/ Wort zum Tag
„Eigentum verpflichtet!“
Ulrich Ahrens über Apostelgeschichte 4,36-37
Barnabas – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.
„Eigentum verpflichtet!“ – so steht es wie eingemeißelt im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Art. 14.
Ich bin kein Verfassungsexperte und vermag nicht zu sagen, wie dieser Satz von Juristen ausgelegt und erklärt würde.
Der Bibelvers aus der Apostelgeschichte stammt aus einer Zeit, als es das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland noch nicht gab. Und es ist vielleicht gerade deshalb eine ungeheure Herausforderung für uns heute.
In der Apg Kap 4, 36-37 steht: „Barnabas – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes – ein Levit, aus Zypern gebürtig, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.“
An dieser Stelle wird zum ersten Mal in der Apostelgeschichte der Barnabas erwähnt. Später war er ein bewährter Mitstreiter des Apostels Paulus und in der Ausbreitung des Evangeliums mit tätig.
Als gebürtiger Levit war er tief verwurzelt im jüdischen Glauben. Aber dann war er doch Jesus begegnet. Wo und wie das bei ihm geschah, erfahren wir nicht.
Es mag sein, dass ihn das Miteinander der ersten Christen angesprochen und überzeugt hatte. Dieses Miteinander war gekennzeichnet von einer erstaunlichen Liebe zueinander. Es wird im selben Kapitel der Apostelgeschichte so beschrieben: „…auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.“ (Apg 4,32b)
Das war keine von oben verordnete Gütergemeinschaft oder gar eine Art von Vergesellschaftung allen Eigentums.
Sondern die durch Jesus geweckte Liebe zu Gott und zu den anderen Christen ließ sie alle einfach wahrnehmen, was der andere brauchte.
Ihren Besitz verstanden sie schlicht als ihnen von Gott anvertrautes Gut, um damit anderen zu dienen.
Wir sind in unserer Zeit so ziemlich stark auf uns selbst bezogen. Was ich besitze, das ist natürlich das Meine. Darüber verfüge ich auch ganz allein. Da hat mir niemand drein zu reden.
Ganz anders die Christen damals – und in ihrer Gemeinschaft der Barnabas. Sie fragten: Wie kann ich dienen?
Sie hatten doch erlebt, dass Jesus ihnen gedient hatte mit seinem Leiden und Sterben. Sie hatten erfahren, durch das Vertrauen zu Jesus ganz frei zu werden und eine ewige Hoffnung zu empfangen. Darum nun sahen sie sich gerufen zum Dienst für den anderen mit dem, was ihnen anvertraut war.
Das ist überhaupt kein Widerspruch dazu, dass ich etwa auch genießen dürfe, was mir gehört. Dass ich mich freuen dürfe an dem, was ich empfangen konnte an irdischen Gaben. „Gott gibt gerne große Gaben, ach, dass wir Armen nur so kleine Herzen haben“ – so haben wir es in der Jugendgruppe mit lauter Stimme gesungen.
Das ist wahr. Gott versorgt uns gerne. Aber er stellt uns auch in die Verantwortung, mit dem, was er uns zukommen lässt, zu dienen.
Barnabas ist durch sein Verhalten sicher kein armer Mann geworden. Aber er hatte verstanden, dass er zum Dienst berufen war. Zum Dienst mit seinem Eigentum wie auch mit seinem ganzen Leben, das er ebenfalls Jesus zur Verfügung stellte.
Sein Beispiel mag bei uns Schule machen, indem wir überlegen, wo und wie wir heute dienen könnten mit dem, was uns anvertraut ist.
Wenn es stimmt, dass Barnabas erst durch dies Verhalten der ersten Christen zu Jesus selbst hingezogen wurde, ahnen wir vielleicht, welche große Dimension solch ein Dienst in unserer Zeit bekommt.
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