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/ Wort zum Tag

Gegen das Vergessen

Andreas Hannemann über Psalm 103,2.

Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

Psalm 103,2

Vergesslichkeit ist ein ganz eigenes Phänomen. Es gibt Vergesslichkeit, die mir auffällt, die ich reflektiere. Z.B. wenn ich eine Person treffe, die ich kenne. Kurzes Stocken, kurzes überlegen: Den hast du doch schon mal gesehen, aber der Name… wie war noch der Name… Mir geht es nach solchen Erlebnissen so, dass ich mir dann vornehme, etwas gegen meine Vergesslichkeit zu tun. Etwa den Namen aufzuschreiben oder sich durch sogenannte Eselsbrücken den Namen zu merken.

Es gibt aber noch eine andere Vergesslichkeit, die ist gefährlicher. Diese Vergesslichkeit bemerke ich gar nicht. Sie geschieht unreflektiert. Nein, ich meine keine krankhafte Demenz. Es geht mir um eine Vergesslichkeit des Herzens. In der Bibel wird das Herz als der Ort benannt, wo die Begegnung zwischen Gott und Mensch stattfindet. Hier zeichnet Gott seine Spuren ein, wenn er mich tröstet, mir vergibt, mich ermutigt, mir Glaubensfreude schenkt. Eigentlich Grund genug, Gott zu danken. Für die vielen großen und kleinen Fußspuren, die er in meinem Leben hinterlassen hat.

Trotzdem gibt es diese Vergesslichkeit des Herzens. Sie schleicht sich ganz unbewusst ein. Diese Vergesslichkeit fällt meist gar nicht auf, weil mich niemand mit dieser Vergesslichkeit konfrontiert. Es entsteht auch keine peinliche Situation, in der diese Vergesslichkeit auffallen würde. Es entsteht aber etwas anderes: Eine Entfremdung. Gott wird mir gleichgültig. Ich erinnere mich nur noch an ihn, wenn ich ihn brauche. Aber sonst…

Der heutige Losungstext gibt einen Tipp, was ein Mensch gegen diese schleichende Vergesslichkeit tun kann: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Lobe den Herrn meine Seele – Loben ist das beste Training. Es schützt vor Vergesslichkeit. Wer lobt, der erinnert sich. Nun heißt es im Psalm 103, dass die Seele loben soll. Anders als im griechischen Denken beschreibt der Hebräer mit der Seele nicht irgendeinen unbekannten, inneren Ort. Im weitesten Sinne steht Seele im Hebräischen für den gesamten Menschen mit Einbeziehung des Körpers und bedeutet dann „Person“. Der Mensch hat nicht eine Seele, sondern er ist eine Seele und lebt als Seele.

Was bedeutet das für das Loben? Loben geschieht ganzheitlich. Natürlich, zunächst mit dem Verstand: Wenn ich bete und Gott lobe und ihm für alles Gute danke. Es geht aber nicht um eine Pflichtübung, die ich kurz mal im Rahmen eines Gebetes abhake. Loben geschieht mit der Seele – also ganzheitlich, mit dem Willen und auch mit dem Körper – z.B. indem ich Loblieder singe. Wie und in welcher Form – ob eher summend oder laut unter der Dusche trällernd, ist dabei zweitranging. Weil Loben ganzheitlich geschehen soll, deshalb lobe ich auch durch die Art und Weise, wie ich meine täglichen Aufgaben erledige. Ich kann meine Arbeit mit einem inneren Groll und einer tiefen Ablehnung erledigen. Lob Gottes bedeutet: Ich danke Gott, dass er da ist. Dass er in Jesus an meiner Seite steht. Dass ist auch ein Lob Gottes, das die Vergesslichkeit verdrängt. Vielleicht haben sie ja noch andere gute Ideen, wie sie der schleichenden Vergesslichkeit des Herzens begegnen können. Loben hilft – bestimmt.

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