28.

„Selber“, - dieses Wort hat unsere Tochter schon sehr früh in ihrem Leben gebraucht, wenn es um das Gefüttert-Werden ging. Ja, das fängt früh an mit dem „selber“. „Selbst ist der Mann“, heißt ein altes Sprichwort! Danach streben Menschen, nach Selbstständigkeit, nach Autonomie, nach Selbstbestimmung. Das ist ein hohes Gut in unserer Welt, gerade in unserer westlichen Kultur. Nicht umsonst heißt das Beförderungsgefährt, das uns von A nach B kutschiert, Auto. Was nichts anderes heißt als „Selbst“.

Da passt so ein kleines Virus gar nicht ins Konzept. Seit mehr als einem Jahr gefährdet und quält es unsere Gesellschaft, ja, auch uns selbst und schränkt die Selbstbestimmung massiv ein. Vieles geht nicht mehr – von selbst. Damit wir uns schützen können, waren und sind Lockdowns, Ausgangssperren, Quarantäne, Tests angesagt, wie die inzwischen mehr als geläufigen Begriffe alle heißen. Im Moment erleben wir Lockerungen, Gott sei Dank, aber wir wissen nicht, wie der Herbst wird.

Wenn wir genau hinschauen, dann sehen wir auch sonst, wie dünn der Boden ist, auf dem wir stehen. Das gilt ja nicht nur für den Umgang mit dem Virus. Wir erfahren uns an vielen Stellen unseres Lebens als fremdbestimmt. Das fängt mit dem Wetter an, das zeigt sich bei Krankheiten und Schicksalsschlägen, und vor allem bei der Erfahrung von Endlichkeit und Tod. Trotzdem leben wir oft, als ginge immer alles so weiter, als seien wir der Nabel der Welt. Der allgemeine Wohlstand in unserem Land trägt viel dazu bei.

Dabei aber haben viele von uns völlig vergessen, dass sie Gott vergessen haben, wie es ein Theologe mal sehr treffend formuliert hat.

Sie meinen, Selbstbestimmung habe mit Gott nichts zu tun, ja eher im Gegenteil, Selbstbestimmung und Glaube an Gott schließen einander aus. In der Antike war das einmal ganz anders. Da wurden ganze Götterscharen verehrt. Der Gedanke, dass wir Menschen allein auf dieser Erde leben und danach in ein Nichts abgleiten könnten, war denen damals ganz fremd.

In einer solchen Welt lebte der Apostel Paulus, den wir aus der Bibel kennen. Er wusste sich berufen als Missionar und bereiste die damalige Welt, um allen Menschen zu bezeugen, dass Leben ohne Gott nicht lebenswert ist. Aber nicht nur das: In einer Antrittspredigt im damaligen Weltbildungszentrum, in Athen, wendet Paulus sich massiv gegen die Vielgötterei, aber auch gegen jede Form von Gottlosigkeit. Er verkündigt den Gott, der sich in Jesus Christus uns Menschen offenbart hat. Dabei sagt er einen großen Satz. „In ihm, in diesem Gott, leben, weben und sind wir.“ Wir können gar nicht anders, ob wir wollen oder nicht, wir werden diesen Gott nicht los.

Das ist auch heute so: Mag sich unsere Welt vor allem im Westen Europas auch noch so aufgeklärt, und selbstbestimmt darstellen, mögen sich noch so viele von der Kirche abwenden, sie werden Gott nicht los. Er ist überall; er lässt sich nicht verdrängen. Er ist wie die Luft um uns herum, er lässt uns atmen, ohne ihn ist kein Leben. Das will Paulus den so gebildeten selbstbestimmten Athenern und auch uns sagen: Ein selbstbestimmtes Leben, so wünschenswert und wertvoll es auch sein mag, ist nicht alles. Die Mitte unseres Lebens können nie wir selber sein, sondern das ist Gott. Ihm verdanken wir unser Leben, von ihm sind wir abhängig.

Das können wir sogar sehr gern sein. Denn dieser Gott, den Paulus verkündigt, ist ein „Backofen voller Liebe“, wie Martin Luther einmal gesagt hat. Ständig wartet er darauf, wie er uns zum und im Leben helfen kann. Er hat alles dafür getan: Er hat Jesus, seinen geliebten Sohn, für uns und unsere Gottlosigkeit in den Tod gegeben. Gott hat Jesus auferweckt. Er hat dem Leben Sinn und Ziel gegeben.

Gott wartet darauf, dass wir ihn wiederentdecken. Vielleicht kann die schlimme Erfahrung mit dem Virus uns etwas nachdenklicher machen über den Weg unseres Lebens. Vielleicht kann sie uns dazu führen, unsere Hoffnung neu auf diesen Gott zu setzen und uns dem auferstandenen Herrn Jesus Christus anzuvertrauen.

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